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SCB-Stürmer Marco Lehmann: Von der mysteriösen Krankheit zurück ins Rampenlicht

Andy

Eine mysteriöse Viruserkrankung zwang Marco Lehmann (24) zu einer fast einjährigen Zwangspause. Nach dieser Leidenszeit ist der SCB-Stürmer zurück, geniesst es, wieder Eishockey spielen zu können – und begeistert mit Toren und Assists.

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Marco Lehmann (hier vor Benjamin Baumgartner und Mika Henauer) hat den Weg zurück aufs Eis geschafft. © IMAGO / Pius Koller

Rang 3 mit dem SC Bern, Sie persönlich sind mit vier Toren und vier Assists der zweitbeste Skorer im Team. Herzliche Gratulation zu diesem Saisonstart!
Marco Lehmann: Danke!

Haben Sie damit gerechnet, dass es so gut wird?
Ich habe mit überhaupt nichts gerechnet, sondern hatte in erster Linie Freude, wieder richtig dabei sein und spielen zu können.

Es ist wohl für Sie wie eine Erlösung. Letzte Saison haben Sie nur vier Spiele bestritten, litten unter einer mysteriösen Viruserkrankung und Gewichtsverlust... 
…ja, und vor allem hatte ich keine Ahnung, was ich tun muss, damit es wieder besser wird. Wenn man irgendwo einen Bruch erleidet, weiss man, dass man vielleicht operieren und ein paar Wochen pausieren muss, danach aber wieder einsatzbereit ist. Bei mir war das nun anders, alles ungewiss.

Das Elend begann in den Ferien in Kreta.
Ja, in den Sommerferien 2022. Woher das gekommen ist, ist schwierig zu sagen. Eine mögliche Ursache ist ein Gericht, das ich auf einem Ausflug und nicht im Hotel gegessen habe. Eine andere Möglichkeit ist das Wasser, ich habe es zwar nicht getrunken, aber teilweise hatte es halt Eiswürfel in den Getränken.

Ist es korrekt, dass Sie insgesamt rund zehn Kilo verloren haben?
Das ist so und war schon happig. Einerseits sah man mir diesen Gewichtsverlust an, andererseits fehlte mir die Energie.

«Meine Ziele, die ich im Hockey gehabt hatte, sind in dieser Zeit schon in den Hintergrund gerückt. Mein Hauptziel war, dass es mir wieder gut geht.»

Wie haben Sie es geschafft, bei dieser Ungewissheit über all die Monate hinweg am Puck zu bleiben?
Es war mental nicht einfach, aber ich hatte keine andere Möglichkeit, als damit klar zu kommen. Meine Ziele, die ich im Hockey gehabt hatte, sind in dieser Zeit schon in den Hintergrund gerückt. Mein Hauptziel war, dass es mir wieder gut geht. Ich stellte mir teilweise aber schon die Frage, ob ich wieder Hockey spielen kann und mein vorheriges Niveau wieder erreiche.

Sie waren zuvor blendend in Form, haben den berühmt-berüchtigten SCB-Treppenlauf auf den Niesen gewonnen…
Ja, das Sommertraining verlief sehr gut – und dann kamen diese Ferien…

Sie als Zürcher Oberländer waren da plötzlich allein in Bern, in Ihrer ersten Saison. Waren Sie da nicht enorm einsam?
Teilweise schon, ja. Es war niemand da sonst. Am Anfang, als es ganz schlimm war, blieb ich fast nur daheim, das war schwierig, auch wenn mich meine Eltern ab und zu besuchten oder ich zwischendurch in Zürich war.

Wann haben Sie gespürt: Jetzt wird alles gut?
Es gab keinen eigentlichen Punkt, sondern war ein schleichender Prozess. Am Anfang trainierte ich nicht und besuchte auch keine Spiele. Dann wurde es stetig etwas besser, ging ich wieder ins Stadion, begann Anfang dieses Jahres wieder mit ganz leichtem Training. Die Symptome nahmen immer stärker ab, einerseits betreffend Häufigkeit, andererseits betreffend Intensität. So wurde es – Ups und Downs inbegriffen – immer etwas besser und kam auch das Gewicht langsam wieder zurück.

Können Sie nun die aktuelle Situation umso mehr geniessen und schätzen?
Das ist definitiv so. Zuvor war ich immer gesund, das wurde irgendwie eine Selbstverständlichkeit. Wenn es einem dann über längere Zeit nicht gut geht, lernt man die Gesundheit und ihre grosse Bedeutung richtig schätzen. Und ist froh für jeden Tag, an dem man gesund ausstehen kann. Das tönt vielleicht blöd und war früher auch nie ein Thema. Nun habe ich die Bedeutung der Gesundheit nicht nur für den Sport, sondern auch fürs Leben allgemein schätzen gelernt. Die Passion fürs Eishockey war immer da, ist nun aber nach einem Jahr noch grösser geworden.

«Ich denke, dass wir allgemein mehr Stabilität, Struktur und Smartness im Team und im Spiel haben.»

Wo sehen Sie die entscheidenden Punkte, dass der SCB wieder vorne mitspielt?
Das ist schwierig zu sagen, weil ich letzte Saison nicht so nah dran war. Aber ich denke, dass wir allgemein mehr Stabilität, Struktur und Smartness im Team und im Spiel haben. Und wir haben ein paar enge Matches gewonnen, die vor einem Jahr noch verloren gingen.

Es ist auch beeindruckend, wie Ihre Linie mit Joona Luoto und Benjamin Baumgartner funktioniert. Was ist das Erfolgsrezept?
Wir hatten ein Training zusammen und unterhielten uns danach noch, wie wir spielen möchten, was wichtig ist – und das hat zum Glück recht gut funktioniert.

Nun kommen die Spiele gegen Lugano und Servette. Was erwarten Sie da?
Spiele auswärts in Lugano sind immer schwierig und beinhalten auch eine lange Anfahrt. Und Genf hatte zwar ein wenig Mühe, verfügt aber über viel Qualität wurde nicht zufälligerweise Meister. Das werden sicher zwei harte Aufgaben.

Was ist in dieser Saison für den SCB generell möglich? Und was ist Ihr persönliches Ziel?
Das erste Ziel sind die Top 6 und die Playoffs, dann schauen wir weiter. Persönlich möchte ich sicher mit dem SCB etwas erreichen. Und vor meiner Pause war die Nati ein Ziel, das nun logischerweise auch wieder in den Vordergrund rückt. 

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Marco Lehmann (hier im Duell mit Rappis Nathan Vouardoux) ist aktuell der zweitbeste Skorer beim SCB.
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