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YB gegen FCB – mehr als nur ein Match

Andy

Am Sonntag treffen mit den Young Boys und dem FC Basel die zwei Klubs aufeinander, die in den letzten Jahren die Super League bis auf die letzte Saison, als der FCZ triumphierte, dominiert haben. Können die Basler den eingehandelten Rückstand bald wieder wettmachen?

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Die Young Boys und der FC Basel werden sich am Sonntag wohl einen packenden Kampf liefern. © IMAGO / Geisser

Die Berner und die Basler sind die Konstanten an der Spitze des Schweizer Fussballs. Ihre ganz grosse Dominanz begann 2010 mit dem Titelgewinn des FCB, der schon zwischen 2002 und 2008 mit Trainer Christian Gross viermal Meister geworden war. Es war die Zeit mit Mäzenin und Präsidentin Gigi Oeri, welche die finanzielle Basis für die nationalen und internationalen Erfolge und damit auch für die langfristige Dominanz legte. Unvergessen sind die magischen europäischen Nächte mit Gegnern wie Liverpool, Manchester United, Barcelona oder Juventus Turin, als das Joggeli zum Tollhaus wurde.

Auf Gross folgten Thorsten Fink, Heiko Vogel, Murat Yakin, Paolo Sousa und Urs Fischer, doch der Erfolg blieb. Zwischen 2010 und 2017 wurden die Basler achtmal in Folge Meister, dazu kamen weitere Grosserfolge auf der europäischen Bühne, die Millionen aufs Bankkonto spülten. Der Präsidiumswechsel von Gigi Oeri zu Bernhard Heusler wurde scheinbar problemlos verkraftet, der Umsatz des FCB stieg auf über 100 Mio. Franken.

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Dezember 2019: Präsident Bernhard Burgener mit Trainer Marcel Koller.

Es war ein Erfolgsmodell. Spieler wurden ausgebildet und für gutes Geld verkauft. Aber auch das Lohnniveau stieg, natürlich, sodass die Erfolge und Transfers zur Notwendigkeit wurden, um das finanzielle Gleichgewicht zu behalten. Es war ein Modell, das nicht mehr funktionierte, als Bernhard Burgener 2017 den Klub übernahm. Der millionenschwere Unternehmer und seine Crew fällten zu viele falsche Entscheide. Trennten sich von Erfolgstrainer Urs Fischer (Meister 2016, Double-Gewinner 2017), installierten stattdessen zuerst Raphael Wicky, damals auf Profistufe als Trainer noch ein Greenhorn, danach Marcel Koller, Ciriaco Sforza und Patrick Rahmen. Der Erfolg blieb bis auf den Cupsieg 2019 aus, stattdessen gab es Schlagzeilen auf Führungsebene, den erbitterten Machtkampf mit David Degen. Der frühere Spieler gewann diesen zwar, nur: Auch er hat es bis heute nicht geschafft, den FCB zurück zum Erfolg zu führen, stattdessen gab es immer wieder Gerüchte um finanzielle Sorgen, nachdem in den letzten paar Jahren zig Millionen verbrannt wurden.

Die falschen Entscheide warfen den FCB zurück, gleichzeitig wurde in Bern, bei den Young Boys, wo dank der Rihs-Brüder Geld längst zur Genüge vorhanden war, eine Personale entschieden, die nachhaltig Erfolg bescherte: die Ernennung von Christoph Spycher zum Sportchef im September 2016. Adi Hütter, der später, 2018, YB nach jahrzehntelangem Warten wieder zu einem Meistertitel führte, war da zwar schon im Amt und von Fredy Bickel geholt worden. Doch Christoph Spycher drehte in der Kaderplanung an den richtigen Schrauben, fällte gemeinsam mit Chefscout Stéphane Chapuisat fast nur goldrichtige Personalentscheide, was für die Berner unter Hütter und dessen Nachfolger Gerardo Seoane zu vier Meistertiteln in Folge reichte. Wie fatal ein Fehlgriff sein kann, musste aber auch Spycher spüren. Er ersetzte im Sommer 2021 Seoane (in die Bundesliga) durch David Wagner, musste diesen im Verlaufe der letzten Saison entlassen und am Ende belegte Vierfachmeister YB hinter dem FC Zürich und dem FCB nur Rang 3 – 16 Punkte hinter Meister FCZ.

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Christoph Spycher fällte bei den Young Boys viele richtige Entscheide.

Unter Raphael Wicky, inzwischen mit mehr Erfahrungen im Rucksack, sind die Berner national nun wieder auf der Erfolgsspur, der Gewinn des nächsten Meistertitels ist nur eine Formsache. Auch der FC Basel hat sich nach der Entlassung von Trainer Alex Frei einigermassen gefangen, kann darauf hoffen, im Cup die Saison zu krönen (im Halbfinal warten aber die Youngs Boys) und hat in der Meisterschaft Rang 2 im Visier, der in der kommenden Saison für die Teilnahme an der Champions League-Qualifikation berechtigt. Dies ist in erster Linie dem FC Basel zu verdanken, der in den vergangenen Jahren europäisch für die Schweiz immer wieder die Kohlen aus dem Feuer geholt hat. So auch in dieser Saison, in der die Basler in der Conference League die Viertelfinals erreicht haben, was dem Ruf des Schweizer Fussballs und den Finanzen des Klubs guttut.

Dank dem FCB-Erfolg in der Conference League steigt übrigens der Schweizer Meister 2024 in den Champions League-Playoffs ein und hat einen Platz in der Europa League-Gruppenphase auf sicher. Spätestens dann wollen die Basler national wieder an der Spitze sein und mit europäischen Millionen wieder ein Fundament für sportliche Erfolge legen. Doch dasselbe haben die Young Boys im Sinn, die aktuell noch mindestens einen Schritt weiter sind als die Basler, diesen Vorsprung sicher nicht preisgeben und auch am Sonntag im Prestigeduell ihre Muskeln zeigen wollen.

So werden wohl auch in Zukunft YB und der FCB um die Vormachtstellung im Schweizer Fussball kämpfen. Schade nur, dass sie sich in der Vergangenheit nicht über längere Zeit ein Duell auf Augenhöhe geliefert haben. Eine grössere Leistungsdichte an der Spitze hätte die Qualität zweifellos weiter gesteigert und wohl auch noch grössere Erfolge im europäischen Business ermöglicht. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.

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