Das Duell zweier Altbekannter
Die ZSC Lions? Oder doch der Lausanne HC? Noch einmal schlafen, dann wissen wir, wer Schweizer Eishockeymeister 2024 ist. Und ob Marc Crawford oder Geoff Ward das Duell der beiden Trainer, die sich schon seit Jahren kennen, für sich entscheidet.
Die Finalserie ist an Spannung fast nicht zu überbieten. Immer wenn eine Mannschaft gewinnt und das Momentum auf ihre Seiten gezogen zu haben scheint, schlägt das andere Team zurück. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass der Coach des jeweiligen Heimteams den Vorteil des letzten Wechsels perfekt auszunützen wusste und die verschiedenen Linien wie gewünscht gegeneinander spielen lassen konnte. So gesehen ist dieser Final auch sehr ausgeprägt ein Duell der beiden Coaches, die eigentlich enorm viel verbindet, wie «24 heures» kürzlich berichtete.
Von den Details besessen
Geoff Ward, der aktuell so starke Mann des LHC, und ZSC-Coach Marc Crawford wurden in Belleville, einer kanadischen Stadt in Ontario, geboren, Crawford im Jahr 1961, Ward ein Jahr später. «Seine beiden Eltern waren sehr sorgfältige Lehrer. Er ist in diese Fussstapfen getreten und wurde ebenfalls zu einer Person, die von Details besessen ist. Das ist eine seiner grossen Stärken», sagte nun Crawford über Ward und demonstrierte damit, dass er mehr über seinen Finalgegner weiss als über andere Coaches.
«Eigentlich kenne ich seinen jüngeren Bruder besser», sagte LHC-Coach Ward vor der Finalserie. Der Trainer aus Lausanne und Lou Crawford, heute Scout bei den Vancouver Canucks, spielten als Junioren im selben Team. «Er war damals ein sehr guter Freund und ist es auch heute noch», so Ward, der sich mit dem jüngeren Crawford-Bruder rund um die Jahrtausendwende in der Ontario Junior League und der AHL auch einige Trainerduelle lieferte. «Mein Bruder hat ein sehr gutes Verständnis von Geoff Ward», sagte jetzt Marc Crawford schmunzelnd gegenüber «24 heures». Tipps habe er von seinem Bruder aber nicht erhalten, «Geoff hat sich seit damals sowieso sehr verändert, abgesehen von seiner Frisur, und ich kenne ihn auch, denn ich bin mehrmals gegen ihn angetreten und habe seine Teams analysiert».
Vater Crawford war einst Wards Trainer
Die Beziehung zwischen Ward und der Familie Crawford ist aber noch intensiver. Marcs 2017 verstorbener Vater Floyd Crawford war einer der ersten Trainer von Geoff Ward. «Er war hervorragend, aber auch anspruchsvoll. Ich habe viel von ihm gelernt und ich denke, Marc auch, da er die gleichen Eigenschaften wie sein Vater besitzt», erinnert sich LHC-Coach Ward. «Hinter unserem Erfolg steht nicht nur mein Vater», sagt Marc Crawford. «Andere Menschen haben uns beeinflusst, sei es im Eishockey oder im täglichen Leben.»
Die Kontakte zwischen Crawford und Ward haben natürlich zugenommen, seit beide in der Schweiz tätig sind. Während der Finalserie herrscht aber Funkstille. Oder wie Geoff Ward sagt: «Wir werden genug Zeit haben, darüber zu diskutieren, wenn es vorbei ist.» Wobei sich morgen Abend entscheiden wird, wer sich dann Meistertrainer 2024 nennen darf. Marc Crawford, der mit den ZSC Lions im heimischen Löwenkäfig den Vorteil des letzten Wechsels hat? Oder doch Geoff Ward, der seit seiner Amtsübernahme im November 2022 in Lausanne so ruhig wirkt und beeindruckende Arbeit leistet?
