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Soll Yann Sommer die Bayern verlassen? Zwei Meinungen!

Yann Sommer ist mit Bayern München Meister geworden und konnte so die Saison versöhnlich abschliessen. Nun stellt sich beim Nationalkeeper die Frage, ob er in München bleiben soll oder nicht. Die Sky-Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek erklären ihre Sichtweisen..

Sommer
Deutscher Meister! Yann Sommer hat die Saison in München mit einem grossen Erfolg abgeschlossen. © IMAGO / Sven Simon

Patrick Y. Fischer sagt: Ja!

Den Meister-Torwart ersetzen? Die Bayern haben es noch bei der Übergabe der Meisterschale auf dem Rasen des RheinEnergieStadions getan und damit ein unmissverständliches Zeichen gesetzt – in Zukunft setzen sie zwischen den Pfosten wieder auf Manuel Neuer. Yann Sommer sollte den FC Bayern deshalb noch diesen Sommer verlassen.

Ziel erreicht
Als Yann Sommer im Dezember 2022 vom Interesse des FC Bayern München erfuhr, zögerte der langjährige Gladbach-Keeper vermutlich keine Sekunde: Diese Chance musste er packen. Im Wissen, dass ihm spätestens im Sommer die deutsche Torhüter-Ikone Manuel Neuer wieder im Nacken sitzen und er in München auch deshalb unter maximalem Leistungsdruck stehen würde. Als Anreiz diente die Aussicht, zum ersten Mal in seiner Karriere um die Deutsche Meisterschaft und die Champions League spielen zu können und im fortgeschrittenen Fussballeralter von 34 Jahren als Nr. 1 zu einem Klub von Weltformat wechseln zu können. Auch wenn aus den drei angestrebten Titeln schliesslich nur einer wurde, kann das Fazit des Wechsels deshalb nur lauten: Ziel erreicht. Und dies trotz dem turbulentesten Bayern-Frühling des letzten Jahrzehnts und trotz massiver Kritik an seinen Leistungen. Diese mag vereinzelt berechtigt gewesen sein, ganz sicher war sie aber oft unsachlich. Schlussendlich kann die Art und Weise der Kritik an Sommer nur den Schluss zulassen, dass man in München trotz dem selbstverschuldeten Skiunfall und einer halbjährigen Verletzungspause weiterhin bedingungslos an Manuel Neuer festhält. Yann Sommer wird deshalb spätestens im September an einem anderen Ort den Bällen nachhechten.

Perspektive EM 2024
Objektiv betrachtet gibt es auch keinen Grund, warum ein Torhüter seiner Klasse sich auf die Bank setzen würde. Erst recht, wenn aufgrund des klubinternen Status des Antipoden keine realistische Perspektive besteht, an diesem in einem offenen Zweikampf vorbeizukommen. Aber Sommer ist fit, voller Energie und verspürt grosse Lust, weiterhin auf hohem Niveau zu spielen. Und da gibt es noch die Perspektive «EM 2024», die im fussballverrückten Deutschland stattfinden wird. Den letzten Grossanlass bei unseren nördlichen Nachbarn hat der ehemalige Torhüter von Basel und GC 2006 als Teenager mitverfolgt und dürfte alles daransetzen, die grossartige Atmosphäre jener WM nächsten Sommer selbst auf dem Rasen zu erleben. Es wäre ein potenziell perfektes Ende einer grossartigen Nationalmannschaftskarriere.

Wechseln – aber wohin?
Allerdings vergeht bis zur UEFA Euro 2024 noch ein Jahr und es wird für Yann Sommer in den nächsten zwölf Monaten unabdingbar sein zu spielen, um sich gegen die starke und jüngere Nati-Konkurrenz durch Gregor Kobel (Dortmund) und Jonas Omlin (Gladbach) zu behaupten. Aber wohin könnte der zweifache Familienvater wechseln? Einen 34-jährigen Torhüter dürften nicht allzu viele Klubs in Europa auf ihrem Einkaufszettel haben, aber es gibt durchaus mögliche Optionen, die für alle beteiligten Sinn machen könnten. Da wäre einmal der FC Villareal, der die aktuelle Spielzeit in La Liga auf dem 5. Platz abschliessen und im kommenden Jahr in der Europa League spielen wird. Im Tor der Spanier stand zuletzt der bald 41-jährige Pepe Reina, dessen Vertrag ausläuft. Durchaus denkbar, dass Villareal für die kommende Spielzeit noch nicht auf den jungen Dänen Filip Jörgensen setzen möchte und stattdessen noch einmal einen erfahrenen Keeper verpflichtet. Auch die AS Monaco in der Ligue 1 könnte eine Alternative werden, erst recht, wenn es dem Team am letzten Spieltag gelingt, noch auf den vierten oder fünften Tabellenplatz zu springen, der für die Teilnahme am europäischen Wettbewerb berechtigt. Die Monegassen operieren aktuell mit zwei Torhütern (Alex Nübel und Thomas Didillon), deren Leihverträge im Sommer auslaufen. Es würde überraschen, wenn man Sommer im Fürstentum nach den guten Erfahrung mit Nübel und Diego Benaglio (2017 – 2020) nicht zumindest auf dem Radar hätte.


Andy Maschek sagt: Nein!

Ziel erreicht: Yann Sommer wurde mit dem FC Bayern München deutscher Meister. Natürlich, es war der Titel, den der Rekordmeister schlicht gewinnen musste, während die anderen zwei grossen Ziele – der DFB-Pokal und vor allem die Champions League – verpasst wurden. Der Schweizer Nati-Goalie hat in diesem halben Jahr zwischendurch auch mal geschwächelt, aber es lag nicht an ihm, dass die Münchner das Triple verpassten. Im Team und im gesamten Klub gab es zu viele Unzulänglichkeiten, um den maximalen Erfolg feiern zu können.

Was nun? Sommer ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland ein Meistergoalie und hat sich durch seine jahrelangen Grosstaten auf der internationalen Bühne – vor allem auch mit der Nationalmannschaft – einen Namen gemacht und viel Respekt erarbeitet. Letzteren haben die Kritiker in München übrigens zuletzt oftmals vermissen lassen. Yann Sommer ist 34 Jahre alt und befindet sich damit im Herbst seiner fussballerischen Karriere. Zum ganz alten Eisen gehört er damit aber ganz sicher noch nicht, das haben auch seine Leistungen in München gezeigt. Und vor allem: Er selber dürstet weiterhin nach Erfolgen und wird sich ganz sicher nicht mit dem Erwerb der Adelbodner Mineralquelle, den er gemäss «Blick» in einer Investorengruppe gemeinsam mit anderen Sport-Stars wie Roman Josi, Mark Streit, Christian Stucki oder Severin Lüthi getätigt hat, zufriedengeben.

Neuer ist kein Messias
In der neuen Saison soll in München wieder Manuel Neuer im Tor stehen, der auf dem Weg zurück nach seinem Skiunfall offenbar grosse Fortschritte macht. Der 37-Jährige ist in München eine lebende Legende und war im vergangenen Jahrzehnt an den vielen Erfolgen massgeblich beteiligt. Nur, dass man ihn quasi als Messias hinstellt, ist zumindest zweifelhaft. Natürlich, Neuer war über Jahre hinweg der wohl beste Torhüter der Welt. Doch zuletzt unterliefen ihm auch immer wieder mal gröbere Patzer – und an der WM in Katar war er weit von seinen besten Tagen entfernt. Stefan Effenberg erklärte im Nachgang in einer Kolumne, Neuer habe «bei dem einen oder anderen Gegentreffer nicht glücklich» ausgesehen. Und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte: «Er hat Fehler gemacht, die man von ihm nicht kennt.»

Bei der Meisterfeier war Captain Manuel Neuer an vorderster Front dabei, hat sich positioniert und eindeutig gezeigt: Seinen Platz überlässt er keinem anderen kampflos, dafür ist er viel zu ehrgeizig. Ein Zeichen dafür ist auch, dass er in diesem Sommer offenbar auf Ferien verzichtet und stattdessen an der Säbener Strasse an seiner Rückkehr arbeiten. Er weiss also, dass er gefordert ist. Denn eine erneute Seuchensaison wie die abgelaufene, die dank des überraschenden Titelgewinns einigermassen gerettet werden konnte, darf es in München nicht nochmals geben.

Wie geht Neuer mit Konkurrenz um?
Das heisst, dass der FC Bayern München von hinten bis vorne funktionieren muss. In der Theorie steht in der neuen Saison wieder Manuel Neuer zwischen den Pfosten. Doch es gibt auch Faktoren, die Yann Sommer Mut machen und ihn zum Bleiben bringen können. Neuer ist 37 Jahre alt, da stellt sich die Frage, wie gut er die Verletzung tatsächlich weggesteckt hat und wie schnell er wieder auf Betriebstemperatur kommt. Wie erwähnt hat er bereits vor der Zwangspause Schwächen gezeigt – wieso sollen die jetzt plötzlich weg sein? Ist es überhaupt realistisch, dass er wieder so gut wird, wie er einst war? Und wie reagiert er, wenn als Nummer 2 ein ambitionierter Goalie auf seine Chance wartet?

Klar ist, dass Neuer am Anfang einen Bonus geniesst und Trainer Thomas Tuchel auf ihn setzen wird. Doch dann greift schnell das Leistungsprinzip – und da wünsche ich mir, dass Yann Sommer die Challenge annimmt, an seine Chance glaubt und seinen bis 2025 laufenden Vertrag nicht auflöst. Zumal München ja auch ein Ort ist, an dem es sich mit der Familie leben lässt, der nahe an der Schweiz liegt und die Bayern ein Klub mit Renommee sind und ganz sicher kein schlechtes Salär zahlen. Sollte Sommer seine Chance nicht bekommen, kann er immer noch in der Winterpause wechseln und in der Rückrunde Spielpraxis sammeln. Denn in der Nati wird er ganz sicher nicht nach ein paar Monaten fallengelassen.
 

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