Schweizer Tennis-Asse greifen an
Die zweite Garde der Schweizer Tennisprofis gibt zum Jahresende nochmals tüchtig Gas – das eröffnet Perspektiven und sorgt für Optimismus.
Nach dem Rücktritt von Roger Federer und angesichts der Tatsache, dass sich Stan Wawrinka im Spätherbst seiner Karriere befindet, sind die Schweizer Perspektiven im Profitennis der Männer nicht so vielversprechend wie in den letzten zwei Jahrzehnten. Doch die zweite Garde schickt sich nun an, dieses Vakuum zu füllen. Eine Übersicht von Sky Sport Switzerland.
Marc-Andrea Hüsler
Der Zürcher Marc-Andrea Hüsler ist aktuell als Weltnummer 57 der bestklassierte Schweizer. Der 26-Jährige hat ein bemerkenswertes Jahr hinter sich, gewann Anfang Oktober beim 250er-Turnier in Sofia seinen ersten ATP-Titel und arbeitete sich in diesem Jahr von Rang 186 im ATP-Ranking bis auf Position 57 vor. Dank diesen Erfolgen hat er sich seinen Platz im Hauptfeld der Australian Open bereits gesichert – einem weiteren Vormarsch in der Weltrangliste steht nichts im Weg. Zudem haben sich die guten Resultate finanziell niedergeschlagen: Im Jahr 2022 hat Hüsler 464'788 Dollar Preisgeld eingespielt.
Dominic Stricker
Ein starkes Jahr hat auch der Berner Dominic Stricker hinter sich. Der 20-Jährige lag zu Beginn des Jahres noch auf Rang 246 im Ranking und hat sich um 129 Positionen nach vorne gearbeitet. Der Juniorensieger der French Open gewann in diesem Jahr die Challenger-Turniere in Cleveland und Zug und konnte Anfang November an den Next Gen Finals der ATP in Mailand mit dem Halbfinaleinzug überzeugen. Dort gab es zwar keine Weltranglistenpunkte, dafür aber üppiges Preisgeld: Im 2022 hat Stricker stattliche 401'783 Dollar eingespielt. Die Perspektiven sind gut, dass der talentierte Berner im kommenden Jahr den nächsten Schritt macht und im Ranking die Top 100 knackt.
Leandro Riedi
Im selben Atemzug wie Stricker wird in der Schweiz immer wieder der gleichaltrige Zürcher Leandro Riedi genannt. Er verlor 2020 an den French Open den Juniorenfinal gegen Stricker, gilt aber keineswegs als weniger talentiert. Während Stricker im Jahr 2021 ein Schnellstart bei den Profis gelang und er in der Weltrangliste von Position 1168 bis auf Rang 246 vorstiess, hatte Riedi einige Probleme, um bei den Erwachsenen Fuss zu fassen. Er begann das Jahr 2021 als Weltnummer 899 und beendete es auf dem 693. Platz. Der Durchbruch gelang dem 20-Jährigen nun aber doch noch. In den letzten zwei Wochen feierte er zwölf Siege in Serie, gewann die Challenger-Turniere in Helsinki und im italienischen Andria und ist nun als Nummer 161 in der Weltrangliste so gut wie noch nie klassiert, der viertbeste Schweizer, lediglich elf Ränge hinter Stan Wawrinka. Ganz klar, Leandro Riedi verfügt über enormes Potenzial, und er wird auch im Jahr 2023 für Schlagzeilen sorgen und sein Karrierepreisgeld von 97'905 Dollar (Einzel und Doppel) weiter aufstocken.
Simona Waltert
Für positive Schlagzeilen haben zuletzt auch die Schweizerinnen mit dem Gewinn des Billie Jean King Cup gesorgt. Belinda Bencic (WTA 12), Jil Teichmann (WTA 35) und Viktorija Golubic (WTA 76) sind feste Grössen. Doch auch bei den Frauen stossen neue Gesichter ins Rampenlicht vor. Die Bündnerin Simona Waltert (21) hat sich in diesem Jahr kontinuierlich verbessert und einige Ausrufezeichen gesetzt – beispielsweise in Lausanne mit dem Sieg gegen die damalige Weltnummer 7 Danielle Collins. Das Jahr 2022 hat sie als Weltnummer 2017 in Angriff genommen, aktuell liegt sie auf Rang 122. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie die Top 100 knackt.
Ylena In-Albon
Höhen und Tiefen erlebte in diesem Jahr die Walliserin Ylena In-Albon. Im Sommer kam sie nicht wirklich auf Touren. Sie verlor in Lausanne, Palermo und Prag jeweils in der ersten Runde. Beim US Open musste sie nach der ersten Partie in der Qualifikation ebenso die Koffer packen wie beim 125-K-Turnier in Bari. Der Wurm war drin, sie fiel in der Weltrangliste von ihrem Bestwert, dem 110. Platz am 6. Juni 2022, weit zurück, bis auf Rang 168. Doch dann folgte der Turnaround. Sie gewann ein mit 25'000 Dollar dotiertes ITF-Turnier in Italien und glänzte in den letzten zwei Wochen an 80-K-Turnieren in Spanien: In Madrid erreichte sie den Halbfinal, in Valencia gar den Final. Nun ist sie als Weltnummer 119 die viertbeste Schweizerin, Tendenz steigend.