ZSC Lions: Erfolgreich, aber längst nicht optimal
Elf Siege und nur zwei Niederlagen: Die bisherige Saisonbilanz der ZSC Lions ist beeindruckend und muss sich für die Gegner wie eine Drohung fühlen. Denn bei den Zürchern läuft längst nicht alles optimal.
Nur gerade RB Salzburg in der Champions Hockey League und Gottéron in der Meisterschaft ist es in dieser Saison bislang gelungen, die ZSC Lions zu bezwingen. Die restlichen Gegner verliessen das Eis geschlagen, auch wenn das Team von Marc Crawford in einigen Bereichen teilweise grosses Steigerungspotenzial besitzt.
In der Meisterschaft lief die Torproduktion noch nicht wunschgemäss, die Effizienz vor dem gegnerischen Tor liess zu wünschen übrig. Was sich auch in der Statistik widerspiegelt. Mit 32,89 Schüssen aufs Tor pro Spiel sind die Zürcher hinter dem HC Lugano (33,88) die Nummer 2 der National League. Die Schusseffizienz beträgt aber lediglich 8,45 Prozent – einzig Gottéron (6,64), Biel (7,66) und Ajoie (8,00) weisen einen tieferen Wert auf.
Nur ein Powerplay-Tor
Gar verheerend ist die Bilanz im Powerplay. 23 Überzahl-Gelegenheiten hatten die Lions in der National League in dieser Saison bislang, gerade ein Töchen brachten sie in 41:03 Minuten Überzahl zustande – mit einer Effizienz von 4,35 Prozent sind sie in der nationalen Meisterschaft abgeschlagen das Schlusslicht. Und dies, nachdem sie in der Meistersaison auf eine Effizienz von 21,88 Prozent (Regular Season) respektive 27,27 Prozent (Playoffs) gekommen waren. Das Steigerungspotenzial ist immens und dürfte bei den Gegnern für Sorgenfalten sorgen.
Gerade auch die hochgelobten Stürmer können sich noch steigern. 68 Prozent der Lions-Tore in den ersten neun Meisterschaftsspielen gingen auf das Konto der Stürmer – so tief ist der Wert bei keinem anderen Klub in der höchsten Schweizer Liga; in der Meistersaison waren es noch 90,30 Prozent gewesen. Auch einzeln Spieler leiden noch an Ladehemmung. Juha Lammikko erzielte 2023/24 in der Qualifikation 0,25 Tore pro Spiel und wartet nun immer noch auf seinen ersten Treffer. Auch bei den anderen Top-Torschützen der letzten Saison – Jesper Frödén, Rudolfs Balcers, Denis Malgin, Derek Grant und Sven Andrighetto – ist die Tor-Effizienz aktuell teilweise markant tiefer und das Steigerungspotenzial entsprechend gross. Am torgefährlichsten sind momentan Vinzenz Rohrer (0,44 Treffer/Spiel) und Verteidiger Dean Kukan (0,33), die letzte Saison noch auf 0,14 respektive 0,075 Prozent gekommen waren.
Machtdemonstration gegen Lausanne
In den ersten Spielen schien es teilweise, als würden die Zürcher mit angezogener Handbremse spielen. Mit Minimalismus den Sieg suchen. Das körperbetonte Spiel meiden und stattdessen die gegnerische Defensive ausspielen und den Puck ins Tor tragen zu wollen. Am vergangenen Samstag, beim ersten Aufeinandertreffen mit Vizemeister Lausanne, war dann plötzlich alles ganz anders. Das Team von Marc Crawford spielte auf den Mann, machte Checks fertig, ging den Gegnern unter die Haut – und steigerte so den Frustpegel bei Schlüsselspielern wie Topskorer Antti Suomela. Es war eine Machtdemonstration, die zu einer zwischenzeitlichen 5:0-Führung führte. Dazu kommt, dass die ZSC Lions mit ihrer Kaderbreite und dem Einsatz von jungen Spielern die Belastung steuern und Ausfälle oder Pausen von Schlüsselspielern abfedern können.
Die nächste Gelegenheit, um ihre Muskeln zu zeigen, haben die Zürcher heute in der Champions Hockey League. Auf dem Papier sind die Lions gegen die Sheffield Steelers die klaren Favoriten, allerdings haben die Briten in dieser Kampagne schon einige Ausrufezeichen gesetzt, die Växjö Lakers in der Overtime sowie Sparta Prag und Skelleftea in der regulären Spielzeit bezwungen und einzig zum Auftakt gegen Gottéron verloren (3:4). An Motivation dürfte es den ZSC Lions nicht fehlen: Ein Sieg nach 60 Minuten reicht, um vorzeitig das Achtelfinal-Ticket zu lösen.