skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Tennis

US-Open-Preview: Jannick Sinners Doping-Kontroverse und ein Tennisturnier

Patrick

Es ist soweit: Mit den US Open steht das letzte Grand-Slam-Turnier 2024 unmittelbar bevor. Doch während die Stars in New York bereits vor Ort sind, droht das Turnier von einem Doping-Skandal überschattet zu werden. In dessen Mittelpunkt: AO-Champion und Weltnummer 1 Jannick Sinner (23).

IMAGO_Icon Sportswire_ob das gut kommt_JS betritt nach der Doping-Kontroverse neues Terrain
Ob das gut kommt? Jannick Sinner betritt in New York nach den Doping-Vorwürfen neues Terrain © IMAGO / Icon Sportswire

Der Fall Sinner

Und plötzlich ist Jannick Sinner (ITA) der am meisten diskutierte Tennisspieler der Welt. Nicht dass der Südtiroler nicht schon vor dem vergangenen Dienstag einer der Stars der Szene gewesen wäre, allerdings hatte seine Bekanntheit bis dato ausschliesslich sportliche Gründe. Nun aber steht das ehemalige Ski-Talent im Mittelpunkt einer aufsehenerregenden Doping-Kontroverse. Denn die aktuelle Nr. 1 der Tennis-Weltrangliste wurde im März zweimal positiv auf die verbotene Substanz Clostebol getestet, ein anaboles Stereoid, dass den Muskelwachstum beschleunigen soll. Doch Sinner wurde dafür nicht gesperrt, sondern am vergangenen Montag von einem unabhängigen Gericht vom Verdacht des Dopings freigesprochen – weil er in dessen Augen glaubhaft darlegen konnte, ohne eigenes Verschulden mit der verbotenen Substanz in Kontakt gekommen zu sein. Bei einer nachgewiesenen Menge von maximal 86 Pikogramm (1 Pikogramm = 1 billionstel Gramm) ist ein nachweisbarer Effekt zwar ohnehin fraglich, dennoch ist der Fall nicht frei von Ungereimtheiten. Denn dass sich ein Spitzenspieler in einem hochprofessionellen und millionenschweren Umfeld wie dem Tennissport der Gefahr aussetzt, durch das fahrlässige Handeln eines Physios (der Sinner in diesem Fall kontaminiert haben soll) mit Doping in Verbindung gebracht zu werden, erscheint unwahrscheinlich. Erst Recht, wenn besagter Physio zur Behandlung einer Wunde am eigenen Finger eine Salbe benutzt haben soll, die nicht nur unnötigerweise ein anaboles Steroid beinhaltete, sondern auch mit einem eindeutigen Hinweis als verbotene Substanz gekennzeichnet war. Trotzdem wird Sinner in New York am Start sein. Man darf gespannt sein, wie ihm die Tennisszene - inklusive Spieler und Fans - ab Montag begegnen wird.

 

Djokovic vs. Alcaraz zum Dritten?

Zusammen mit Sinner zu den meistgenannten Favoriten zählen bei den Männern die beiden Weltnummern 2 und 3, Novak Djokovic (37) und Carlos Alcaraz (21). Dabei steht nicht nur ein offensichtlicher Generationenkonflikt im Vordergrund, sondern auch die Tatsache, dass es sich um die beiden erfolgreichsten Tennisspieler der letzten zwei Jahre handelt. In New York könnten sie im dritten grossen Endspiel in Folge (nach Wimbledon und den Olympischen Spielen) aufeinandertreffen, was die Rivalität zusätzlich befeuern würde. Immerhin winkt dem jungen Spanier bei einem fünften Grand-Slam-Titel die Gelegenheit, weiter kräftig an der eigenen Legende zu bauen. Ein für Djokovic unschöner Nebeneffekt: Der Grand-Slam-Rekordsieger würde zum ersten Mal seit 2017 wieder während eines ganzen Kalenderjahres ohne Major-Titel bleiben.

 

IMAGO_Xinhua_Titelverteidigerin und Mitfavorition_
Titelverteidigerin und Mitfavoritin: Die US-Amerikanerin Coco Gauff (IMAGO / Xinhua)

Coco Gauff auf dem Prüfstand

20 Jahre alt ist sie erst, die US-Amerikanerin Coco Gauff. Aber spätestens seit ihrem US-Open-Erfolg im vergangenen Jahr, gehört die 1,75m grosse Rechtshänderin zu den grossen Figuren der WTA Tour. In New York winkt ihr nun die Chance, sich in der zuweilen unvorhersehbaren Welt des Damentennis etwas vom Rest des Feldes abzusetzen. Den dort tummeln sich mit Ausnahme von Iga Swiatek (WTA 1) zahlreiche Spielerinnen, die eher punktuell als regelmässig für Furore sorgen. Spielerinnen wie Sophia Kenin (WTA 55) oder Emma Raducanu (WTA 71), die seit ihren Grand-Slam-Triumphen keinerlei Stricke mehr zerrissen haben oder Spielerinnen wie Wimbeldon-Siegerin Barbora Krejcikova (WTA 8), die zwischen ihren Titeln in Paris und London drei höchst durchschnittliche Jahre ins Land ziehen liess. Mit einer erfolgreichen Titelverteidigung könnte sich Gauff in den Kreis einer Aryna Sabalenka (WTA 2) spielen, die in nahezu jedem grossen Turnier um den Titel spielt. Es wäre ein willkommenes Element der Konstanz auf einer ansonsten fast schon etwas beliebig anmutenden Tour.

 

256 Gewinner:innen

Wer hätte das gedacht? Wohl noch selten war der olympische Gedanke von «Teilnehmen ist wichtiger als gewinnen» vor dem Beginn eines Grand-Slam-Turniers präsenter als vor diesen US Open. Zumindest für jene 256 Spieler:innen, welche sich aufgrund ihrer Leistungen in den letzten zwölf Monaten für das letzte grosse Highlight der Tennis-Saison qualifizieren konnten. Denn auf sie, inklusive den drei Schweizer:innen Viktorija Golubic, Stan Wawrinka und Dominic Stricker, wartet in Flushing Meadows ein Rekordpreisgeld in der Höhe von insgesamt 75 Millionen US Dollar. Das bedeutet: Verlier:innen der 1. Runde werden für ihre sportlich erfolglosen Bemühungen mit einem Preisgeld von USD 100’000 entschädigt (ein Anstieg von 72% seit 2019). Ein enorm wichtiger Zustupf für die allermeisten Erstrundenverlierer:innen, welche den Rest des Jahres als weitaus schlechter bezahlte Kleinunternehmer um die Welt tingeln. Und ein Beleg für die nach wie vor steigende finanzielle Potenz des Tennissports , auch nach dem Ende der 15 Jahre andauernden Ära der «Big 3» um Nadal, Federer und Djokovic.  

 

unter druck_ds hat viele Punkte zu
Unter Druck: Dominic Stricker hat in New York viele Punkte zu verteidigen (Keystone / SDA)

Die Schweizer:innen

Um ein Haar wäre die Schweizer Delegation im Hauptfeld der US Open noch um eine formstarke Figur erweitert worden. Doch Jérôme Kym, ATP 183 und kürzlich Sieger des Challenger-Turniers in Zug , scheiterte in der letzten Qualifikationsrunde dramatisch am französischen Gstaad-Finalisten Quentin Halys (ATP 119). Somit versucht ab Montag ein Schweizer Trio aus Stan Wawrinka (ATP 178), Dominic Stricker (ATP 181) und Viktorija Golubic (WTA 74) die heimische Tennisehre zu retten – mit bescheidenen Aussichten. Doch zumindest zum Auftakt liegt ein Erfolgserlebnis für die zwei Männer durchaus drin. Beiden treffen in der 1. Runde nämlich auf US Open-Debütanten: Wawrinka auf den italienischen Qualifikanten Mattia Bellucci (ATP 125), Stricker auf den Argentinier Francisco Comesana (ATP 108). Weitaus weniger verlockend sind da die Perspektiven für Viktorija Golubic, die bei ihren siebten Auftritt im Hauptfeld der US Open direkt auf die an Nummer 26 gesetzte Spanierin Paula Badosa trifft. Immerhin: Die ehemalige Weltnummer 2 kam bei bislang vier Anläufen im US National Tennis Center noch nie über die zweite Runde hinaus.

 

Watch out: Erstrundenmatches, die es in sich haben

Ab Montag strömen täglich wieder über 70'000 Tennisfans auf die Anlage der United States Tennis Association (USAT) in Flushing Meadows. Zum Auftakt dürften sie sich dabei u.a. auf folgende Duelle freuen:

Naomi Osaka vs. Jelena Ostapenko: Die vierfache Grand-Slam-Siegerin aus Japan trifft bei ihrem New-York-Comeback nach Mutterschaft auf die stets gefährliche, ehemalige French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko (LAT).

Emma Raducanu vs. Sofia Kenin: Ein weiteres Duell zweier ehemaliger Grand-Slam-Siegerinnen.

Ben Shelton vs. Dominic Thiem: Gibt der österreichische US-Open-Champion von 2020 gegen den letztjährigen Halbfinalisten seine Grand-Slam-Abschiedsvorstellung?

Jannick Sinner vs. Mackenzie McDonald: Eigentlich eine klare Sache. Aber wie schlägt sich die Nr. 1 vor vermutlich vollem Haus in seinem ersten Match nach den Doping-Anschuldigungen gegen den 29-jährigen Kalifornier?

 

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2024. Erstellt von EWM.swiss