SL-Kellerduell: Darum spielt GC gegen Yverdon um mehr als drei Punkte
Abstiegskampf für den Rekordmeister. Nach acht Meisterschaftsspielen ohne Sieg steht der Grasshopper Club Zürich gegen Tabellennachbar Yverdon mächtig unter Zugzwang. Das gilt auch für die neuen Klubbesitzer aus Los Angeles.
Elf Monate mit Pleiten, Pech und Pannen
Irgendwie waren die Ereignisse vom Cup-Derby am Dienstagabend symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf der Grasshoppers. Während den knapp 100 Minuten im Letzigrund starteten sie mehr als nur ordentlich in die Partie und verschafften sich klare Vorteile, ehe eine eigenwillige Mischung aus etwas Pech, eigener Ineffizienz und einer fast schon grotesk anmutenden Schiedsrichterentscheidung den Weg in die erneute Niederlage bereiteten. Doch dass GC in der Super League aktuell auf dem 12. und letzten Tabellenplatz steht, hat nicht nur mit mangelndem Spielglück oder zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen zu tun, sondern auch mit klaren Versäumnissen Seitens der neuen Führung aus Los Angeles. Knapp elf Monate nach deren Klubübernahme wird immer klarer, dass das Duo Harald Gärtner / Stephan Schwarz sowie Exil-Präsidentin Stacy Johns den Mund zu voll genommen und mit diversen Einschätzung und Entscheidungen falsch gelegen haben.
Grosse Worte, kleine Taten
«Make GC great again». So ungefähr lautete das Fazit der etwas improvisiert wirkenden Übernahme-PK Mitte Januar dieses Jahres. Man wolle investieren, die Fans zurückgewinnen und den Klub wieder zu alter Stärke zurückführen, erzählten Stacy Johns und Larry Freedman damals im Klublokal der vereinseigenen Rudersektion. Doch von sinnvollen Investitionen konnte bislang keine Rede sein - weder im damals noch verbliebenen Winter-Transferfenster noch in der Sommerpause. Stattdessen bedienten sich die Hoppers mehrheitlich im Restposten- und Rampenverkauf, angefangen bei den völlig wirkungslosen Last-Minute-Wintertransfers, über den im März gekommen Sportchef Schwarz bis hin zu einem Sonny Kittel, Benno Schmitz oder Saulo Decarli. Alles Spieler und Persönlichkeiten, die nach enttäuschenden Spielzeiten auf dem Abstellgeleis standen und nun auch bei GC nicht zu überzeugen wissen. Das gilt im Übrigen bislang auch für die im August noch verpflichteten Mathieu Choinière (immerhin kanadischer Nationalspieler) und Tomas Véron Lupi. Die Konsequenz: Die Mannschaft verfügt noch immer nicht über eine verlässliche Achse, es fehlt eine starke Nummer 6 mit Spielmacherqualitäten und auch ein erfahrener Stürmer mit Knipserqualitäten ist weit und breit nicht zu finden. Hinzu kommt: Das Duo Gärtner/Schwarz fischt nach wir vor gerne im eigenen Teich, sprich vertraut regelmässig auf Kontakte, Spieler und Personalien, deren Wege man in der Vergangenheit bereits in Deutschland gekreuzt hat, seien sie aktuell auch in der dritten Liga oder gar nicht engagiert. Es scheint, als würde die Führung die sportliche Herausforderung Super League immer noch nicht richtig einschätzen.
Bei einer Niederlage droht der nächste Tiefpunkt
Das gilt im Übrigen auch für Veränderungen rund um die Heimspiele der Hoppers, welche auf diese Saison hin unter dem Motto «neue Ära» eingeführt wurden. So erwischte z.B. das Weglassen der erst vor wenigen Jahren eingeführten Klubhymne viele Anhänger auf dem falschen Fuss. Zwar konnte die Führung zuletzt mit der Rückführung der Geschäftsstelle in die Stadt oder auch mit der Durchführung von regelmässigen Fanforen punkten, insgesamt aber ist die Stimmung aufgrund der völlig ungenügenden sportlichen Situation angespannt. Eine Situation, die sich im Falle einer weiteren Niederlage gegen Yverdon noch einmal massiv verschlechtern könnte. Acht Punkte Rückstand auf die Waadtländer (auf Rang 10) würden so gar nicht dem Selbstverständnis des noch immer erfolgreichsten Schweizer Fussballklubs entsprechen. Und auch Neo-Trainer Tomas Oral stünde dann – nach nur vier Spielen aber keinem Sieg – auf dünnem Eis. Kaum da, hätte der fleissige Frankfurter seinen ohnehin überschaubaren Kredit wohl schon fast wieder verspielt. Als nächster Fehlgriff in einer Reihe von Massnahmen und Personalentscheiden der amerikanischen Besitzer, die fast alle nicht die gewünschte Wirkung erzielt haben. Auch deshalb sind drei Punkte am Samstag das absolute Minimum.