Didi Hamann erklärt in seiner Kolumne, warum der FC Bayern nach den beiden Siegen gegen Leverkusen einer der Favoriten in der Champions League ist und was Liverpool-Bezwinger Paris Saint-Germain so stark macht.
Besser als der FC Bayern es beim 2:0 in Leverkusen getan hat, kann man kaum spielen.
Beim 3:0 im Hinspiel haben sie Leverkusens Fehler ausgenutzt, im Rückspiel haben sie ihre ganze Klasse gezeigt. Souverän, aggressiv, ballsicher. Leverkusens Hektik war von Anfang an der Übermacht der Münchner geschuldet.
Vielleicht hat man das 0:0 in der Bundesliga überbewertet. Die Bayern hatten damals mit Sicherheit im Hinterkopf kein unnötiges Risiko eingehen zu müssen, wenn ihnen ein Punkt reicht. In den K.o.-Spielen in der Champions League spielt Erfahrung eine grosse Rolle. Du darfst selbst keine Fehler machen und musst die Fehler des Gegners ausnutzen.
TOP 1: Bayern in der leichteren Hälfte des Turnierbaums
Wenn die Bayern so auftreten wie gegen Leverkusen, können sie im Konzert der Grossen mehr als nur mitspielen. Dann muss sie erst einmal einer schlagen.
Auch aufgrund der Auslosung in die etwas leichtere Hälfte des Turnierbaums sind sie jetzt in einer sehr guten Position. Ins Viertelfinale gegen Inter Mailand gehen sie mit breiter Brust.
In ihrer Hälfte mit Barcelona und vielleicht Dortmund mache ich die Bayern zum Favoriten, ins Finale einzuziehen. In der anderen Hälfte muss man schauen, ob Real Madrid gegen Atletico weiterkommt.
TOP 2: PSG hat gegen Liverpool den Massstab gesetzt
Den Massstab hat bisher Paris Saint-Germain in den beiden Spielen gegen Liverpool gesetzt, den ungeschlagenen Tabellenführer nach der Ligaphase. Du kannst die Champions League im Oktober/November verlieren, wenn du ausscheidest, aber du kannst sie nicht gewinnen. Von März bis Mai musst du zur Stelle sein.
Ich würde Liverpools Ausscheiden nicht dem Modus anheften. In der Vergangenheit hat es auch Mannschaften gegeben, die in der Gruppenphase alles oder fast alles gewonnen haben, dann aber direkt im Achtelfinale rausgeflogen sind. Für Liverpool war es Pech, das sie Paris als Gegner zugelost bekommen haben. Sie haben gegen eine bessere Mannschaft verloren.
Dembele ist der absolute Fixpunkt bei PSG und im Moment der herausragende Spieler in Europa. Mit Barcola und Doue haben sie noch zwei Wahnsinns-Offensivspieler in ihren Reihen, dazu ein ballsicheres Mittelfeld mit Vitinha, Neves und Ruiz und in Donnarumma einen starken Rückhalt im Tor.
Jeder arbeitet für den anderen, das war zu Zeiten von Mbappe, Messi und Neymar nicht der Fall. Jetzt machen sie es und deshalb sind sie unheimlich gefährlich.
TOP 3: Leverkusen ist auf einem guten Weg
Leverkusen hat im FC Bayern seinen Meister gefunden. Die Münchner haben ihnen gezeigt, was es heisst, abgeklärt und effizient zu spielen. Bayer 04 hat man die fehlende Erfahrung auf höchstem Niveau angemerkt. Daraus werden sie viel lernen.
Vergangene Saison in der Europa League sind sie bis ins Finale gekommen, da waren die Gegner aber nicht aus dem allerhöchsten Regal. Dort darfst du auch mal Fehler machen, in der Champions League geht das nicht.
Lukas Hradecky hat es gut ausgedrückt: "Wir sind verdient ausgeschieden, aber wir sind auf einem guten Weg." Nicht mehr und nicht weniger.
Kein Beinbruch, gegen Bayern auszuscheiden
Für Xabi Alonso ist es die erste Delle in seiner Trainerkarriere, aber er hat immer aus seinen Fehlern gelernt. In der Liga haben sie erst zweimal verloren, im DFB-Pokal steht sie im Halbfinale. Die Leverkusener spielen immer noch eine sehr gute Saison.
Die Art und Weise war enttäuschend, aber es ist kein Beinbruch, gegen die Bayern auszuscheiden. Das muss man richtig einordnen und man darf auch nicht vergessen, wo Leverkusen stand, als Alonso die Mannschaft vor zwei Jahren übernommen hat.