Showdown vs. Langnau: Platz Lausannes Meistertraum schon heute?
Das hatte man sich am Lac Léman mit Sicherheit anders vorgestellt. Anstatt sich auf die Playoff-Halbfinals vorzubereiten, muss man heute Abend zu einem 7. Spiel gegen die SCL Tigers antreten. Auf dem Spiel steht nichts weniger als die Arbeit einer ganzen Saison.
2x2 Wochen die Vieles verändern
Natürlich kann ich mich daran erinnern. Vor knapp zwei Wochen legte ich mich an dieser Stelle auf den Lausanne HC als Titelkandidaten fest. Aufgrund einer beeindruckenden Regular Season (52 Spiele / 97 Punkte), aufgrund einer herausragenden Kadertiefe und aufgrund eines jungen Keepers (Kevin Pasche), der während 52 Runden alle überraschte. Nach den ersten sechs Playoff-Spielen gegen die SCL Tigers muss man sagen: Das alles droht zum Muster ohne Wert zu verkommen. Denn wo vorher die Waadtländer Ausgeglichenheit gelobt wurde, fehlt den Lausanneois aktuell die Dominanz. Wo das Powerplay funktionierte (27,07% Erfolgsquote ), harzt es nun (6,25% Erfolgsquote) und wo Pasche überzeugte, flutscht plötzlich die eine oder andere Scheibe zu viel durch (Fangquote von nur noch 89,74%). Woran das liegt? Schwierig zu sagen. Vielleicht an den zwölf Tagen Pause nach dem Ende der Regular Season oder am hemmenden Druck der geschürten Erwartungen? Möglicherweise ist der LHC Ausgabe 2024/2025 aber auch einfach eines jener Teams, das in der Qualifikationsphase etwas zu hoch flog und sich nun auch deshalb damit schwertut, noch einmal eine Schippe draufzulegen. Klar ist einzig: Noch bleibt der Mannschaft von Trainer Geoff Ward ein Spiel vor eigenem Anhang, um den zwiespältigen Eindruck der letzten eineinhalb Wochen zu widerlegen.
Lausanner Worst Case: Charlin ist zurück
Und tatsächlich: Einen Vorteil haben die Vaudoise in den ersten zwölf Playoff-Tagen noch nicht aus der Hand gegeben - den, als heimstärkstes Team der National League. In den drei bisherigen Duellen gegen Langnau kam der LCH noch nie richtig ins Zittern, trotz dem einen oder anderen schwächeren Moment. Nun aber wartet für Spiel 7 einen neue Herausforderung auf die Lausanner: Tigers-Keeper Stéphane Charlin, der in Spiel 6 nach überstandener Verletzungspause zum ersten Mal wieder von Anfang an zwischen den Emmentaler Pfosten stand. Was das bedeutet, kann man Schwarz auf Weiss auf den Statistikblättern ablesen: Mit Charlin im Tor erhalten die Tigers irgendwo zwischen 1,66 und 1,80 Gegentore pro Spiel. Ohne den 24-Jährigen erhöht sich dieser Wert auf drei Gegentore oder mehr. Kommt hinzu, dass Charlins Rückkehr dem aufgrund der letzten Resultate ohnehin gefestigten Selbstvertrauen der Tigers einen zusätzlichen Boost geben dürfte. Den Titelaspiranten erwartet also ein potentielles Worst-Case-Szenario: Als Favorit in einem einzigen Spiel gegen den besten Keeper der Liga das Saisonende abwenden zu müssen.
Déjà-vu für die Tigers?
Was als spricht genau noch für die Lausanneois? Neben der erwähnten Heimstärke natürlich die Tatsache, dass der LHC auf dem Papier noch immer über den deutlich besseren, weil talentierteren und breiteren Kader verfügt. Spieler wie Théo Rochette oder Dominik Kahun sind in dieser Serie bislang speziell in der Vaudoise aréna in der Lage, entscheidende Impulse zu setzen. Und natürlich hilft auch der Blick zurück, zum einen auf das letztjährige Viertelfinal-Duell mit dem HCD, zum anderen ins Jahr 2019, als sich der LHC und der SCL schon einmal in einem Spiel 7 gegenüber standen – und die Waadtländer die Tigers mit einer 8:1-Packung zurück ins Emmental schickten. Daran dürfte sich auch der eine oder andere Exponent aus dem Umfeld der Langnauer erinnern, Aussenseiterstatus hin, Aussenseiterstatus her. Denn schlussendlich winkt auch den Tigers heute Abend die Chance zu zeigen, dass die Qualifikation für die Playoffs nicht zwingend das höchste aller Emmentaler Gefühle sein muss. Genau das gelang 2019 (und eigentlich seitdem) nicht. Mit einem Sieg über Lausanne könnten die Tigers beweisen, dass sie sich als Klub soweit der nationalen Spitzen angenähert haben, wie noch im Playoff-Zeitalter.