Sportlich attraktiv, wirtschaftlich wenig erbaulich
Die Champions Hockey League ist und bleibt kein Millionengeschäft. Für die ZSC Lions ist der erstmalige Vorstoss in die Halbfinals nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich bedeutend.
"Ab den Halbfinals rentiert es. Das gilt für alle Klubs in Europa", sagt Peter Zahner, der langjährige CEO der ZSC Lions, auf die Frage, ob sich mit der Champions Hockey League heute Geld verdienen lässt.
So wie vor 15 Jahren, als die Zürcher als Sieger der damaligen Champions League gross Kasse machten und brutto 2,5 Millionen Franken einstrichen. Doch die Zeiten lassen sich nicht vergleichen. Der Wettbewerb trug damals zwar den selben Namen, wurde aber unter dem Dach des Internationalen Verbandes durchgeführt. Weil sich das Produkt als nicht refinanzierbar erwies, sprangen die potenten Sponsoren allerdings nach nur einem Jahr bereits wieder ab.
Seit der Neulancierung des europäischen Klubwettbewerbs vor elf Jahren müssen die Vereine kleinere Brötchen backen. Anders als im Fussball ist der Europacup im Eishockey keine Goldgrube. Ein Grund sind die massiv tieferen Prämien.
In der laufenden Kampagne erhielten die ZSC Lions bislang 120'000 Euro von der Champions Hockey League: 65'000 Euro als Startgeld, 15'000 Euro fürs Erreichen der K.o.-Runde und je 20'000 Euro für den Vorstoss in die Viertels- respektive Halbfinals. Für den Finaleinzug plus für den Titelgewinn winken weitere je 120'000 Euro. Der Sieger kann also maximal 360'000 Euro einstreichen. Zum Vergleich: Alleine die Startgage war bei den Young Boys in diesem Jahr mit 18,6 Millionen Euro mehr als das Fünfzigfache höher.
Eine zweite, wesentliche Einnahmequelle für die Klubs sind die Ticketverkäufe, mit denen sich in der Champions Hockey League Geld verdienen lässt. Doch diese sind weiterhin auf einem bescheidenen Niveau. Volle Stadien wie im Fussball sind Wunschdenken, obwohl der sportliche Unterhaltungswert hoch ist. In den fünf Heimspielen lag der Zuschauerschnitt bei den ZSC Lions bei knapp 4000, in der National League wollten den Schweizer Meister durchschnittlich über 11'000 Fans sehen.
"Es ist schwierig, das zu erklären", sagt Peter Zahner. Anders als im Fussball hätten europäische Spitzenteam keine klangvollen Namen. "Es sind keine grossen Brands wie Real Madrid, Bayern München oder Manchester City", so Zahner. "Man kennt das europäische Hockey zu wenig."
Fakt ist: Viele Fans sind nicht bereit, für die Spiele der Champions Hockey League zusätzlich Geld auszugeben. Und das hat für die Klubs finanziell negative Folgen, wenn sich Einnahmen und Ausgaben nicht die Waage halten.
"Die Reisen sind der wesentliche Kostentreiber", erklärt Zahner. "Mit knapp 7000 Zuschauern befinden wir uns rein was den Viertelfinal gegen die Eisbären Berlin betrifft in der positiven Zone." Vieles hängt dabei von der Destination ab. "Für das Auswärtsspiel in Berlin konnten wir einen Linienflug nehmen, das Gepäck ging auf dem Landweg."
In der Gruppenphase war dies komplizierter. "Wir spielten in Schweden und Finnland, mussten einen Charterflug nehmen, damit es logistisch und zeitlich überhaupt möglich war, zwei Spiele innert drei Tagen auszutragen", erklärt Zahner. Verglichen mit den Linienflügen seien die Kosten für einen Charterflug enorm viel höher.
Je nach Gegner kann es einen Klub diesbezüglich härter treffen. "Aber es ist kein Wunschkonzert", so Zahner. "Man muss in der Gruppenphase auch ein bisschen Losglück haben."
So gesehen ist das Auswärtsspiel im Halbfinal gegen den Ligakonkurrenten und Titelverteidiger Genève-Servette für die Lions ein Segen. Und für das Schweizer Eishockey erst recht, weil damit wie im letzten Jahr erneut ein Klub aus der National League im sicher im Final steht.
Und wie sieht Peter Zahner die Zukunft der Champions Hockey League? "Das ist schwierig abzuschätzen. Vieles hängt sicher davon ab, ob und zu welchen Konditionen der Vertrag mit dem Vermarkter verlängert werden kann." Die Partnerschaft mit der Zuger Agentur Infront läuft noch bis zum Ende der Saison 2027/28. "Rein sportlich überzeugt mich das Produkt, auch was den Unterhaltungswert betrifft", so Zahner. "Bei den Zuschauerzahlen ist ein leichter Anstieg festzustellen. Aber dieser Trend muss weitergehen."