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Analysen Eishockey

Vorhang auf für die Playoffs – welche Favoriten stolpern?

Andy

Manege frei für die schönste Eishockey-Zeit des Jahres. Mit den Playoff-Viertelfinals beginnt der ultimative Kampf um den Meistertitel. Was dürfen wir erwarten? Wer sind die Favoriten? Wo könnte es zu einer Überraschung kommen? Wir nehmen die Viertelfinals unter die Lupe.

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Jubelt Lausanne auch im Playoff gegen die SCL Tigers? © KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Lausanne HC (1.) – SCL Tigers (8.)

Lausanne hat eine starke Qualifikation gespielt und die Regular Season auf Rang 1 beendet. Nur schon dies reicht, um die Waadtländer nicht nur in diesem Viertelfinal als klare Favoriten aufs Weiterkommen zu sehen, sondern sie auch als ganz heissen Titelkandidaten einzuschätzen. Headcoach Geoff Ward und seine Jungs haben schon vor einem Jahr die ZSC Lions im Final bis zum für sie selber bitteren Ende gefordert und wollen nun auch noch den nächsten Schritt machen.

In der Theorie scheint es klar: Die Emmentaler sind für die Waadtländer nur eine Pflichtaufgabe, eine leicht zu überspringende Hürde. Dies auch aufgrund der Resultate in der Regular Season, als der LHC alle vier Duelle gewann. Doch Achtung, es war knapper, als es auf den ersten Blick scheint. Lausanne gewann einmal in der Overtime, einmal im Shootout und einmal mit 1:0. Einzig die zweite Begegnung im November endete mit 4:1 eindeutig.

Das Team von Thierry Paterlini auf die leichte Schulter zu nehmen, könnte fatal enden. Die Tigers steckten in der Endphase der Regular Season und im Play-In gegen Kloten auch den Ausfall von Goalie Stéphane Charlin weg, erreichten nach 2011 und 2019 zum dritten Mal die Playoffs. Der Druck ist definitiv weg – was befreiend wirken kann. Und auch ein Blick zurück macht Mut: Auch 2019 bekamen die SCL Tigers Lausanne als Gegner serviert – und scheiterten erst nach sieben Spielen. So eng könnte es auch jetzt wieder werden – und auch eine Überraschung schliessen wir nicht aus.  

Tipp: 4:3 für die SCL Tigers

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Im Zürcher Derby wird es sicher zur Sache gehen...

ZSC Lions (2.) – EHC Kloten (7.)

Auch hier ist die Favoritenrolle eigentlich klar zugeteilt: An die ZSC Lions, die Titelverteidiger, die mit so unhemlich viel Talent gesegnet sind. Wer die Champions Hockey League gewinnt, «Europameister» wird, der kann ja auch auf dem nationalen Parkett nicht gestoppt werden, oder? Das mag theoretisch klar scheinen, doch ein Derby im Viertelfinal beinhaltet viel Brisanz. Die Lions müssen gewinnen, während die Klotener mit der Playoff-Qualifikation etwas geschafft haben, was ihnen vor der Saison kaum jemand zugetraut hätte. Der Druck ist ebenso klar wie eindeutig verteilt. Dazu kommt, dass sich der EHC Kloten im Play-In den Playoff-Rhythmus angeeignet hat, während die Lions aus einer elf Tage langen Pause kommen und zuerst wieder in diesen Modus kommen müssen. Allerdings hatten sie da auch die Gelegenheit, ihre aufgrund der Doppelbelastung mit der Champions Hockey League arg geleerten Energietanks wieder aufzuladen.

Die Statistik bringt dem Underdog Zuversicht: Seit ihrer Rückkehr in die National League 2022 haben die Klotener sechs von zwölf Derbys gewonnen. In der abgelaufenen Regular Season haben beide Teams ihre beiden Heimspiele gewonnen – wobei Kloten zweimal im Shootout triumphierte. Es ist sehr gut möglich, dass der EHC Kloten den Schwung mitnimmt und gerade zu Beginn der Serie den grossen Rivalen fordert. Doch die Klasse der Lions ist zu gross. Sie werden auch mit Marco Bayer statt Meistercoach Marc Crawford an der Bande nichts richtig anbrennen lassen, sich durchsetzen und höchstens ein Spiel verlieren.

Tipp: 4:1 für die ZSC Lions

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Hält SCB-Goalie Adam Reideborn gegen Gottéron dicht?

SC Bern (3.) – Fribourg-Gottéron (6.)

Auch beim Duell zwischen dem SCB und Gottéron ist Derby-Time – und für viel Brisanz gesorgt. Nach einer lange Zeit schwierigen Regular Season hat es Gottéron am Ende doch noch in die Playoffs geschafft. Ein wichtiger Faktor dabei war Coach Lars Leuenberger, der kurz vor Weihnachten den erfolglosen Patrick Émond an der Bande ablöste. Wie in der Saison 2015/16, als er nach der Entlassung von Guy Boucher beim SCB interimistisch als Headcoach übernahm und das Team in der Folge zum Meistertitel führte, gelang Leuenberger auch bei Gottéron der Turnaround. Er feierte nun mit den Freiburgern nach wenigen Tagen in Amt und Würden den Gewinn des Spengler Cup. Es war die erste Trophäe in der Klubgeschichte. Und ein Zeichen, dass im Team der Freiburger viel Qualität steckt und man sie immer auf der Rechnung haben muss.

Das hat sich auch in den vier Direktbegegnungen der Regular Season gezeigt. Das erste Duell Anfang Oktober entschied der SCB daheim mit 6:3 für sich, wobei Marco Lehmann und Victor Ejdsell als Doppeltorschützen glänzten. In den restlichen drei Spielen jubelte Gottéron über einen Sieg – einmal im Shootout und zweimal in der Overtime, wobei da der Amerikaner Ryan Gunderson und der Schwede Lucas Wallmark die Matchwinner waren.

Die Imports sind bei Gottéron generell wichtig, haben in der Regular Season 49,23 Prozent der Tore erzielt, während es beim SCB lediglich 37,58 Prozent waren. Der produktivste Spieler war dabei Lukas Wallmark (52 Spiele, 12 Tore, 33 Assists) vor Marcus Sörensen (45 Spiele, 22 Tore, 21 Assists) und Jacob de la Rose (51 Spiele, 12 Tore, 15 Assists). Schweden-Power pur also, auf welche Jussi Tapola und sein Team aufpassen müssen! Zumal die Freiburger, wenn sie in Fahrt kommen, nur schwer zu stoppen sind. Und in Fahrt sind sie: Seit Lars Leuenberger übernommen hat, ist Gottéron mit 2,1 Punkten pro Spiel das beste Team der National League.

Ein Fragezeichen gilt es hinter die SCB-Goalies zu setzen. Adam Reideborn (90,86%) und Philip Wüthrich (90,54%) haben in der Qualifikation zwar eine vergleichbare Save Percentage erreicht wie Reto Berra (90,69 Prozent), doch der Zürcher in Freiburger Diensten verfügt über eine immense Routine. 

Bereits zum siebten Mal kommt es in den Playoffs zum Zähringer Derby. Fünfmal schwangen die Mutzen obenaus, lediglich 2008 feierten die Dragons den Sieg in der Serie. Aber: Der SCB hat seit 2019 keine Playoff-Serie mehr gewonnen. Damit scheint schon jetzt klar, dass in diesem heissen Viertelfinal Details entscheiden werden – und Spannung garantiert ist.

Tipp: 4:3 für Fribourg-Gottéron

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Daniel Vozenilek (links) muss gegen den HC Davos seine Nerven im Griff haben.

EV Zug (4.) – HC Davos (5.)

Es ist das Duell zweier Trainer, die sich bestens kennen. Auf der einen Seite, beim EVZ, Dan Tangnes, der 2018 als Headcoach übernommen und den Erfolg in die Zentralschweiz gebracht hat. Zwei Meistertitel und ein Cupsieg sind die eindrückliche Ausbeute des Norwegers. Auf der anderen Seite, beim HCD, hat Josh Holden, der in Zug während Jahren Assistent von Tangnes war, ehe er auf die Saison 2023/24 hin im Bündnerland seine eigene Karriere als Cheftrainer lancierte, die Verantwortung. So kommt es nun zum brisanten Duell zwischen dem Lehrmeister und seinem einstigen Lehrling, zum Showdown zweier Freunde – und dies ausgerechnet im letzten Jahr von Tangnes, der nach dieser Saison nach Schweden zurückkehrt, in der Schweiz.

So ist es für die Coaches, die einander so gut kennen, schwierig, den anderen zu überraschen. Josh Holden sagt etwa: «Ich war einige Jahre Teil von Zug. Ich weiss, wie Dan arbeitet – aber er weiss auch, wie ich arbeite. Ehrlich gesagt, erwarte ich daher keine grossen Überraschungen. Unsere Aufgabe als Coaching-Staff ist es, das Team bestmöglich vorzubereiten. Aber am Ende sind die Playoffs die Bühne für die Spieler. Sie müssen raus aufs Eis, kämpfen, laufen und in jedem Shift alles für die Mannschaft geben.»

Entsprechend unberechenbar scheint diese Serie. Bei den Bündnern ist die grosse Frage, wie sie die Ausfälle ihrer Stürmer Enzo Corvi und Yannick Frehner wegstecken und ob die Ausländer, die in der Regular Season für 60,96 Prozent der Tore verantwortlich waren, auch in den Playoffs ihr Visier richtig eingestellt haben. Adam Tambellini, Matej Stransky und Co. sorgten damit für den hinter Ajoie (75,22 Prozent) zweithöchsten Wert der Liga. Beim EVZ erzielten die von Jan Kovar und Daniel Vozenilek angeführten Imports lediglich 32,56 Prozent der Tore – kein anderer Klub war damit weniger auf die Ausländer angewiesen als der EVZ, bei dem mit Lino Martschini ein Schweizer Topskorer war. Gleichzeitig ist es spannend zu sehen, wie lang respektive kurz die Zündschnur von Kovar und Vozenilek ist, die mit 58 (Vozenilek) respektive 57 (Kovar) Strafminuten im Strafen-Ranking der National League die Ränge 9 und 10 belegen.

Gespannt sein darf man auch auf die Goalies. Beim EVZ stehen Serienmeister Leonardo Genoni (91,91 Prozent gehaltene Schüsse) und Tim Wolf (91,11) zur Verfügung, bei den Davosern Sandro Aeschlimann (91,74) und der ehemalige Zuger Luca Hollenstein (91,78). Hier wird wohl die jeweilige Tagesform entscheiden – oder die Routine von Leonardo Genoni.

Apropos Routine: Die Haudegen Andres Ambühl (41) und Marc Wieser (37) starten beim Rekordmeister HC Davos in die letzten Playoffs ihrer Karriere, am Ende der Saison werden beide den Stock zur Seite legen. Natürlich lebt da der Traum von einem grossen Happy End von glorreichen Karrieren.

Tipp: 4:2 für den HC Davos

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