skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Tennis

Wimbledon-Storylines: Djokovic, Murray und Ons Jabeur

Patrick

Morgen Montag beginnt das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt: Die Championships im Londoner Stadtteil Wimbledon, kurz Wimbledon. Im Vorfeld drehte sich dabei fast alles um Novak Djokovic (ATP 2) und Andy Murray (ATP 115). In unserer Vorschau blicken wir zudem noch auf ein paar weitere Namen und Schweizer Cracks.

IMAGO_Shutterstock_Wimbledon LOgo Draper
An der Church Road kämpfen die besten Tennisspieler:innen der Welt wieder um den prestigeträchtigsten Titel in ihrem Sport © IMAGO / Shutterstock

Das Turnier

Boris Becker, Roger Federer und Steffi Graf lancierten hier ihre grossen Karrieren. Goran Ivanisevic krönte seine spät, Martina Navratilova früh und Ivan Lendl zumindest in London gar nie. Die Rede ist von Wimbledon, dem nicht nur bedeutendsten sondern auch ältesten Tennisturnier der Welt. Auch diesen Sommer trifft sich die Tenniswelt Anfang Juli wieder im traditionsreichen Mekka ihres Sports und verspricht während den nächsten beiden Wochen ebenso hochstehenden wie klassischen Tennissport. Insgesamt sind die Championships in diesem Jahr mit Preisgeldern in der Höhe von 52,3 Mio. Euro dotiert, wobei sich die beiden Sieger:innen über eine Börse von je 2,75 Mio. Euro werden freuen dürfen. Es ist definitiv angerichtet, im legendären All England Lawn Tennis & Croquet Club, dessen beide grössten Courts seit mittlerweile acht Jahren mit einem Dach ausgerüstet sind, um so auch dem englischen Regenwetter zu trotzen.

 

Im Rampenlicht

Novak Djokovic und Andy Murray. Zwei Altstars, beide mehrfache Wimbledon-Sieger und zuletzt verletzt. Trotzdem befinden sich ihre Namen im am Freitag ausgelösten Draw der Championships, jedoch mit unterschiedlichen Perspektiven. Während der siebenfache Sieger Djokovic (Auftakt gegen den Qualifikanten Vit Kopriva, ATP 123) bei einem Triumph mit Rekordsieger Roger Federer (acht Titel) gleichziehen könnte, geht es beim letzten Britischen Grand-Slam-Sieger in erster Linie darum, noch einmal an der legendären Church Road antreten zu können. Dabei sind Djokovic’ Perspektiven nach einem an den French Open erlittenen Riss im Meniskus besser, als diejenigen von Murray, der sich nach einem Bänderriss im März vor neun Tagen noch einmal einem operativen Eingriff am Rücken unterziehen musste. Zuletzt trainierte der Serbe nach eigenen Angaben schmerzfrei, während Murrays Start gegen Tomas Machac (ATP 38) einem Wettlauf gegen die Zeit gleicht. Reicht diese bis Dienstag aus, um in Wimbledon noch einmal im Einzel antreten zu können?

Bei den Frauen ruhen die Hoffnungen der britischen Fans auf Emma Raducanu (WTA 161) Die noch immer erst 21-Jährige holte sich vor drei Jahren als Qualifikantin sensationell den US Open Titel, konnten diesen Erfolg im Nachgang aber nie mehr bestätigen. Im Gegenteil. Bis Ende 2023 stürzte sie sogar auf Weltranglistenplatz 285 ab, ehe sie diesen Frühling mit einer Viertelfinalqualifikation in Stuttgart wieder ein Lebenszeichen von sich gab. Vor zwei Wochen erreichte sie zudem in Nottingham das Halbfinale, womit sie ihr bestes Tour-Ergebnis seit dem Triumph in New York egalisierte.

 

Die Favorit:innen

Bei den Frauen sowie bei den Herren umfasst der Kreis der Favorit:innnen weitestgehend bekannte Namen und übliche Verdächtige. Titelverteidiger Carlos Alcaraz (ATP 3) gehört nach seinem Triumph bei den French Open mit Sicherheit ebenso dazu, wie Weltnummer-1 und Vorjahreshalbfinalist Jannick Sinner sowie der siebenfache Champion Novak Djokovic (ATP 2). Bei den Damen ist die Ausgangslage noch etwas weniger eindeutig, was u.a. auch daran liegt, dass sich die mittlerweile vierfache French-Open-Siegerin Iga Swiatek (WTA 1) auf Rasen nicht annähernd so wohl fühlt, wie auf Sand- oder Hartbelag und in London noch nie über das Viertelfinale hinaus gekommen ist. In ihrem Schlepptau machen sich Coco Gauff (WTA 2), Aryna Sabalenka (WTA 3), Elena Rybakina (WTA 4) oder Marketa Vondrousova (WTA 6) Hoffnungen auf einen Exploit, wobei die beiden Letzteren bereits die Wimbledon-Ausgaben 2022 und 2023 für sich entscheiden konnten.

 

vro einem Jahr vom Moment überwältigt_Ons Jabeur
Vor einem Jahr von der Bedeutung Wimbledons in die Knie gezwungen: Ons Jabeur (Keystone / SDA)

Unerfüllter Traum

Aufmerksamen Beobachtern der Tennis-Szene dürfte es nicht entgangen sein: Nicht Teil meiner Aufzählung der Turnierfavoritinnen ist die Tunesierin Ons Jabeur (WTA 10). Natürlich liegt das nicht an den Fähigkeiten der Wimbledon-Finalistin 2022 und 2023, sondern vielmehr an der Tatsache, dass die 29-Jährige nach mittlerweile drei Grand-Slam-Finalniederlagen in den letzten beiden Jahren erst wieder beweisen muss, dass sich von diesen Tiefschlägen erholt hat. Es wäre der überaus sympathischen Athletin (Übername «Minister of Happiness») mehr als zu gönnen, nachdem sie der eigenen Erwartungshaltung und dem Druck, erste arabisch-afrikanische Wimbledon-Siegerin werden zu können, speziell im vergangenen Jahr nicht stand hielt. Dort plagten sie in der unmittelbaren Vorbereitung auf das Endspiel Panikattacken, die schlussendlich einen Triumph verunmöglichten. In diesem Jahr muss Jabeur deshalb erst zeigen, dass sie dieses Negativerlebnis erfolgreich verarbeitet hat. Gelingt es ihr, die ersten zwei bis drei Matches zu überstehen, dürfte mit der Rechtshänderin, die nach dem ersehnten Grand-Slam-Triumph so gerne mit der eigenen Familienplanung voranschreiten möchte, abermals zu rechnen sein.

 

Die Schweizer:innen

Mit Viktorija Golubic (WTA 69), Stan Wawrinka (ATP 93) und Dominic Stricker (ATP 151) ist die Schweiz in diesem Jahr mit drei Akteur:innen an der Church Road vertreten, von denen keine(r) mit allzu grossen Erwartungen nach London reisen dürfte. Die auf dem Papier beste Ausgangslage hat der mittlerweile 39-jährige Routinier aus Lausanne, der zum Auftakt auf den britischen Wild-Card-Empfänger Charles Broom (26, ATP 245) trifft, der in seiner gesamten Karriere noch nie unter den ersten 180 Tennisspielern der Welt stand und zum ersten Mal im Hauptfeld der Championships antreten kann. Bei den Frauen trifft Viktorija Golubic in Jule Niemeier auf eine Gegnerin, die in der Weltrangliste (WTA 96) deutlich hinter der Zürcherin steht, in Wimbledon vor zwei Jahren jedoch bis ins Viertelfinale vordrang. Dominik Stricker trifft bei seiner zweiten Teilnahme im Hauptfeld auf den um ein Jahr jüngeren Franzosen Arthur Fils (ATP 34), den er vor knapp  einem Jahr in Gstaad bezwingen konnte. Nach seiner langen Verletzungspause kam der Berner zuletzt allerdings nur langsam in Fahrt und geht deshalb eher als Aussenseiter in das Duell mit Fils.

 

fruet sich trotz jünsger Misserfogle auvh rückkehr _ds
Freut sich trotz schwieriger Karrierephase auf das Turnier: Dominic Stricker (Keystone / SDA)

Unter Druck

In einem Jahr der umjubelte Aussenseiter, im Nächsten dann unter Druck, den unerwarteten Erfolg verteidigen zu müssen. Das ist die Ausgangslage für die beiden Überraschungs-Viertelfinalisten aus dem Vorjahr, Chris Eubanks (USA, ATP 42) und Roman Safiullin (RUS, ATP 43). Beiden droht bei einem frühen Aus und dem Verlust fast eines Drittels ihrer gewonnen ATP-Punkte ein Rückfall in die Region um Weltranglistenplatz 80.

Noch etwas verheerender wäre ein frühes Aus für Stan Wawrinka (ATP 93), zumindest mit Blick auf die Weltrangliste. Dort droht dem dreifachen Grand-Slam-Champion bei einem Aus in Runde eins der Verlust von 90 Weltranglistenpunkten und damit verbunden der Fall aus den Top 100.

Siege und Punkte wären auch bei Dominik Stricker willkommen. Der Linkshänder, der dank einem geschützten Ranking Aufnahme im Hauptfeld fand, feierte in London vor einem Jahr seinen ersten Grand-Slam-Sieg überhaupt. Nun steht er vor einem Sommer der Bewährung. Zuletzt gelang ihm bei drei Turnierstarts auf Rasen nur ein Sieg. Scheitert er auch in Wimbledon zum Auftakt, wäre das mit einem Rückfall in die Region von Weltranglistenplatz 185 verbunden.

 

Gefährliche Aussenseiter

Auf die Favorit:innen haben wir bereits ein Auge geworfen, wer aber könnte ihnen allenfalls gefährlich werden? Bei den Männern möglicherweise einer aus dem Trio Tommy Paul (ATP 12), Jack Draper (ATP 29) und Matteo Berettini (ATP 60). Alle Drei erfreuten sich bei den jüngsten Vorbereitungsturnieren einer guten Form, siegten in Queens (Paul) und Stuttgart (Draper) oder fühlen sich auf Rasen wie Berettini (Finalist in Stuttgart 2024 und Wimbledon 2021) generell sehr wohl.

Bei den Frauen schlägt in Wimbledon möglicherweise erstmals die Stunde der Amerikanerin Jessie Pegula (WTA 5), die zuletzt das Vorbereitungsturnier in Berlin für sich entscheiden konnte. Für eine Spielerin, die seit über zwei Jahren zu den Top 5 der Welt gehört, liest sich Pegulas Grand-Slam-Bilanz (sechs Viertelfinalteilnahmen) zwar eher überschaubar, dennoch könnte sich das Turnier im Schatten der Stars zu ihren Gunsten entwickeln. Das mögliche Achtefinal-Duell mit Ons Jabeur (WTA 10) könnte sich für beide Akteurinnen zum einem Schlüsselmatch entwickeln.

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2024. Erstellt von EWM.swiss