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"Saalbach ist nicht vergleichbar mit Crans-Montana"

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Didier Défago, die WM in Saalbach ist Geschichte, die FIS-Fahne wurde an die Delegation der Ski-WM 2027 in Crans-Montana übergeben. Sie selbst verbrachten die erste WM-Woche im Glemmtal. Worauf haben Sie als Ausrichter ihr Augenmerk gelegt?

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In Crans-Montana gefordert: Didier Défago, CEO der WM 2027 © Keystone

"Ich war vor allem auf der sportlichen Seite unterwegs, habe mir die Piste angeschaut, mit Leuten der FIS Kontakt gehabt und mit ihnen den Ablauf einer Weltmeisterschaft besprochen. Es ging weniger darum, Infos hereinzuholen, als vielmehr darum, sich einen Überblick zu verschaffen. Gleichzeitig waren die Verantwortlichen aus meinem Team ebenfalls vor Ort. Sie haben ihre Verantwortung wahrgenommen und sich ihren Aufgabenbereich genau angeschaut."

Was haben die Salzburger gut gemacht und wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

"Jeder Austragungsort ist unterschiedlich, und deshalb kann man Saalbach auch nicht mit Crans-Montana vergleichen. Man muss sich an die Geografie anpassen. Das macht es für uns ein bisschen komplexer. Eine grosse Herausforderung ist die Mobilität. In diesem Bereich können wir von Saalbach sicher etwas abschauen. Es war auch dort eng, sie hatten nicht allzu viele Parkplätze in der Nähe des Ziels."

Die Mobilität ist das eine, die Beherbergung das andere. Crans-Montana stösst bereits an Weltcup-Rennen an die Kapazitätsgrenzen. Wie soll das bei einer WM klappen?

"Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Wir müssen die Mobilität mehr gewichten und ausbauen, nicht nur die Destination ins Auge fassen, sondern grösser denken. Die Zuschauer sollen aus dem Grossraum schneller zu den Rennen kommen können. Man kann das Ganze auch positiv sehen. Es zeigt, dass die Leute diesen Event besuchen wollen."

Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, die WM in Crans-Montana steht unter einem schlechten Stern. Erst hat die FIS gedroht, Ihnen die WM wegen fehlender finanzieller Garantien wegzunehmen, nun bedrohen Einsprachen gegen den Neubau des Zielstadions die Durchführung der WM. Wie ist der aktuelle Stand?

"Die Gespräche laufen. Die WM hat die FIS in den letzten Monaten mehrmals bestätigt. Das ist beruhigend für uns. Natürlich schaut die FIS auf verschiedenen Sachen, nicht nur auf die Infrastruktur, sondern auch auf die Piste. Denn: Der Sport muss das Hauptspektakel bleiben."

Es gebe keinen Plan B, sagte Gemeindepräsident Nicolas Féraud. Sprich: Es gibt die WM mit dem neuen Zielstadion oder dann halt gar keine WM.

"So extrem würde ich das nicht formulieren. Aber es stimmt, momentan gibt es keinen Plan B für uns. Wir brauchen den Platz. Ich hoffe, dass in den nächsten Wochen und Monaten eine Lösung mit den Nachbarn gefunden wird. Was ich gehört habe, sind die Gespräche momentan relativ positiv."

Die Frist für die Suche nach einer Lösung laufe bis Mitte März, so Féraud. Was ist, wenn bis dahin keine Lösung gefunden wurde?

"Das besprechen wir, wenn es so weit sein sollte. Bei so einer Situation müssen wir Tag für Tag nehmen."

Keine WM in Crans-Montana in zwei Jahren - ist das überhaupt denkbar?

"Nein."

Alpine Ski-Weltmeisterschaften haben in der Schweiz eine grosse Tradition. 1931 fand in Mürren die erste WM statt, 2017 die bisher letzte in St. Moritz. Verspüren Sie als Ausrichter einen besonderen Druck?

"Klar, aber das spürt hoffentlich jeder Veranstalter. Denn man ist für das Image der Schweiz verantwortlich, trägt es in die Welt hinaus. Wer von Saalbach spricht, spricht automatisch von Österreich. Das wird in Crans-Montana nicht anders sein. Für uns Schweizer ist Crans-Montana im Wallis. Für alle anderen ist Crans-Montana in der Schweiz. Eine solch grosse Veranstaltung durchführen zu können, ist nicht nur wichtig für die Region, sondern für die ganze Schweiz."

1987 fand in Crans-Montana bereits eine WM statt. Die Titelkämpfe gingen als erfolgreichste in die Geschichte von Swiss-Ski ein. 14 Medaillen, darunter acht goldene, sicherte sich die Schweizer Delegation. Sie waren damals neun Jahre alt. Was sind Ihre Erinnerungen?

"Ich erinnere mich vor allem an die Leistungen der Sportler. Beim Slalom der Männer war ich vor Ort, als mit Joël Gaspoz ein Fahrer aus meinem Dorf am Start war. Auch die Kombination verfolgte ich live im Zielraum."

Sie selber fuhren 16 Jahre später an einer Heim-WM. In St. Moritz bestritten Sie den Riesenslalom, den Super-G und die Kombination.

"Eine Heim-WM als Athlet zu bestreiten ist schon sehr speziell. Zuhause will man die Leute glücklich machen, die eigene Familie, die Unterstützer und Sponsoren. Es ist die Möglichkeit, etwas zu zeigen. Die Emotionen sind anders als bei einer WM im Ausland, bei der du dich später meist nur noch an die Resultate erinnerst. In der Schweiz, zuhause, bleiben dir vor allem die Emotionen und die Kommunikation mit dem Publikum in Erinnerung."

In Erinnerungen schwelgen liegt aktuell aber gar nicht drin. Unlängst haben Sie in Crans-Montana Europacup-Rennen ausgetragen, am kommenden Wochenende gastiert der Weltcup-Tross der Männer zum ersten Mal seit dreizehn Jahren wieder auf dem Walliser Hochplateau. Im Programm stehen eine Abfahrt und ein Super-G. Sind Sie gewappnet für den grossen Zuschaueraufmarsch?

"Ja. Wir sind sehr gut unterwegs. Es wird für uns ein grosser Event werden, zumal er gleich nach der WM stattfindet. Die Erwartungen sind bei allen gross: bei Athleten, Zuschauern, aber auch bei uns."

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