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Shaqiri und der FCB – wirds auch beim zweiten Mal so schön? Zwei Meinungen!

Es ist die spektakulärste Super League-Rückkehr aller Zeiten: Xherdan Shaqiri ist nach zwölf Jahren im Ausland wieder beim FC Basel. Aber hält die Wiedervereinigung auch, was sie verspricht? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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Xherdan Shaqiri ist in Basel der Hoffnungsträger für bessere Zeiten, seine Rückkehr wird von den Fans frenetisch gefeiert. © KEYSTONE/Georgios Kefalas

Andy Maschek sagt: Ja

Der FC Basel hat in den letzten Wochen, Monaten und Jahren ein tristes Bild abgegeben. Auf dem Platz blieben die Erfolge aus, daneben dominierten Unruhen und Negativschlagzeilen. Man machte sich Sorgen um die Zukunft des Klubs, die glorreichen Zeiten waren weit, weit weg. Die Rückholaktion von Xherdan Shaqiri ist nun der Game Changer. Sorgt für eine Aufbruchstimmung, mit der dem FCB der Weg zurück an die Spitze gelingen kann, nein wird.

Natürlich, körperlich ist der heutige Shaqiri, der Anfang Oktober 33 Jahre alt wird, nicht mehr derselbe wie jener, der vor zwölf Jahren den FCB verliess, um bei Bayern München seine Auslandskarriere zu starten. Mal zwickt es hier, mal zwickt es dort, fitter und spritziger wird man mit dem zunehmenden Alter auch nicht, gleichzeitig wird der Fussball immer schneller und athletischer. Und dennoch ist seine Rückkehr auch sportlich ein Coup und wird die Basler stärken.

Er verfügt über den Instinkt und die Genialität, die man nicht lernen kann. Er ist in jedem Spiel und in jedem Moment in der Lage, für die entscheidende Differenz zu sorgen. So wie zuletzt an der EM, als er gegen Schottland mit seinem Zauberfuss und einem herrlichen Schuss das 1:1 erzielte und für die Schweiz das Tor in Richtung Achtelfinals weit öffnete. Oder wie ihm im Viertelfinal gegen England dank seiner Schlitzohrigkeit beinahe der Siegtreffer gelang, als er kurz vor Ende der Verlängerung einen Corner ans Lattenkreuz setzte.

Mit seinem Spielwitz brilliert er auf dem Platz, bereichert den FCB. Mit seinem Humor sorgt er fernab des Rasens für gute Laune und Unbeschwertheit. So war es auch an seiner ersten offiziellen Medienkonferenz nach seiner Rückkehr, als er auf die Frage, wie er sich in den Jahren seiner Abwesenheit verändert habe, mit einem Grinsen antwortete: «Wie ein roter Wein: je älter, desto besser.»

Allein schon durch seine Präsenz sorgt Xherdan Shaqiri für Aufbruchstimmung. Bringt den Glauben an Erfolge zurück. Lässt das Selbstvertrauen im und um den Klub steigen. Entfacht das Feuer und die Leidenschaft für den Klub neu, wie sich bei seinem Empfang zeigte. Für die Fans ist klar: Er wird den FCB zu Ruhm, Ehre und altem Glanz zurückführen. Gleichzeitig unterstreicht dieser Transfer den unbedingten Willen der Klubführung, dass der Weg wieder aufwärts führen soll.

Dies ist auch das Ziel Shaqiris, wie er bei seiner Präsentation auf dem Balkon der FCB-Geschäftsstelle zu den rund 3000 ihm zujubelnden Fans sagte: «Jetzt wollen wir den FCB wieder dahin bringen, wo er hingehört.» Der FC Basel sei zum Gewinnen da. Und: «Hoffentlich stehen wir bald wieder auf dem Barfi! Wir werden alles dafür geben, den Kübel zurückzubringen.»

Noch sind es nur Worte. Doch es spricht nicht viel dagegen, dass solche Träume in den nächsten Jahren Realität werden.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

«Shaq is back»: Mit dieser Schlagzeile dominierte der FC Basel vergangenen Freitag den Schweizer (Sport)Blätterwald und ja – die Rückkehr des zweifachen CL-Siegers und 125-fachen Internationalen zu seinem Jungendverein ist eine Sensation. Fussballer mit dem Renommee und der Besoldung eines XS kehren für gewöhnlich nicht einfach so in die Super League zurück. Und genau das macht mich skeptisch.

Denn sind wir ehrlich: Warum sollte ein international noch konkurrenzfähiger Kicker wie Xherdan Shaqiri bereits jetzt in die Heimat zurückkehren? Notabene zu einem Klub, den er einst mit gross machte, der in den vergangenen Jahren aber nur noch Durchschnitt produzierte? Möglicherweise aus tiefer Verbundenheit und Loyalität zu dem Klub, mit dem er fussballerisch und menschlich aufwuchs. Möglicherweise aber auch, weil es für die grösseren internationalen Ligen einfach nicht mehr reicht.

Das muss den FCB und Shaqiri grundsätzlich nicht weiter kümmern, schliesslich messen sich die Beppi dieser Tage nicht mit Chelsea, Bayern und Co. um den Einzug in ein CL-Achtelfinale, sondern mit Klubs wie Lugano, Servette oder St. Gallen um einen Platz in der oberen Tabellenhälfte der Super League. Und hier kann ein talentierter Kicker wie der begnadete Linksfuss durchaus den Unterschied ausmachen – muss er aber nicht.

Denn auch in der gemessen an seinen Karrierestationen bescheidenen Schweizer Liga ist Fussball in allererster Linie einmal ein Laufsport. Wer nicht zu 100% fit ist kann sich auch in der Super League nicht wie gewünscht entfalten. Denn solidarisch verteidigen können mittlerweile alle Teams der höchsten Schweizer Spielklasse. Kommt hinzu, dass Shaq nicht nur für den FCB ein motivierender Faktor sein wird. Ab sofort wird ein Sieg über Basel und Shaqiri für nahezu jeden Gegner zum sicheren Saison-Highlight.

Auch deshalb bin ich skeptisch, was die die Vereinbarkeit der Basler Erwartungen mit den sportlichen Perspektiven anbelangt. Zwar befeuerte XS die Ambitionen der Bebbi beim Stellenantritt quasi sofort, aber es gilt abzuwarten, wie die aktuelle FCB-Ausgabe mit der neuen-alten Rolle als Gejagter umzugehen versteht. Insbesondere, da Shaqiri das Gehaltsgefüge am Rhein gehörig durcheinander bringt. Am Ende des Tages wird das alles nicht zum Problem - sofern die Basler in der Tabelle die Strichregion wieder für eine Top-3-Platzierung mit Tuchfühlung zur Spitze eintauschen. Doch dafür ist Konstanz gefragt. Etwas, was der eine oder andere geniale Shaqiri-Moment alleine nicht wird herbeiführen können.

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