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Wenn die Eltern ein Eigentor schiessen…

Andy

Der Schirmwurf gegen FCZ-Trainer Ricardo Moniz beim 2:0-Sieg der Zürcher gegen Zug 94 war das Thema nach der ersten Cup-Runde. Ein Vorfall, bei dem es nur Verlierer gab – und der zeigte, dass die Eltern im Sport ein Problem sein können.

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FCZ-Trainer Ricardo Moniz bietet mit seinen Massnahmen auch selber Angriffsfläche. © IMAGO / Geisser

Zuerst ein- und dann wieder ausgewechselt werden. Es ist die Höchststrafe für jeden Fussballer. Und nicht einfach zu verdauen. Ein Charaktertest. Eine Zerreissprobe. So war das auch Labinot Bajrami, 19-jähriges Stürmertalent des FC Zürich. Bajrami durfte nach einer Stunde ins Spiel – und musste 18 Minuten später schon wieder vom Feld, weil er auf Anweisungen von Cheftrainer Ricardo Moniz mit vulgären Ausdrücken – es wird über ein «Fuck off» spekuliert – reagiert haben soll.

Es war ein Zeichen, das Moniz setzte. Die Auswechslung habe nichts mit Bajramis Leistung zu tun, sondern mit seinem Verhalten dem Cheftrainer gegenüber, teilte der FCZ später mit. Fakt ist aber auch: Moniz setzte in dieser Saison bereits zum dritten Mal auf die Höchststrafe. In Yverdon hatte es Doron Leidner getroffen, gegen Guimarães Jonathan Okita. Das inflationäre Einsetzen dieser Massnahme sorgt für massig Kritik am Trainer. Er bietet so viel Angriffsfläche und bringt auch seinen Job in Gefahr. Mancherorts ist die Meinung gemacht: Diesem Trainer fehlt jegliche Sozialkompetenz, er ist nicht mehr tragbar und muss weg, zumal er früher oder später den Respekt und die Akzeptanz von den Spielern verlieren wird.

Das dachte oder denkt wohl auch der Vater von Labinot Bajrami, der nach der Auswechslung seines Sohnes die Nerven nicht im Griff hatte, einen Schirm in Richtung des FCZ-Trainers warf – und diesen nur knapp verfehlte. «Die Methode, wie ich hier vorgehe, ist meine Sache. Aber so etwas habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Das ist ein schwarzes Kapitel», sagte Moniz später gegenüber dem Blick. Und der Trainer stellt sogar seine Zukunft beim FC Zürich infrage: «Ich muss mir jetzt mit meiner Familie überlegen, wie es weitergehen wird in Zürich. Das kann nicht sein, dass die Sicherheit in Gefahr ist. Der spitzige Gegenstand hat mich um wenige Zentimeter verfehlt.»

Ob Moniz bleibt oder nicht, wie Stürmer Bajrami sanktioniert wird und ob der Klub gegen Vater Bajrami rechtliche Schritte einleitet, ist noch offen. Klar ist aber, dass alle Parteien als Verlierer dastehen. Und dieser Skandal in der fussballerischen Provinz zeigt auch: Die Eltern von jungen Sportlern sind nicht selten ein Problem.

Woche für Woche spielen sich in Schweizer Sportstätten zumindest fragwürdige, wenn nicht gar üble Szenen ab. Wenn Väter oder Mütter bei der Unterstützung ihres Nachwuchses die eigene Kinderstube vergessen. Gegenspieler, Trainer oder Schiedsrichter beschimpfen – oder im schlimmsten Fall gar handgreiflich werden. Kein Wunder, gibt es auch Klubs, welche die Eltern bereits bei den jüngsten Nachwuchskickern als Zuschauer von Trainings ausschliessen. Dies vor allem auch als Schutzmassnahme für die Kids. Denn so können sich die Junioren auf den Sport konzentrieren und müssen sich später nicht daheim erklären, weshalb sie hier einen Fehlpass gespielt oder dort das Tor verfehlt haben. Gegenüber Vater oder Mutter rechtfertigen, die davon träumen, dass ihre Sprösslinge es dereinst an die Millionentöpfe im Sport schaffen. Die sich durch ihren Nachwuchs einen Traum realisieren wollen, der ihnen selber verwehrt geblieben ist. Die ihren Kindern Druck aufsetzen, statt sie zu begleiten. Und dabei im Endeffekt ein Eigentor schiessen und zum Hindernis statt zur Unterstützung werden. So, wie es nun beim Vater von Labinot Bajrami der Fall war.

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