Schweizer treffen in EM-Qualifikation zweimal auf die Türkei
Nach dem nicht zu erwartenden 11. WM-Rang geht es für die Schweizer Handballer in dieser Woche in der EM-Qualifikation mit zwei Partien gegen die Türkei weiter. Zwei Siege sind Pflicht.
Zwar sind die Schweizer der klare Favorit, allerdings haben die Türken bewiesen, dass sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen. In den ersten beiden Partien der EM-Qualifikation schlugen sie sich sehr beachtlich. In Österreich unterlagen sie lediglich 28:31, im Heimspiel gegen Deutschland (29:36) stand es in der 52. Minute 27:30.
Die Schweiz und die Türkei spielten bisher fünfmal gegeneinander, wobei die SHV-Auswahl viermal gewann - einmal gab es ein Unentschieden. Das letzte Duell liegt allerdings schon mehr als 16 Jahre zurück. Der Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid bezeichnet die Türken als "unberechenbaren Gegner".
Erschwerend kommt hinzu, dass der an der WM überragende Lenny Rubin nicht zur Verfügung steht. Der wurfgewaltige Aufbauer des Bundesligisten Stuttgart wurde in der vergangenen Woche unverschuldet in einen Autounfall verwickelt und bekundet unter Belastung noch Mühe. Deshalb wird kein Risiko eingegangen; er bleibt in der Schweiz. Das Ziel ist, dass er am Donnerstag wieder zum Team stösst und im Heimspiel am Sonntag um 16.00 Uhr in Winterthur im Kader steht.
Die Auswärtspartie findet am Mittwoch um 20.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr in der Schweiz) im rund 2800 km von Zürich entfernten Diyarbakir unweit der syrischen Grenze statt. Dementsprechend lang war die Reise am Dienstag, zudem blieb kaum Zeit für Trainingseinheiten. "Ich möchte den Fokus auf uns legen", sagt Schmid im Gespräch mit der Agentur Keystone-SDA. "Es ist ein Kopfspiel. Wenn wir den Widrigkeiten trotzen können und unser Ding durchziehen, dann bin ich überzeugt, dass wir beide Partien gewinnen."
Bisher holten die Schweizer in der EM-Qualifikation in der Gruppe 7 einen Punkt dank dem 29:29 im Heimspiel gegen Österreich. Die Partie in Deutschland ging 26:35 verloren. Die ersten zwei Teams pro Gruppe (total 8) plus die vier besten Gruppendritten qualifizieren sich für die EM-Endrunde 2026.
Schmid spürt den positiven Schwung nach der WM. "Alle Spieler hatten eine Rolle, mit der sie sich völlig identifizierten", blickt der frühere Topspieler auf das erfolgreiche Turnier zurück. "Der Glaube ans Konzept, der Glaube an unsere Stärke, das hat uns im Januar ausgezeichnet und muss es auch in Zukunft tun. Das Ziel von uns Trainern ist, den Spielern rasch wieder das Gefühl zu geben, in einer Art Oase zu sein."
Schmid wieder zur Verfügung steht Jonas Schelker, der im vergangenen Jahr am Yellow Cup in Winterthur einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitten hat. "Er wird logischerweise noch nicht eine riesige Rolle haben, weil er körperlich und vor allem handballerisch noch nicht auf dem Niveau sein kann, auf dem er war. Er soll jedoch das Nationalmannschaftsgefühl zurückbekommen, denn er ist ein sehr wichtiger Spieler für die Zukunft", so Schmid.
Schelker sagt gegenüber Keystone-SDA: "Das Jahr war extrem anstrengend, darum ist es umso schöner, wieder im Nationalteam dabei zu sein." Der 25-jährige Spielmacher von Kriens-Luzern nutzte die Leidenszeit, um an Muskelmasse zuzulegen. Was fehlt noch, um wieder bei 100 Prozent anzukommen? "Es sind Kleinigkeiten. Ich habe keine Angst, merke aber schon, dass mir etwas die Selbstverständlichkeit in den Zweikämpfen fehlt. Auch die Sprünge sind noch schwierig. Aber im Grossen und Ganzen bin ich auf einem guten Weg."
Verfolgte er die guten Auftritte an der WM mit einem lachenden und einem weinenden Auge? "Ein weinendes Auge würde ich nicht sagen. Natürlich ist die WM ein sehr cooles Turnier. Ich wusste jedoch, dass es kaum für eine Teilnahme reichen würde, es hätte dafür alles mehr als perfekt laufen müssen."