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So zerstritten sind die BVB-Bosse wirklich!

Der BVB liegt nach der Pleite in Bologna in Trümmern. Sky Reporter Patrick Berger liefert eine umfassende Analyse zur BVB-Situation und dem internen Machtkampf.

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Der BVB liegt nach der Pleite in Bologna in Trümmern. Sky Reporter Patrick Berger liefert eine umfassende Analyse zur BVB-Situation und dem internen Machtkampf.

"Dieser Verein muss endlich zur Ruhe kommen. Wir dürfen hier keine Nebenkriegsschauplätze haben", sagte Nuri Sahin auf seiner letzten Pressekonferenz als BVB-Trainer in Bologna. Die Sätze von Sahin, der am Mittwoch offiziell von seinen Aufgaben bei Borussia Dortmund entbunden wurde, lassen tief blicken. Die Sahin-Trennung war alternativlos, die tiefsitzenden, strukturellen Probleme wird das aber nicht lösen.

Im Hintergrund ist unter den Bossen längst ein Machtkampf entbrannt. Sky berichtete bereits in der vergangenen Woche von Intrigen und Machtspielchen auf höchster Ebene. Im Fokus dabei: Sven Mislintat und Sebastian Kehl. Der Technische Direktor und der Sportchef können überhaupt nicht miteinander.

Im Sommer hatten die BVB-Bosse Hans-Joachim Watzke und Lars Ricken die überraschende Entscheidung getroffen, Mislintat trotz Skepsis im Verein als Kaderplaner anzustellen. Der frühere Chefscout (2006-2017) war gegen Ende seiner letzten Amtszeit in Dortmund mit Thomas Tuchel so sehr zerstritten, dass er nicht mehr auf den Profitrakt durfte.

Kehl oder Mislintat?

Mislintat gilt innerhalb der Branche als Sturkopf, der von seinen Ideen überzeugt ist und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Das wusste Watzke. Der langjährige BVB-Macher hatte sich durch die Mislintat-Anstellung Reibungen erhofft, die letztlich zum Erfolg führen. "Wenn sie es hinbekommen, konstruktiv und wirklich vertrauensvoll zu arbeiten, haben wir eine Riesenchance", sagte Watzke damals.

Die Idee, Kehl und Mislintat gemeinsam loszuschicken, ist nach nur wenigen Monaten jedoch krachend gescheitert. Kehl oder Mislintat - diese Frage hätte Watzke im Sommer beantworten müssen. Dass es mit beiden Alphatieren nicht gemeinsam geht, war für viele BVB-Insider klar.

Kaderplaner und Sportchef waren sich im Sommer in vielen Transferfragen nicht einig. Die Verpflichtungen von Waldemar Anton und Pascal Gross forcierte beispielsweise Mislintat, Kehl machte sich für Yan Couto und Maximilian Beier stark. Einzig bei Serhou Guirassy waren die beiden Streithähne einer Ansicht.

Auch jetzt, im Winter-Transferfenster, kommen Mislintat und Kehl selten auf einen gemeinsamen Nenner. Ihren Austausch beschränken die beiden - so ist aus dem Verein zu hören - nur auf das Wesentlichste. Darunter leitet die Kaderplanung.

Kehl-Position geschwächt

Die Position von Kehl ist derzeit geschwächt. Richtig stark gemacht wurde der frühere Nationalspieler in seiner Funktion als Sportdirektor beim BVB nie. Bezeichnend: Seine Vertragsverlängerung zog sich über acht (!) Monate hinweg. Zuvor musste er bereits den Rückschlag der Nicht-Beförderung zum Geschäftsführer Sport verdauen. Innerhalb des Klubs ist hinter vorgehaltener Hand oft zu hören, dass sich der frühere Meister-Kapitän in all den Jahren keine Allianzen geschaffen hat und oft misstrauisch sei. Wie soll aber bitte jemand vertrauensvoll arbeiten, wenn er von Beginn an die Rückendeckung nie wirklich spürte?

Watzke-Berater Matthias Sammer gilt nicht gerade als Kehl-Fan. Und in Mislintat wurde im Sommer auch noch ein Gegner geholt. Dass Kehl nicht hingeworfen hat und für seinen Herzensverein kämpfen will, rechnen ihm im Klub viele hoch an. Immer wieder wurde er in den letzten Jahren in entscheidenden Fragen überstimmt.

Uneinigkeit bei Transfer-Ideen

Im Sommer wollte Kehl den Vertrag mit Routinier Mats Hummels eigentlich um ein weiteres Jahr verlängern und zudem mit Dean Huijsen ein Top-Talent dazuholen. Für rund 15 Mio. Euro hätte der BVB den 19 Jahre alten Spanier nach Sky Infos von Juventus Turin loseisen können. Der Spieler wäre gerne nach Dortmund gekommen. Der Daumen wurde intern aber gesenkt, es kam in Stuttgart-Kapitän und Nationalspieler Waldemar Anton ein gestandener Profi. Huijsen ging folglich nach Bournemouth, zeigt dort starke Leistungen und wird nun von Real Madrid beobachten.

Kehl, der auch ein schwieriges Verhältnis zu Edin Terzic hatte, wollte damals bekanntlich Edson Alvarez verpflichten und wäre für den Mexikaner sogar dazu bereit gewesen, Emre Can zu verkaufen. Terzic setze sich letztlich durch und machte Can sogar zum Kapitän.

Aber auch Kehl hat freilich Fehler gemacht. Die teuren Transfers Couto und Beier zünden noch nicht. Vor allem Couto entpuppt sich immer mehr als 30-Millionen-Missverständnis. Auch bei den Verpflichtungen der Ex-Bayern-Stars Niklas Süle und Marcel Sabitzer hat er - ebenso wie Sammer - seine Finger im Spiel.

Kehl verliert Vertraute

In der Vergangenheit hat Kehl zudem mit Sportkoordinator Slaven Stanic, der seinerzeit Stimmung gegen Terzic machte, und Chefscout Eduard Graf, der als Kehl-Kumpel und Mislintat-Kritiker galt, zwei Vertraute verloren. Beide wurden entlassen.

Mislintat wiederum durfte in Uli Schier einen langjährigen Freund und Wegbegleiter zum BVB zurückholen. Diese Personalie sorgt intern für Diskussionsstoff. Sky hatte vor drei Wochen bereits davon erfahren und Lars Ricken damit konfrontiert. Der BVB-Boss wollte dazu auf Nachfrage keine Stellung beziehen. Über die Personalie berichtete am Mittwoch auch die Sportbild.

Schier arbeitete früher als Scout für den BVB, war vor allem in Südamerika unterwegs und gilt als Entdecker von Lucas Barrios. Er arbeitete mit Mislintat ausserdem auch in Stuttgart und Amsterdam zusammen. Die Personalie segnete Ricken ab - vereinsintern ist das ein abermaliges Tuschelthema.

Ärger zwischen Sahin und Mislintat

Zwei weitere Zündstoff-Personalien sind die von Rayan Cherki und Yankuba Minteh. Mislintat wollte Cherki, einen begnadeten Dribbler und Ballkünstler, im Sommer unbedingt aus Lyon holen. Deshalb krachte Mislintat auch mit Nuri Sahin aneinander. Die beiden sollen kaum mehr miteinander gesprochen haben. Zur Wahrheit gehört: Cherki wäre im Sommer für gerade mal 12 Mio. Euro für den BVB zu haben gewesen.

Jetzt kostet der Franzose fast das Doppelte. Dass der BVB auf der Position Bedarf hat, wird nun deutlich sichtbar. Einen internen Zoff löste auch die Personalie Yankuba Minteh aus, der von Newcastle nach Brighton wechselte. Mislintat verhandelte damals mit der Minteh-Seite, ohne dass Kehl davon wusste. Der ultimative Bruch.

Watzke in der Verantwortung

"Ich habe zu allen Personen ein vertrauensvolles Verhältnis", sagte Lars Ricken am Mittwoch auf Sky Nachfrage angesprochen auf die internen Grabenkämpfe. "Wir setzen uns natürlich damit auseinander, das ist klar."

Dass der BVB im Jahr 2025 zerstritten ist und vor einem Scherbenhaufen steht, geht auch auf Watzke zurück. Er hat die Anstellungen von Ricken - einem auf diesem Gebiet noch unerfahrenen Boss, der jetzt Profil zeigen muss - sowie Kehl, Mislintat, Sahin und Sammer allesamt zu verantworten.

Der BVB steht nur ein halbes Jahr nach dem Erreichen des CL-Finals vor dem Totalabsturz. Es wird spannend zu sehen, welche Entschlüsse neben der Trainer-Entlassung gezogen werden …

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