Thomas Müller: Eine Legende geht zum Abschied noch einmal voran
Seit vergangenem Samstag ist die Katze endgültig aus dem Sack: Thomas Müller, Klubikone und deutsche Fussball-Legende, erhält nach 17 Profi-Jahren beim FC Bayern München keinen neuen Vertrag mehr. Doch bevor Müllers Zeit beim Rekordmeister spätestens im Juli endet, unterstreicht er noch einmal, weshalb er so wichtig ist.
Eberls Fehler, Müllers Grösse
Nein, zu beneiden war Bayerns Sportvorstand Max Eberl nicht wirklich, als er da am Sonntag in einem Münchner Flughafenhotel sass. Als Gast der Sendung „Doppelpass“ musste sich Eberl nämlich darin versuchen, die Trennung von Klublegende Thomas Müller in ein gutes Licht zu rücken. Dabei war er es noch gewesen, der die Vertragsverlängerung im Januar als Formalität bezeichnet und sie alleine vom Willen des Münchner Rekordspielers abhängig gemacht hatte. Nun denn, dieser war – wie Müller in den letzten Tagen auch öffentlich bekräftigte – nach wie vor da und trotzdem endet die wohl erfolgreichste Zusammenarbeit der Vereinsgeschichte (33 Titel) spätestens im Endspiel der Klub-WM diesen Sommer. Sportliche und strategische Gründe sollen den Ausschlag gegen eine nochmalige Verlängerung des Vertrages mit dem zweifachen CL-Sieger und Weltmeister gegeben haben, obwohl dieser auch im kommenden Jahr eine reduzierte Rolle akzeptiert hätte. Müller nahm’s sportlich, auch wenn die Enttäuschung über das vorzeitige Ende seiner Zeit in München gross gewesen sein dürfte.
Es steht viel auf dem Spiel
Denn schliesslich hat der gebürtige Oberbayer 25 Jahre seines Lebens als Teil des FC Bayern München verbracht. Doch Müller wäre nicht Müller, wenn er nicht auch in solchen Momenten Charaktereigenschaften an den Tag legen würde, die ihn Zeit seiner Laufbahn von vielen anderen Profis unterschieden haben: Die Fähigkeit sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und den Willen das Team und dessen Erfolg über etwaige individuelle Ansprüche zu stellen. Entsprechend überraschte es auch nicht wirklich, dass der 131-fache Nationalspieler den Moment seiner persönlichen Enttäuschung dazu nutzte, um seinen Verein und seine Fans vor den entscheidenden Wochen dieser Saison mit einem Statement zu einen. Es wäre für Müller ein Einfaches gewesen, die ungenügende Kommunikation der Bayern rund um seine Vertragssituation dazu zu nutzen, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Stattdessen aber zeigte er Führungsqualitäten, stellt sein Ego hinten an und demonstrierte somit jene Vorbildfunktion, welche speziell für Grossklubs wie den FC Bayern so wertvoll sein kann. Falls die Münchner die aktuelle Spielzeit trotz der aktuellen Verletzungssmisere (u.a. Neuer, Upamecano, Davies, Musiala) doch noch mit der Qualifikation für das Champions-League-Finale in der heimischen Arena beschliessen, dürfte Thomas Müller daran grossen Anteil haben.
Kommt es zum grossen Happy End?
Doch bevor der Blick allzu weit nach vorne schweift, steht heute Abend erst einmal das Hinspiel im CL-Viertelfinale gegen Inter Mailand auf dem Programm. Möglicherweise mit Thomas Müller in einer Stammformation, denn nach der unglücklichen Verletztung von Jamal Musiala gibt es nicht wenige Stimmen, die eine grössere Rolle des 35-Jährigen fordern. Weil sie wissen, dass der ehemalige Junior des TSV Pähl zum Abschluss seiner Bayern-Zeit noch einmal alles in diese letzten Wochen investieren wird. Weil sie Müllers Fähigkeit, an grossen Aufgaben zu wachsen, kennen und weil sie darauf hoffen, dass die Aussicht auf einen einzigartigen Abschieds im ganzen Verein zusätzlicher Kräfte freimachen wird. Denn diese werden die Bayern in den anstehenden Spielen gegen Inter, im Klassiker gegen Dortmund oder auch in einem etwaigen CL-Halbfinale in Anbetracht der langen Verletzungsliste sehr gut gebrauchen können. Thomas Müller wird auf und neben dem Rasen mit Sicherheit alles daran setzen, seine Zeit bei „den Roten“ mit einer 13. Meisterschaft und einem dritten CL-Titel standesgemäss abzuschliessen.