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Servette träumt vom Griff nach den Sternen

Andy

Am Donnerstag empfängt Servette den FC Luzern. Die Genfer sind aktuell Leader, der Traum vom ersten Meistertitel seit einem Vierteljahrundert lebt. Dies auch dank Sportchef René Weiler und Trainer Thomas Häberli, die beide einst beim FCL gescheitert sind und gefeuert wurden.

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Die Genfer haben in dieser Saison oft Grund zum Jubeln. © KEYSTONE/Michael Buholzer

Elf Spiele, 23 Punkte, Rang 1 in der Tabelle. Es ist ein ungewohntes Bild, für das die Genfer aktuell in der Super League sorgen. Eines, das es seit 2003 jeweils höchstens für ein paar Stunden gab, ehe Servette in derselben Spielrunde von einem anderen Klub abgelöst wurde. Doch nun könnte es durchaus nachhaltig werden – dafür sprechen gleich mehrere Faktoren.

Da ist beispielsweise die Stärke von Dereck Kutesa, der so richtig aufblüht und mit acht Treffern aktuell der beste Torjäger der Liga ist. Da ist auch Miroslav Stevanovic, mit vier Assists einer der Vorlagenkönige schlechthin. Und da ist die sportliche Führung mit Sportchef René Weiler und Trainer Thomas Häberli, die auch ruhig blieb, als die Genfer im August in ein Tief gerieten, daheim gegen den FC Basel mit 0:6 untergingen, auf dem Weg zu den europäischen Geldtöpfen an Braga und Chelsea scheiterten und dann im September im Cup als Titelverteidiger vom unterklassigen FC Schaffhausen aus dem Rennen geworfen wurden.

Doch der Aktionismus blieb aus. Und die Rückkehr zum Erfolg gelang. Dies wohl auch, weil die Zusatzbelastung aus dem europäischen Geschäft wegfällt, wie Mittelfeldspieler Timothé Cognat nach dem Sieg in Zürich und dem Sprung auf den ersten Platz sagte: «Die Tatsache, dass wir nur noch die Meisterschaft zu spielen haben, tut uns gut. Es hilft uns, wenn wir uns unter der Woche ausruhen und uns auf das nächste Spiel vorbereiten können.»

Anfängliche Skepsis

Als René Weiler nach der vergangenen Saison sein Amt als Trainer abgab, Sportchef wurde und Thomas Häberli als neuen Trainer installierte, war die Skepsis mancherorts gross. Häberli, als Spieler bei YB eine Kultfigur, hatte als Cheftrainer auf Profistufe keinen wirklich beeindruckenden Leistungsausweis vorzuweisen, seine Stationen waren der FC Luzern (42 Spiele) und das Nationalteam von Estland (36 Spiele). Dass man ihn als Marionette von Sportchef Weiler sehen konnte, war verständlich, auch wenn er von Anfang an sagte: «Ich bin der Trainer und ich entscheide allein, wie Servette spielt. Ich entscheide, was auf dem Spielfeld passiert. Ich entscheide alles über die Mannschaft. Ehrlich gesagt, wenn das nicht der Fall wäre, wäre ich nicht hierher gekommen.» Es laufe wie überall in einem Fussballklub. Es gebe Diskussionen mit dem Sportdirektor und der Sportkommission. Mit dem Ziel, den SFC zu entwickeln. «Aber die Taktik, die Ausrichtung, die Auswahl der Spieler, das liegt einzig und allein in meiner Verantwortung.»

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Thomas Häberli hat bei Servette momentan alles im Griff.

Ganz klar, Häberli hat die Bedenken vertrieben und an Ansehen gewonnen. Und er überzeugt mit mutigen, konsequenten Entscheiden und einem gesunden Selbstbewusstsein. So beispielsweise am Sonntag beim Spitzenspiel in Zürich, als er nach einer halben Stunde Vizecaptain Steve Rouiller aus dem Spiel nahm, einen der aktuell besten und zweikampfstärksten Verteidiger der Liga. Doch Rouiller war nach vier Minuten verwarnt worden, ein Platzverweis drohte.

Erfolge und klangvolle Namen

Auch wenn erst elf Spiele vorbei sind – Servette muss man in dieser Saison auf der Meisterrechnung haben. Es wäre die lange ersehnte Rückkehr zu grossen Erfolgen. Meister 1979, 1985, 1994 und 1999, Cupsieger 1978, 1979, 1984 und 2001 – ein Blick zurück auf die jüngsten Erfolge des Servette FC zeigt, dass die Genfer noch vor nicht allzu langer Zeit zur Crème de la Crème des Schweizer Fussballs gehörten. Klangvolle Namen wie Karl-Heinz Rummenigge, John Eriksen, Sonny Anderson oder auch die Schweizer Joko Pfister, Umberto Barberis, Lucien Favre und Alain Geiger, um nur einige zu nennen, unterstreichen diese sportliche Klasse. Und sie sorgten dafür, dass die Genfer weit über die Sprachgrenze hinaus grosse Sympathien genossen. Doch es gab danach auch die schwierigen Jahre, in denen der Klub fast oder ganz an die Wand gefahren wurde. Mit vermeintlichen Investoren – zuerst Marc Roger, später Majid Pishyar – folgte statt der finanziellen Herrlichkeit die grosse Ernüchterung und gab es auch zwischenzeitliche Neuanfänge in der 1. Liga respektive Promotion League.

Mit dem Cupsieg 2024 ist ein erster Schritt zurück zu Ruhm und Erfolg gemacht. Weitere werden folgen – und sind das grosse Ziel, auch wenn dies aktuell niemand gross kommuniziert. «Es ist befriedigend, Leader zu sein, und es ist besser, an der Spitze der Tabelle zu stehen, aber wir haben erst ein Drittel der Saison absolviert, es bleiben noch viele Spiele», sagt etwa der Franzose Timothé Cognat. Und Coach Häberli erklärte in den letzten Tagen: «Die Liga ist sehr ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen. Es wird bis zum Schluss spannend bleiben. Ich denke, das ist es, was die Leute sehen wollen, sie können sich darauf freuen und es ist auch gut für die Schweizer Liga.»

Sportchef René Weiler sagte kürzlich gegenüber der «Tribune de Genève», dass er sich mit Servette Titel gewinnen sehe, wenn er die Augen schliesse. Aber er wolle richtig verstanden werden: «Wir sind aus Europa ausgeschieden, das ist eine Enttäuschung, wir sind aus dem Schweizer Cup ausgeschieden, das ist eine sehr grosse Enttäuschung. Und wir haben nur noch die Meisterschaft als Ziel: Natürlich muss Servette den Titel anstreben. Aber man darf es nicht sagen... Es ist möglich in dieser Saison, ja. Aber es muss nicht sein. Es nicht zu schaffen, sollte nicht als Misserfolg angesehen werden. Aber ja, ich will, dass Servette definitiv wieder eine der Grossen in der Schweiz wird, wie damals.» Davon träumt nicht nur er.

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