Schweizer Cup: Wessen Traum lebt weiter?
Start in die Achtelfinals im Schweizer Cup. Neben dem Zürcher Derby und dem Duell der Aussenseiter zwischen Langenthal und Biel stehen bis Donnerstag sechs weitere Partien an. Wer schafft den Sprung in die nächste Runde? Sky Sport wagt eine Prognose.
FC Langenthal – FC Biel-Bienne
Das Duell der beiden grossen Aussenseiter macht am Dienstagabend den Auftakt in die Runde der letzten 16 im Schweizer Cup. Eine Premiere für die von ex-Luzern und ex-GC Goalgetter Joao Paiva trainierten Oberaargauer, die im Alltag in der 1. Liga Classic (Gruppe 2) zu Hause sind. Für Beobachter des Profi-Fussballs ungewohnt: Während sich der Klub auf das grösste Spiel in der 122-jährigen Vereinsgeschichte vorbereitet, ist er parallel auch bereits wieder in der Qualifikation für den Schweizer Cup 2025 engagiert. Auf der anderen Seiten wartet mit dem FC Biel-Bienne der aktuelle Tabellenführer in der Promotion League auf die Langenthaler. In der ersten Hauptrunde bezwangen die Seeländer Nachbar und Challengeligist Xamax mit 2:1 und hatten in der zweiten Runde beim Zweitligisten Besa SG leichtes Spiel. Nun folgt für die Equipe um den ehemaligen Sion- und Xamax Mittelfeldakteur Freddy Mveng die grosse Chance, mit einem Sieg beim zuletzt etwas schwächelnden Viertligisten (drei Spiele, 1 Punkt) in die Viertelfinals einzuziehen. Diese werden sich die ambitionierten Bieler nicht entgehen lassen.
GC – FC Zürich
Drittes Stadtzürcher-Derby der noch relativ jungen Saison und das zweite innerhalb von nur drei Tagen. Zuletzt trennten sich die beiden Rivalen am Samstag 1:1 in einem Spiel, dass – wenn überhaupt - mehr für die Geschehnisse abseits des Rasens in Erinnerung bleiben dürfte. Nun erhalten beide Seiten postwendend die Gelegenheit, sich auf dem Platz für die zuletzt überschaubaren Leistungen zu rehabilitieren. Das gilt natürlich in erster Linie für Rekord-Cupsieger GC (19 Titel), der mittlerweile seit über zwei Monaten auf einen Sieg wartet. Ein Cup-Out gegen den Stadtrivalen würde die Krise im Klub weiter manifestieren, ein Sieg könnte hingegen dringend benötigtes Selbstvertrauen und eine Prise Euphorie zurückbringen. Dagegen kann der FCZ zumindest mit einer gewissen sportlichen Gelassenheit in den Achtelfinal steigen. Rang 4 nach 16 Runden bietet eigentlich wenig Spielraum für Kritik, und dennoch rumort es im und rund um das Team von Trainer Ricardo Moniz regelmässig. Bislang gelang es dem Klub jedoch immer wieder, aufkommende Unruhe mit guten sportlichen Ergebnissen zu ersticken. Das wird dem FCZ auch heute Abend wieder gelingen.
FC Schaffhausen – BSC YB
So nah beisammen und doch so weit entfernt. Wenn der FC Schaffhausen morgen Abend in der heimischen FCS-Arena die Berner Young Boys willkommen heisst, trifft Gelb-Schwarz auf Gelb-Schwarz. Allzu viele weitere Gemeinsamkeiten gibt es dann aber nicht, wenn der finanzstärkste Schweizer Klub und amtierende Meister auf die notorisch klammen Nordostschweizer trifft. Diese stehen aktuell auf Rang 9 der Challenge League (15 Spiele / 16 Punkte) und haben mit Champions-League-Sieger Ciriaco Sforza ihren bekanntesten Namen an der Seitenlinie stehen. Wieder einmal ranken sich Gerüchte um die finanzielle Situation beim FCS, den die Berner dennoch aus mindestens zwei Gründen nicht unterschätzen sollten. Zum einen haben die Munotstädter in der zweiten Runde überraschend Titelverteidiger Servette ausgeschaltet. Zum anderen kann sich YB ein Aus nach dem schwachen Saisonstart sportlich schlichtweg nicht leisten, wenn es die Wahrscheinlichkeit, auch in der kommenden Spielzeit europäisch vertreten zu sein, erhöhen möchte.
FC Basel – FC Sion
Bald zehn Jahre ist es her, seit der FC Sion seinen 13. und bislang letzten Cupsieg feiern konnte. Mit 3:0 besiegten die Walliser an jenem Sonntag im Juni den damals grossen FC Basel, notabene in Basel und manifestierten damit vermeintlich ihren Ruf als Cup-Übermannschaft schlechthin. Nur: Seit jenem kantonalen Freudentag ist beim Klub von Präsident Christian Constantin kein weiterer Titel mehr hinzugekommen und auch in Basel siegte der FCS seither nie mehr. Keine guten Vorzeichen für das Achtelfinal-Duell von morgen Mittwochabend, in dass die Walliser trotz jüngstem Aufwärtstrend (7 Punkte aus vier Spielen) als Aussenseiter steigen. Denn der FCB ist zwar nicht mehr jener unbarmherzige Titelsammler der letzten Dekade, aktuell aber wieder einer der formstärksten Schweizer Klubs, ausgestattet mit frischem Selbstvertrauen, grossem Erfolgshunger und dem grössten Star der Liga. Das wird reichen, um den FC Sion in die Schranken zu weisen und selbst ins Viertelfinale einzuziehen.
Yverdon Sport FC – FC Lugano
Eigentlich ist die Ausgangslage klar. Da der FC Lugano, Meisterschaftsanwärter aus dem Tessin und zuletzt dreimal in Folge zumindest Finalteilnehmer im Schweizer Cup. Da der Yverdon Sport FC, Kleinklub aus dem Waadtland und vor 24 Jahren zum bislang letzten und einzigen Mal so etwas wie in der Nähe der Sandoz-Trophäe (Finalniederlage gegen Servette). Von mehr Relevanz dürfte im Hinblick auf das Duell vom Mittwochabend jedoch die akute Formbaisse der Waadtländer sein, die in der Meisterschaft zuletzt vier von fünf Spielen verloren, darunter drei Begegnungen im zuvor schier uneinnehmbaren Municipal. Allerdings: Letztes Opfer der Grün-Weissen in heimischen Kleinstadion war Ende Oktober ausgerechnet der FC Lugano. Ein zweites Mal dürften sich die Bianconeri jedoch kaum mehr auf dem falschen Fuss erwischen lassen. Alles andere als ein Viertelfinaleinzug des FC Lugano wäre eine Überraschung.
FC Aarau – FC Etoile Carouge
Eigentlich wäre der Zeitpunkt perfekt. 40 Jahre wird es kommenden Frühsommer nämlich her sein, seit der kleine FC Aarau mit einem 1:0 im Cupfinal gegen Neuchâtel Xamax über Nacht zum «FC Wunder» mutierte. Ottmar Hitzfeld hiess damals der Trainer und leitete mit dem bislang einzigen Cuptriumph der Vereinsgeschichte so etwas wie eine goldene Epoche der Rüebliländer ein, welche 1993 im Meistertitel (unter Rolf Fringer) gipfelte. Mittlerweile heisst der Mann an der Aarauer Seitenlinie Bruno Iacopetta und kämpft mit dem FCA verbissen um eine mögliche Rückkehr in den Schweizer Cupfinal. Nächster Gegner auf dem Weg nach Bern ist mit Etoile Carouge ein Ligakonkurrent der Aargauer. Im Sommer erst aufgestiegen, findet sich der kleine Genfer Vorortsklub aktuell auf Rang zwei der Challenge-League-Tabelle wieder, dort also, wo auch der FC Aarau gerne hinmöchte. Zuletzt allerdings schwächelte das Team um ex-Nati-Verteidiger Vincent Rüfli etwas und wartet seit mittlerweile drei Partien auf einen Erfolg. Letztes Opfer Anfang November: Der FCA, der am Donnerstagabend trotzdem endlich wieder einmal den Beweis antreten möchte, auch wichtige Spiele gewinnen zu können. Es wäre der perfekte Zeitpunkt.
FC Winterthur – FC Lausanne-Sport
Das formschwächste Super-League-Team im Direktduell mit dem formstärksten – was soll da schon schiefgehen? Die knappe Antwort: So einiges, wie man zuletzt vor knapp dreieinhalb Wochen sehen konnte, als die favorisierten Waadtländer schon einmal auf der Schützenwiese gastierten. Mit 0:1 unterlagen die Lausannois damals, notabene die einzige Niederlage der Mannschaft von Trainer Ludovic Magnin seit dem Gastspiel in Genf Ende September. Und am Donnerstag? Da spricht selbstredend wieder einiges für die Equipe aus der Olympiastadt, die ihre Auswärtstauglichkeit zuletzt auch beim Leader in Basel unter Beweist stellte. Auf der Schützenwiese dürfte sich das Geläuf allerdings nicht so elegant bespielen lassen, wie im Fussballtempel zu St. Jakob, eine Tatsache, die dem heimischen FCW zumindest etwas Mut machen sollte. Der muss zwar eigentlich schon die gesamte Spielzeit unten durch, schaffte es aber vornehmlich zu Hause immer wieder, der Konkurrenz zu trotzen. Sich irgendwie einen Punkt zu erkämpfen, wird dieses Mal allerdings nicht reichen. Auch deshalb glauben wir an einen Viertelfinalisten aus Lausanne.
AC Bellinzona – FC St. Gallen
Zugegeben: Allzu mutig waren unsere Tipps für die Cup-Achtelfinals bislang nicht. Ob sich das bei der letzten Paarung ändert? Dort trifft der FC St.Gallen, Tabellensiebter der Super League und wettbewerbsübergreifend Gewinner von zwei der letzten 14 Partien, auswärts auf Challengeligist AC Bellinzona. Potentiell ein gefundenes Fressen für alle Liebhaber von Cup-Überraschungen, wenn denn die Tessiner nicht mit fast noch weniger Momentum ins Achtelfinale steigen würden, als die Ostschweizer. Nach einem tollen Saisonstart mit Auswärtssiegen in Aarau und Thun wartet die ACB mittlerweile nämlich sei dem 24. September und acht Partien auf einen Vollerfolg. Ob nun ausgerechnet im Cup die Trendwende erfolgt? Vermutlich nicht. Viel eher wird der FCSG die Chance packen und zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren ins Viertelfinale einziehen. Wenn nicht, dürfte die negative Entwicklung der letzten Monate im Lager der Grün-Weissen ein erstes Mal so richtig kritisch beäugt werden.