Schweizer Fussballerinnen vor wegweisendem Spiel im hohen Norden
Das Schweizer Nationalteam der Frauen steht in Island unter Zugzwang. Doch auch wenn die Partie in Reykjavik wegweisend ist, gibt sich Rückkehrerin Géraldine Reuteler gelassen.
Es hätte ja ein gutes Omen sein können. Als Géraldine Reuteler letztmals für das Schweizer Nationalteam aufgelaufen war, hiess der Gegner Frankreich, und die Schweiz feierte Ende Oktober 2024 einen überraschenden 2:1-Erfolg in einem Testspiel in Genf.
Ein halbes Jahr später steht Reuteler erstmals wieder für die Schweiz im Einsatz, nachdem sie die letzten Zusammenzüge aufgrund muskulärer Beschwerden verpasst hat. Wieder gegen Frankreich, diesmal in St. Gallen, am dritten Spieltag der Nations League am letzten Freitag. Die 25-Jährige wird zur Pause eingewechselt. Das Team liegt da 0:2 zurück, und obwohl die Spielerinnen von Pia Sundhage keine Gegentreffer mehr hinnehmen müssen - von einem Coup wie damals im Stade de Genève sind sie weit entfernt.
Weil die Französinnen diesmal nicht zahlreichen Jungen eine Spielgelegenheit gewähren, sondern mehrheitlich mit ihren besten Kräften antreten. Weil die Schweizerinnen vorab in der ersten Hälfte in der Defensive anfällig sind. Und weil sie in der Offensive nur äusserst selten Akzente setzen können.
"Wir haben zwei doofe Gegentore bekommen", sagt Reuteler. Beim 0:1 standen sie nach einem Ballverlust unsortiert, und beim 0:2 liess sich Goalie Elvira Herzog aus grosser Distanz von einem Flatterball erwischen. "Aber", konstatiert Reuteler, "über das ganze Spiel gesehen haben wir nicht so viel zugelassen."
Die Nidwaldnerin kam für Smilla Vallotto in die Partie und fügte sich im Mittelfeld ein. Es ist eine Rolle, die sich die 74-fache Nationalspielerin gewohnt ist, wenn sie sich das Schweizer Trikot überstreift. Obwohl sie bei Eintracht Frankfurt in der Regel in einer offensiveren Position oder gar als Sturmspitze aufgestellt wird. Dass ihr auch diese Aufgabe behagt, zeigt ein Blick in die Statistik: In 16 Spielen in der deutschen Bundesliga hat Reuteler in dieser Spielzeit neunmal getroffen und fünf Tore vorbereitet.
Damit hat sie beachtlichen Anteil daran, dass die Frankfurterinnen an Meisterschaftsfavorit Bayern München dran sind. Vor dem Direktduell am Samstag in Frankfurt liegen die "Adlerträgerinnen" sechs Punkte hinter den Münchnerinnen und könnten sich somit mit einem Sieg definitiv ins Meisterrennen zurückmelden. Reuteler sagt: "Momentan läuft es wirklich gut und wir haben Spass. Das kann gerne so weitergehen."
Vor der Rückkehr zu ihrem Klub steht aber am Dienstag (18.45 Uhr) mit dem Nationalteam noch das Auswärtsspiel in Islands Hauptstadt Reykjavik an, deren Name übersetzt "rauchige Bucht" bedeutet. Da sich die Isländerinnen am Freitag ein 0:0 gegen Norwegen erkämpfen konnten, liegen sie nun einen Punkt vor der Schweiz, was den Druck auf die SFV-Auswahl im hohen Norden erhöht. Um vom letzten Platz wegzukommen und Island hinter sich zu lassen, müsste das Team von Pia Sundhage den ersten Sieg in der diesjährigen Nations League einfahren.
Eine unverzichtbare Ingredienz eines jeden gewonnenen Spiels sind Tore und damit eine Komponente des Fussballspiels, mit der sich die Schweizerinnen zuletzt schwergetan haben. Seit dem Sieg gegen Frankreich im Oktober haben sie in fünf Partien nur noch einen Treffer erzielt, beim 1:2 in Norwegen. "Wir müssen mehr und besser aufs Tor schiessen", sagt Reuteler, für die es trotz ihrer derzeitigen Produktivität im Klub und bisher zwölf Treffern für die Schweiz keine Option ist, auch im Nationalteam eine offensivere Rolle zu übernehmen.
"Ich glaube, wir sind als Team auf einem guten Weg. Wir müssen einfach noch konsequenter und zielstrebiger sein", sagt Reuteler, die denn auch das 0:2 gegen Frankreich nicht zu hoch gewichten will, schliesslich gehörten die Französinnen zu den besten Teams weltweit. Aber eben, etwas Druck verspürt sie schon vor dem wohl wegweisenden Island-Spiel am Dienstag? Reuteler gibt sich gelassen und sagt: "Es ist ein wichtiges Spiel, und wir wollen auf jeden Fall gewinnen. Aber wenn wir das nicht schaffen, geht die Welt nicht unter. Denn es sind ja noch zwei Spiele."