Jetzt steht Zsolt Löw in der ersten Reihe und hat eine gewaltige Verantwortung.
Die Pressekonferenz darf man als Aufbruchstimmung deuten! Selten war in Leipzig eine Spieltags-PK so launig und unterhaltsam wie die erste von Zsolt Löw. Der 45-Jährige fühlt sich am Cottaweg "zuhause", schliesslich kennt er das Gelände sowie einige Spieler und Mitarbeiter noch aus seiner Zeit von 2015 bis 2018.
Damals assistierte der Ungar den Fussballlehrern Ralf Rangnick und Ralph Hasenhüttl. Jetzt steht der langjährige Co-Trainer von Thomas Tuchel selbst auf der Kommandobrücke und muss als Feuerwehrmann ran. "Ich wurde nicht gezwungen, mich hat auch keiner gefesselt und hergezogen. Die Anfrage am Samstagabend kam sehr überraschend, aus dem heiteren Himmel", so Löw, der ein längeres Engagement ausschloss.
Löw ist auf interimistischer Mission unterwegs. Die Ziele der kommenden sieben Wochen sind klar: DFB-Pokal-Sieg in Berlin und in der Bundesliga unter den Top vier landen - schliesslich ist die Champions-League-Qualifikation essenziell. Zunächst muss Löw mit seinen angeschossenen Bullen im Pokal zum VfB Stuttgart (ab 20:00 Uhr live auf Sky Top Event).
Blockaden in Kopf und Geist bremsten Leipzig
Löws Kernbotschaft an die zuletzt ausgelaugte Leipziger Mannschaft: Endlich wieder geniessen. Spass haben. Lockerheit finden, negative Gedanken verdrängen. Zurück zu den eigenen Stärken.
Es sind die typischen Abläufe nach einem Trainerwechsel. Einer blutleeren und erfolgslosen Mannschaft soll und muss schnellstmöglich wieder Leben eingehaucht werden. Schliesslich sind es hauptsächlich mentale Probleme. Dass Benjamin Sesko, Xavi, Lois Openda und Co. überragende Qualitäten in den Füssen haben, ist unbestritten. Blockaden in Kopf und Geist bremsten Leipzigs Unterschiedsspieler zuletzt.
Taktische Flexibilität fehlte unter Rose
Jedoch lag es in dieser Saison auch immer wieder an einem fehlenden Plan B. RB hatte unter Marco Rose vermehrt Schwierigkeiten innerhalb eines Spiels auf ungeahnte Umstände zu reagieren. Taktische Flexibilität fehlte, hinzu gesellten sich unsaubere Basics und fehlendes Selbstvertrauen. Verletzungssorgen während der Hinrunde legten weitere Brände. Aber: Trotz aller Sorgen, Hindernisse und Negativerlebnisse (inklusive Trainerwechsel) verzeichnete RB in dieser Spielzeit vereinshistorisch den statistisch besten Start in eine Bundesliga-Saison. Ein paar Monate später ist Rose nicht mehr Leipzigs Trainer. Fussball ist und bleibt ein brutales Tagesgeschäft.
Jetzt liegt es an Löw und dessen Assistent Peter Krawietz. Beide müssen schleunigst die eben beschriebenen Probleme lösen, schliesslich bleiben nur sieben Wochen. Anschliessend präsentiert RB einen neuen Cheftrainer und Löw rutscht wieder in seinen Posten bei Red Bull. So ist es besprochen. Löw: "Wir sind keine Zauberer. Wir müssen schauen, wie wir eine positive Entwicklung hinkriegen. Aber wenn die Mannschaft richtig mitzieht, dann haben wir gute Chancen."