Unihockey-Verbandspräsident Daniel Bareiss zieht Bilanz
Zum zweiten Mal fand der Superfinal in diesem Jahr in Freiburg statt. Verbandspräsident Daniel Bareiss spricht über Vereinsphilosophien, dominierende Teams und die kontroverse Ausländerregel.
Daniel Bareiss, der zehnte Superfinal ist Geschichte. Hätten Sie damals, als Sie das Format 2015 ins Leben riefen, gedacht, dass Sie dieses kleine Jubiläum erreichen würden?
"Wir haben es natürlich gehofft. Es war ein klares Ziel, mit dem Superfinal eine grössere Aussenwirkung zu erreichen und die Wahrnehmung dieses Sports auch auf ausserhalb der Unihockey-Familie auszuweiten. Sei es durch die TV-Übertragung oder die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer. Dass wir das schaffen konnten, ist fantastisch."
Was ist das Erfolgsrezept?
"Bei der Einführung und auch danach hat es immer wieder Fragen gegeben – auch aus dem sportlichen Bereich –, ob es fair ist, einen Schweizer Meistertitel in einem einzigen Spiel zu vergeben. Aber dieses Format lebt von der Spannung. Weil es eben die Möglichkeit bietet, dass ein Aussenseiter an einem guten Tag eine Überraschung schaffen kann."
Im Superfinal der Frauen setzte sich Kloten-Dietlikon gegen Zug mit 9:2 durch. Da war die Spannung überschaubar.
"Das stimmt. Aber damit muss man rechnen. Dafür hat dann das 9:8 zwischen Zug und Langnau im Final der Männer umso mehr für Spannung gesorgt."
Kloten-Dietlikon ist am Sonntag zum sechsten Mal in Serie Meister geworden. Das spricht auch nicht dafür, dass der Superfinal für Aussenseiter eine Titelchance bietet.
"Ich glaube, es würde dem Schweizer Unihockey guttun, gerade bei den Frauen, wenn mal jemand anderes Schweizer Meister werden würde. Ich glaube aber auch, dass andere Teams auf dem richtigen Weg sind. Die Jets arbeiten sehr gut, und das schon sehr lange. Und sie verstehen es immer wieder, Schlüsselspielerinnen an sich zu binden. Aber ich denke, die Konkurrenz ist wach geworden. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob es in den nächsten drei Jahren noch gleich aussehen wird, wie es in den letzten sechs ausgesehen hat."
Bei den Männern trafen mit Zug und Langnau zwei Teams aufeinander, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Hier die Zuger, die mit ausländischen Weltklassespielern gespickt sind, da die Langnauer, die fast ausschliesslich auf den eigenen Nachwuchs setzen. Würden Sie sich, auch mit Blick auf das Schweizer Nationalteam, wünschen, dass mehr Vereine den Langnauer Weg gehen würden?
"Es braucht einen guten Mix. Ich bin Fan von ausländischen Verstärkungsspielern, aber sie müssen wirklich sehr gut sein. Und sie dürfen nicht einem Schweizer Spieler einen Platz wegnehmen. Es sollen also Weltklassespieler sein, die eine Vorbildfunktion übernehmen und so auch die Schweizer weiterbringen."
Also je mehr Ausländer, desto mehr Vorbilder?
"Es ist alles eine Frage vom Mass. Ich glaube, dass fünf oder gar sechs Ausländer in einem Team zu viele sind. Zwei oder drei fände ich für die Entwicklung des Schweizer Unihockeys besser, da so in einer Mannschaft genug Platz für die Jungen bleibt und sich die entsprechend weiterentwickeln können."
Ist die Ausländerfrage in dem Fall etwas, das Sie als Verband in den nächsten Jahren angehen möchten?
"Das läuft. Aber was noch wichtig ist: Das ist nicht Sache vom Verband, sondern von der Nationalliga. Diese definiert, wie das Ausländerkontingent aussehen soll. Seit dem Bosman-Urteil gibt es einen freien Zugang. Wir können also nichts verbieten. Im Eishockey gibt es zwischen den Klubs ein Gentlemen’s Agreement. Das läuft seit Jahren gut. Bei uns hat so ein Gentlemen’s Agreement nicht gegriffen, weil es ein paar Klubs, darunter Zug, nicht unterschrieben haben und sich entsprechend auch nicht daran halten. Ob so eine Abmachung der richtige Weg ist, wird sich weisen. Aber wir brauchen in dieser Angelegenheit eine Lösung."
Zurück zum Superfinal. Bei der letztjährigen Premiere in Freiburg war die Arena ausverkauft. Auch in diesem Jahr sorgten wieder knapp 9000 Fans für Stimmung. Müssen Sie schon bald eine grössere Lokalität suchen?
"Nein. Zuschauerquantität ist nicht alles. Es geht auch darum, eine schöne Ambiance und ein cooles Event-Feeling zu schaffen. Unihockey steht auch für eine Kultur, in der gewisse Werte gelebt werden. Bodenständigkeit, aber auch der respektvolle Umgang miteinander, mit den Spielerinnen und Spielern, aber auch den Fans. Ich glaube, wir müssen sorgfältig Schritt für Schritt gehen. Ob das eines Tages in einem grösseren Stadion ist, wird sich zeigen. Aber wir verfügen in Freiburg über eine hervorragende Infrastruktur, in der wir uns sehr gut aufgehoben fühlen. Darum haben wir den Vertrag auch um zwei Jahre verlängert."ang miteinander, mit den Spielerinnen und Spielern, aber auch den Fans. Ich glaube, wir müssen sorgfältig Schritt für Schritt gehen. Ob das eines Tages in einem grösseren Stadion ist, wird sich zeigen. Aber wir verfügen in Freiburg über eine hervorragende Infrastruktur, in der wir uns sehr gut aufgehoben fühlen. Darum haben wir den Vertrag auch um zwei Jahre verlängert."
Sehen Sie noch Potenzial irgendwo?
"Es gibt immer Schrauben, die noch gedreht werden können, und ich glaube, es wäre falsch, wenn wir jetzt denken würden, es laufe ja gut, ergo können wir einfach so weitermachen. Wir müssen uns nicht gerade neu erfinden, aber wir müssen jedes Jahr schauen, was wir noch verbessern könnten. Der Superfinal soll leben und etwas sein, das sich stetig weiterentwickelt. Gerade im VIP-Bereich, bei der Gästebetreuung, aber auch beim Sponsoring liegt noch einiges an Potenzial."
Eine Entwicklung, die der Sport im letzten Jahr genommen hat, ist die Einführung einheitlicher Hallenböden. Wie fällt Ihr Fazit aus?
"Sehr positiv. Ich glaube, in zwei, drei Jahren werden wir uns fragen, weshalb wir das nicht schon viel früher gemacht haben. Spitzenunihockey national aber auch international lebt von so einem Boden. Wenn wie vorher auf Böden gespielt wurde mit gefühlt 50 verschiedenen Linienfarben, ist es ein ganz anderes Erlebnis in der Halle und auch für die Menschen vor dem TV. Für die Vereine bedeutet so ein Boden zwar einen enormen Aufwand. Das dürfen wir nicht vergessen, aber es ist auch ein Erfolgsschlüssel, um Unihockey weiterzuentwickeln."