skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
News Fussball

Uli Forte will den Zürcher Abstiegshattrick verhindern

KeyStone

Für Uli Forte ist der FC Winterthur eine Herzensangelegenheit. Der im Winter verpflichtete Trainer setzt alles daran, den dritten Abstieg mit einem Zürcher Team zu verhindern.

media_ftp_sky_de_20250202_brz002679ef152469a9
Trainer Uli Forte blickt mit Winterthur einer wegweisenden Partie entgegen © KEYSTONE/WALTER BIERI

Was sagt es über einen Verein aus, wenn der neue Trainer im Vorstellungsvideo gefragt wird, warum er dieses "Himmelfahrtskommando" angenommen habe? Zum einen, dass der Klub über eine grosse Portion Selbstironie verfügt. In dieser Hinsicht passt Uli Forte zum FC Winterthur. Der 50-Jährige, der seit Ende Dezember Trainer des Tabellenletzten der Super League ist, ist bodenständig, kennt seine Grenzen und kann auch Fehler einräumen.

Eigenschaften, bei denen mit Blick auf seinen Werdegang auch klar wird, woher sie kommen. Forte, Sohn italienischer Eltern und als Secondo aufgewachsen, musste sich vieles erarbeiten - auch und gerade im Fussball. Vor gut 30 Jahren absolvierte er ein Probetraining beim damaligen NLB-Klub Winterthur. Doch Trainer Martin Andermatt hatte keine Verwendung für den Verteidiger, der dadurch beim ambitionierten Amateurklub Red Star Zürich blieb.

Mit Kriens sammelte Forte zumindest ein wenig NLB-Erfahrung, bevor er als Spielertrainer zu Red Star zurückkehrte, das damals in der 2. Liga interregional spielte. Im Gegensatz zu vielen anderen Trainern im Fussballgeschäft hatte er also keine ruhmreiche Spielerkarriere vorzuweisen. Doch Forte hatte etwas anderes: einen grossen Lernwillen, ein inneres Feuer und den Drang, sich zu beweisen.

Spieler, die von Uli Forte trainiert wurden, heben vor allem zwei Dinge an ihm hervor: seine taktischen Ideen, in denen Laufwege eine wichtige Rolle spielen, und seine fordernde und gleichzeitig sehr menschliche Art. Forte schaffte es immer wieder, seine Spieler mental auf den Punkt bereit zu machen.

Davon zeugen die schönen Erfolge im Cup. In seiner ersten Saison mit Wil, wo Forte 2006 seinen ersten Profivertrag als Trainer unterschrieb, erreichte das Team aus der zweithöchsten Liga den Halbfinal und wurde als "Cupteam des Jahres" ausgezeichnet. 2013 und 2016 gewann Forte mit den Grasshoppers (Finalsieg gegen Basel) und dem FC Zürich (Finalsieg gegen Lugano) den Wettbewerb. Vor drei Jahren stiess er mit dem damaligen Challenge-League-Klub Yverdon erneut in den Halbfinal vor.

Auf der anderen Seite der Medaille stehen das einzige Auslandsabenteuer bei Arminia Bielefeld, das bereits nach vier Meisterschaftsrunden beendet war, sowie die eher magere Ausbeute in der Super League. In St. Gallen wurde er im Februar 2011 freigestellt, die Mannschaft stieg am Ende der Saison ab. Beim FCZ (2016) und bei den Grasshoppers (2019) wurde er als "Feuerwehrmann" geholt, konnte aber den Gang in die Challenge League nicht verhindern. Nun droht ein Hattrick der unangenehmen Art: Forte könnte mit drei Zürcher Klubs aus der Super League absteigen.

Der grosse Unterschied sei, dass er diesmal mehr Zeit habe, sagt Forte. Beim FCZ wurde er im Mai verpflichtet, bei GC im April. Deshalb seien es dort eher "Himmelfahrtskommandos" gewesen als in Winterthur, wo er wenigstens schon in der Winterpause auf die Mannschaft einwirken konnte. "Natürlich war es eine ultrakurze Vorbereitung, aber es stehen ja noch viele Spiele an", sagt Forte. "Und ich bin überzeugt, wenn wir ein paar Details ändern, packen wir das."

Winterthur, wo Forte in seiner Jugend das Gymnasium besuchte, ist ein Herzensprojekt des Trainers. Der Verein steht nach dem sensationellen Aufstieg 2022 in seiner dritten Super-League-Saison. Nach einem holprigen Start gelang in der vergangenen Spielzeit, in der erstmals im neuen Format mit geteilter Tabelle gespielt wurde, die grosse Überraschung: Der Verein erreichte die Meisterrunde und liess dabei Teams wie Zürich, Luzern und Basel hinter sich.

Doch schon damals mahnte Sportchef Oliver Kaiser, dass es nach gut 40 Jahren Challenge League mehr brauche, um sich nachhaltig in der Super League zu etablieren. Das zeigt sich nun in dieser Saison, in der Winterthur nach nur 13 Punkten aus 18 Spieltagen die Reissleine zog und Trainer Ognjen Zaric freistellte. Von seinem Nachfolger Forte erhofft sich Kaiser gemäss einem Interview mit "Der Landbote" eine Mannschaft, "die geschlossen und mit viel Energie zusammen fightet".

Der Start gelang: In Bern hielt das Team mit der schwächsten Defensive der Liga die Null und knöpfte dem Schweizer Meister YB einen Punkt ab. Am vergangenen Wochenende musste der FCW jedoch einen Rückschlag hinnehmen. Gegen Leader Lugano war nach einer 2:0-Pausenführung noch ein wertvoller Punktgewinn möglich. Selbst mit "nur" einem Zähler hätte man den Rückstand auf Yverdon auf die symbolisch wichtige Drei-Punkte-Marke verkürzen können. Stattdessen verspielte der FCW den Vorsprung und kassierte in der Nachspielzeit noch das 2:3.

"Total bitter", fasste Forte zusammen, "eine Riesenenttäuschung", ergänzte Mittelfeldspieler Luca Zuffi. Nun gilt es, das Spiel schnellstmöglich abzuhaken und den Blick nach vorne zu richten. Denn am Sonntag kommt es zum grossen Abstiegsduell mit Yverdon, das in der Winterpause mit Paolo Tramezzani ebenfalls einen neuen Trainer engagiert hat. Zudem waren die Waadtländer auf dem Transfermarkt aktiv und überraschten diese Woche mit der Verpflichtung von Antonio Marchesano, den Forte aus seiner FCZ-Zeit noch gut kennt.

Klar ist, dass Winterthur nach der Begegnung auf dem letzten Tabellenplatz bleiben wird. Die Frage ist, ob der Abstand zum Rest kleiner wird, gleich bleibt oder sich vergrössert.

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss