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Finalissima – die Zeit der Dramen und Helden!

Andy

Heute Abend ab 20.00 Uhr steigt in der Zürcher Swiss Life Arena der Showdown. Die ZSC Lions und der Lausanne HC kämpfen in der Finalissima um den Meistertitel. Es ist das neunte Mal, dass Spiel 7 in der Finalserie entscheiden muss – und zum fünften Mal sind die Zürcher involviert.

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Am Ende werden wohl auch heute Details und vielleicht Millimeter über Freuden- und Trauertränen entscheiden. © KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

In der Theorie sind die ZSC Lions die Favoriten, nachdem sie in der Regular Season und in den Playoff-Viertelfinals und -Halbfinals so überzeugend aufgetreten sind. Doch Lausanne hat in den ersten sechs Finalspielen dieser Serie Präsenz markiert, überzeugt und gezeigt, dass der erstmalige Gewinn des Meistertitels in dieser Saison alles andere als utopisch ist.

Heute Abend müssen die Karten auf den Tisch, liegt die Wahrheit einzig auf dem Eis. Und es gibt durchaus Aspekte, die für die Zürcher sprechen. Da ist einerseits der Heimvorteil. In den bisher sechs Finalduellen hat immer das Heimteam gewonnen, auch weil der jeweilige Coach den Vorteil des letzten Wechsels ausnutzte. Doch ein Blick zurück zeigt, dass in den acht bisherigen siebten Finalduellen je viermal das Heim- und das Auswärtsteam triumphierte. Und: Nur einmal endete die Finalserie mit sieben Heimsiegen; das war 2007, als der HCD gegen den SCB die Finalissima dank des goldenen Treffers von Robin Leblanc mit 1:0 gewann. «Die Heimteams haben jedes Mal grossartig gespielt», erklärte ZSC-Coach Marc Crawford nach der Niederlage in Spiel 6 in Lausanne. «Manchmal ist das einfach so, ich habe als Coach auch schon mal eine Serie erlebt, in der es nur Auswärtssiege gab.»

Ein Vorteil für die Zürcher kann auch die Erfahrung sein. Der Klub hat bereits dreimal den Meistertitel in einer Finalissima gewonnen – 2001, 2012 und 2018 – und nur einmal das Spiel der Spiele verloren. Aber genau diese Niederlage vor zwei Jahren gegen den EV Zug ist es vielleicht, die bei den Zürchern für Nervosität sorgt, weil doch etliche Spieler da schon mit dabei waren. Als Mutmacher dient aber die Tatsache, dass in den acht Entscheidungsspielen fünfmal der Verlierer des sechsten Spiels gewann und die Trophäe in die Höhe stemmte, zudem siegte auch in den letzten zwei Finalissimas das Heimteam, wie ein kurzer Blick zurück auf die acht entscheidenden siebten Spiele, in denen auch einige Helden geboren wurden, zeigt.

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Morgan Samuelsson zieht ab und erzielt an Lugano-Verteidiger Olivier Keller vorbei das Zürcher Meistertor.

2001 Lugano – ZSC Lions 1:2 n.V.

Ein Jahr nach dem ersten ZSC-Meistertitel seit 39 Jahren ist der HC Lugano auf dem besten Weg, sich für die Finalniederlage zu revanchieren. Nach vier Spielen führen die Tessiner mit 3:1 Siegen, die Meisterfeier kann geplant werden. Doch die Zürcher kämpfen sich zurück, sichern sich dank eines 6:3 in Lugano und eines 5:1 daheim die Finalissima. Und dort wird der im Jahr 2023 leider verstorbene Schwede Morgan Samuelsson zum grossen Helden. Er, der von Coach Larry Huras erst wieder eingesetzt wird, als die Lions 1:3 zurückliegen, erzielt in der Overtime, nach 70:07 Minuten, nach einem Konter das entscheidende Tor zum 2:1. Der Schweden hatte bereits im fünften Spiel mit einem Assists und einem Tor und im sechsten Duell mit zwei Assists geglänzt und ist so der eigentliche «Meistermacher». Später sagt er: «Als ich über die rote Linie fuhr, wusste ich, dass ich das Tor machen werde.» 

2007 Davos – Bern 1:0

Es ist die Finalserie der Heimsiege, der HCD stürmt mit vier Erfolgen in der Höhenluft auf den Thron. 3:2, 4:0, 3:1, 3:2, 3:1, 3:2 lauten die Resultate der ersten sechs Spiele für das jeweilige Heimteam, wobei die Auswärtsmannschaft nie in Führung liegt. In der Finalissima reicht dann das Tor von Robin Leblanc. Der in Chur geborene, mit Schweizer Lizenz spielende Kanadier bezwingt in der 45. Minute SCB-Goalie Marco Bührer mit einem Schuss ins Lattenkreuz. Es ist die Entscheidung, denn Jonas Hiller lässt sich in seinem letzten Spiel als HCD-Goalie nicht bezwingen. 

2009 Kloten – Davos 1:2

In diesem Jahr werden die Davoser zu Marathonmännern schlechthin. Im Viertelfinal eliminiert das Team von Arno Del Curto Lugano in sieben Spielen, wobei es eine 3:1-Führung vergibt. Auch der Halbfinal gegen Gottéron geht über die volle Distanz, wobei die Bündner einen 1:3-Rückstand wettmachen müssen. Im Final gegen die Klotener, die den Final ungeschlagen erreicht hatten, vergibt der HCD im Spiel 6 daheim einen Meisterpuck, weil Michael Liniger für die Zürcher in der Overtime das goldene Tor erzielt. Die Energiereserven sprachen vor der Finalissima eigentlich für Kloten, doch der HCD gewinnt dank Toren von Dino Wieser und Reto von Arx sowie den Paraden des überragenden Leonardo Genoni, der seinen ersten von sieben Titeln erobert, mit 2:1.

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Jungstar Roman Josi feiert den SCB-Titelgewinn im Liegen...

2010 Bern – Servette 4:1

Der SCB verspielt in dieser Serie eine 3:1-Führung, gerät in der Finalissima nach 80 Sekunden und einem Treffer des Genfers Florian Conz in Rückstand – und bleibt dennoch cool. Statt eines Nervenspiels zeigen die Mutzen plötzlich ein Schaulaufen und gewinnen am Ende dank Toren von Etienne Froidevaux, David Jobin, Jean-Pierre Vigier und Pascal Berger souverän mit 4:1 und feiern den ersten Meistertitel seit sechs Jahren. Es ist die Saison, in der auch der Stern von Roman Josi, damals 19 Jahre alt, so richtig aufgeht. In den sieben Finalspielen realisiert er sieben Assists, in den 15 Playoff-Spielen kommt er auf sechs Tore und sieben Assists. Nach dieser Saison wechselt er nach Nordamerika, wo er sich zu einem der weltbesten Verteidiger entwickelt. 

2012 Bern – ZSC Lions 1:2

Wieder stehen die Berner im Zentrum des Interesses. 3:1 führen sie nach vier Finalduellen, die ZSC Lions scheinen am Ende, erzielen in den Spielen Nummer 3 und 4 gar keinen Treffer. Der SCB hat so die Chance, sich daheim den Titel zu sichern, doch die Lions schlagen zurück, gewinnen dank eines Treffers von Mathias Seger nach 69:18 Minuten mit 2:1 und erzwingen anschliessend mit einem 6:3 die «Belle», die zu einem veritablen Drama wird. 1:1 steht es nach Toren von Mark Bastl in der 20. Minute für den ZSC und Ivo Rüthemann in der 22. Minute für den SCB. Alle fiebern der Overtime entgegen, es knistert in der PostFinance Arena, als ZSC-Verteidiger Steve McCarthy seinem ersten Playoff-Tor 2,5 Sekunden vor Schluss der Meistertreffer gelingt. Das Tor des heutigen NHL-Assistenztrainers (Columbus) ist wegen einer möglichen Goaliebehinderung von Andres Ambühl an Marco Bührer umstritten, zählt aber dennoch. 

2018 Lugano – ZSC Lions 0:2

Es ist eine dieser Serien, in der man vom Momentum spricht. Die ZSC Lions führen 3:1 und verfügen über drei Meisterpucks. Dier ersten zwei vergeben sie, verlieren gegen die Tessiner 0:4 und 2:3. Die Finalissima muss entscheiden – und da scheint Lugano alle Trümpfe in der Hand zu halten. Doch ZSC-Captain Patrick Geering, der wegen einer Schulterverletzung nur mit Spritzen spielen kann, gelingt bereits in der siebten Minute das Game Winning Goal; der Treffer des heutigen Lausanne-Stürmers Ronalds Kenins 20 Sekunden vor Schluss ist nur noch Kosmetik. Dies auch, weil sich ZSC-Goalie Lukas Flüeler als Spezialist für siebte Spiele zeigt. Seine Bilanz: sechs Spiele, sechs Siege, vier Shutouts, drei Gegentore.

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Leonardo Genoni verteidigt sein Tor in der Finalissima 2022 mit aller Macht und der Unterstützung seiner Kollegen.

2022 Zug – ZSC Lions 3:1

Es ist das Spiel, das den ZSC Lions in schlechter Erinnerung ist. Die einzige Finalissima ohne Happy End für die Zürcher. Sie führen im Playoff-Final gegen den EV Zug 3:0, die Weichen in Richtung Titel sind gestellt, denn noch nie hat ein Team mit einer solchen Ausgangslage den Meistertitel noch verpasst. Doch die Zuger, geleitet von Dan Tangnes und angeführt von Jan Kovar und Leonardo Genoni, bleiben cool, erzwingen mit drei Siegen die Finalissima. Da gehen die Zürcher nach 62 Sekunden in Führung, ermöglichen den Zugern durch Strafen von Yannick Weber und Phil Baltisberger aber zwei Powerplaytore und die Wende; der Treffer von Dario Simion zum finalen 3:1 ist nur noch Nebensache. Diese Niederlage ist auch der Anfang von Ende für ZSC-Trainer Rikard Grönborg, der nun mit Tappara finnischer Meister wurde.

2023 Servette – Biel 4:1

Zwei Teams wollen unter allen Umständen diesen Erfolg: Die Genfer, weil es ihr erster Meistertitel in der Klubgeschichte wäre. Die Bieler für ihren Trainer Antti Törmänen, der wieder an Krebs erkrankt ist. Am Ende ist jedoch die Genfer Mission erfolgreich, und dies vor allem auch dank den starken finnischen Söldnern, die in der Finalissima gross auftrumpfen. Verteidiger Sami Vatanen erzielt zwei Tore, Stürmer Teemu Hartikainen einen Treffer und Routinier Valtteri Filppula gelingt ein Assist. Bester Skorer der ganzen Playoffs ist aber Biels finnischer Stürmer Toni Rajala mit 15 Punkten vor Servettes Nati-Stürmer Tanner Richard 3 Tor, 11 Assists).

Nun ist die Frage, wer heute Abend der gefeierte Meistermacher wird. Die Anspannung ist natürlich gross, ab auch die Vorfreude. Oder wie ZSC-Stürmer Chris Baltisberger sagt: «Zuhause fühlt man sich einfach wohler, das ist doch geil, so ein siebtes Spiel zuhause!»

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