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Zwei Meinungen: Ist Murat Yakin noch der richtige Trainer für die Schweizer Nati?

Andy-Pat

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft steckt in der Krise. In der vermeintlich leichtesten Qualifikationsgruppe zur EM 2024 konnte sie zuletzt nur Andorra bezwingen und läuft Gefahr, die Endrunde in Deutschland zu verpassen. Trainer Murat Yakin steht in der Kritik – ist er noch der richtige Mann für die Nati?

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Umstritten: Murat Yakin steht als Trainer der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft unter Druck © IMAGO / Geisser

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Kann Murat Yakin Nati? Diese Frage stellt sich dieser Tag fast die gesamte Fussballschweiz. Dabei ist es noch nicht allzu lange her, da begeisterte der 49-Jährige mit seinem Team die Fans und Medien zugleich. Mit tollem Fussball, vorgetragen von jungen Offensivkräften wie Zeki Amdouni, Noah Okafor oder Ruben Vargas, die die Schweiz im Herbst 2021 zur WM-Qualifikation schossen und in der Nationalmannschaft zum ersten Mal so richtig in Erscheinung traten. Yakin war es gelungen, das Spiel der Nati mit einem frischen Element zu bereichern, während er gleichzeitig gegen Grössen wie Spanien oder Brasilien Müsterchen seiner Fähigkeiten als taktisch und auch defensiv versierter Trainer zum Besten gab. Yakin, der eine überraschende Wahl als Nachfolger von Vladimir Petkovic gewesen war, war der richtige Mann, am richtigen Ort. Und dann kam Portugal.

Die 1:6-Schlappe im WM-Achtelfinale markierte den Beginn der aktuellen Nati-Krise. Sie wurde begleitet von fragwürdigen Entscheidungen in Sachen Personalwahl und Taktik, die scheinbar bis heute nachwirken. Jedenfalls würde heute kaum mehr jemand von Yakin als Idealbesetzung sprechen. Im Gegenteil: Kurz vor Ende der EM-Qualifikation mehren sich die Stimmen, die in Yakin den Hauptschuldigen für die enttäuschenden Resultate der Schweiz sehen. Dabei ist er zum aktuellen Zeitpunkt vor allem eines – alternativlos.

Gewiss, Murat Yakin hat in seiner Zeit als Chef der Schweizer Nationalmannschaft Fehler gemacht und ist absolut mitverantwortlich für die ungemütliche sowie problem- und konfliktbeladene Lage. Aber er ist gleichzeitig auch der Schlüssel, um die EM-Qualifikation doch noch zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Den diese entscheidet sich im November innerhalb von nur einer Woche. In der Kürze dieser Zeit hat kein Aussenstehender eine realistische Chance, Probleme zu lösen und der Mannschaft wirklich weiterhelfen zu können. Deshalb ist Murat Yakin noch immer der richtige Mann für den Job, er erhält quasi noch einmal eine Gelegenheit, um sich zu bewähren. Diese gilt es zu nutzen.

 

Andy Maschek sagt: Nein 

27 Spiele hat Murat Yakin als Nationaltrainer mittlerweile auf dem Buckel. Pro Spiel hat er mit seinem Team im Durchschnitt 1,70 Punkte gewonnen. Seine Statistik ist damit marginal schlechter als jene von Vladimir Petkovic oder Ottmar Hitzfeld, aber besser als jene von Köbi Kuhn. So gesehen ist also klar: Murat Yakin verrichtet keinen schlechten Job, ihn in Frage zu stellen ist unfair. 

Doch im Spitzensport zählt halt immer auch der Moment. Und da ist nicht alles rosig. Seit dem 3:0-Heimsieg im März gegen Israel läuft es sportlich alles andere als rund. Die Spiele gegen vermeintlich kleine Nationen werden zum grossen Kampf und Krampf statt zu einer attraktiven Darbietung. Das 3:3 gegen Weissrussland, die Nummer 105 der Welt, war nun der vorläufige Tiefpunkt, zumal das Yakin-Team Glück hatte, überhaupt den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und einen Punkt zu retten. Die Folge der zuletzt schwachen Darbietungen: Die Schweiz muss um das EM-Ticket, das in dieser leichten Qualifikationsgruppe eigentlich nur eine Formsache schien, zittern. 

Ist Murat Yakin noch der richtige Coach für diese Nati? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Aktuell wäre es sicher falsch, den Coach zu wechseln. Die letzten drei Spiele in der Qualifikation gegen Israel Kosovo und Rumänien sollen mit Murat Yakin an der Linie bestritten werden. Die Qualität in diesem Team ist eigentlich zu hoch, um zu scheitern. Doch danach braucht es einen Wechsel. «Man hat gesehen, dass nicht ganz alles stimmt», erklärte Xherdan Shaqiri nach dem Remis gegen Belarus –seine Kurzanalyse fiel damit noch wohlwollend aus. Denn die Leistungen mit den vielen Gegentoren zeigen, dass nur noch wenig stimmt.  

Das führt zu meiner Meinung, dass nach Abschluss dieser EM-Qualifikation ein Wechsel auf der Position des Nationaltrainers erfolgen muss, auch wenn die Schweizer das Ticket nach Deutschland lösen sollten. Die Missstimmung zwischen Yakin und Captain und Rekordnationalspieler Granit Xhaka ist kaum mehr aus der Welt zu schaffen. Sie kritisieren einander mal mehr, mal weniger offen – eine gemeinsame Basis ist nicht mehr vorhanden. Dazu kommt die Aussage von Murat Yakin, dass man gegen eine Mannschaft wie Belarus die Defensive nicht vorbereiten müsse – das ist an Überheblichkeit kaum zu überbieten und wurde auch bitter bestraft. Ein verbales Eigentor.  

Natürlich ist der Trainer nicht der einzig Schuldige an dieser Misere, aber er ist, so läuft es halt in diesem Business, das schwächste Glied in dieser Kette. Auf ihn kann man im Hinblick auf die Zukunft verzichten, auf Captain Granit Xhaka nicht. Wie wichtig dieser für eine Mannschaft ist, zeigt er Woche für Woche bei Bayer Leverkusen. Eine längerfristige Zukunft mit Yakin und Xhaka wird es in der Schweizer Nati nicht geben. Und deshalb ist klar: Die Tage von Murat Yakin als Nationaltrainer sind gezählt. 

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