Schweden-Trainer Jean-Marc Chabloz aus der Waadt ist beeindruckt
Als er in der Schweiz ein Biathlon-Pioniere war, hätte Jean-Marc Chabloz nie von einer WM im eigenen Land geträumt. Nun feiert er als Trainer der Schweden Erfolge - und drückt der Schweiz die Daumen.
Jean-Marc Chabloz strahlt am Freitagnachmittag mit der Bündner Sonne um die Wette. Auch am wettkampffreien Tag schaut der 57-Jährige aus Rougemont im Waadtländer Oberland durch sein Fernrohr auf den Schiessstand und korrigiert die schwedischen Biathletinnen und Biathleten bei Bedarf.
Chabloz gehörte in den 1990er-Jahren zu den Pionieren im Schweizer Biathlon-Sport und erlebte die schwierigen Zeiten mit, als Trainingsmöglichkeiten praktisch inexistent und der Verband stets nahe am Bankrott war. Kurz vor seinem Rücktritt zog der vierfache Olympia-Teilnehmer 2003 nach Schweden, in die Heimat seiner Frau. Kennengelernt hatten sie sich in der Schweiz, sie war hier Au-pair.
In der Biathlon-Hochburg Östersund wurden die beiden schnell heimisch. Damals stand der Sport in Schweden klar im Schatten des alles dominierenden Langlaufs, war aber doch wesentlich weiter entwickelt als in der Schweiz. "Heute ist Biathlon in Schweden die Nummer 1, vor dem Langlauf", sagt Chabloz nicht ohne Stolz.
Nach einem ersten Engagement für den nationalen Verband, arbeitete er für ein Sportgymnasium und kehrte er vor fünf Jahren zum schwedischen Biathlon-Verband zurück. Dort ist Chabloz, der über das Schiessen zum Biathlon gekommen ist, im schwedischen Team in erster Linie für diese Domäne zuständig.
Von der WM in Lenzerheide ist er tief beeindruckt. "Die Entwicklung in der Schweiz in den letzten zehn Jahren ist gewaltig", schwärmt er. "Da haben sie wirklich eine super Arbeit gemacht." Ein entscheidender Schritt sei natürlich die Integration der Sportart in den Skiverband Swiss-Ski gewesen. In Schweden ist Biathlon hingegen separat organisiert. Eine Rückkehr in die Schweiz ist für Chabloz, auch wegen seiner Frau, kein Thema. "Die brauchen mich auch nicht", meint er lachend. "Die haben hervorragende Trainer."
Der Waadtländer ist überzeugt, dass die erste Medaille nur noch eine Frage der Zeit ist. "Die hängt in der Luft, die kommt schon." Es sei auch verständlich, dass die Schweizer bei dieser ersten Heim-WM auch ein bisschen nervös seien.
Für Schweden hätten es für seinen Geschmack, ein, zwei Medaillen mehr sein können. Aktuell stehen sie mit zwei silbernen da, vor allem die Männer enttäuschten bisher. "Ja, da waren ein paar Schiessfehler zu viel dabei." Mit den Frauen sei er zufrieden, zumal die eigentlich überragende Läuferin Elvira Öberg vor der WM gesundheitlich angeschlagen war und deshalb nicht so vorne weg laufen konnte wie gewohnt. Er rechnet aber in der Frauenstaffel und im Massenstart mit weiterem Edelmetall.
Und für die Schweizer? "Ich drücke ihnen jedenfalls immer die Daumen", verspricht Chabloz. Dann packt er mit braungebranntem Gesicht die Sachen. So viel Sonne hat er in Schweden wohl selten.