Ruth Metzler-Arnold und Markus Wolf wollen Swiss Olympic führen
Um das Präsidium von Swiss Olympic ist ein spannender Zweikampf zwischen alt Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold und dem Sport-Insider Markus Wolf in Gang.
Als es 2016 um die Nachfolge des langjährigen Präsidenten Jörg Schild ging, da setzte Swiss Olympic eine Findungskommission ein. Das vierköpfige Gremium führte mit acht Personen Assessments durch, deren drei erhielten das Prädikat "besonders geeignet", so auch Jürg Stahl. Der damalige SVP-Nationalrat aus Winterthur sah sich bereits im ersten Wahlgang mit grossem Vorsprung gegenüber zwei Konkurrenten gewählt.
Die Einsetzung einer solchen Kommission, um geeignete Kandidaten an der Spitze von Swiss Olympic zu finden, war in diesem Jahr nicht im Ansatz nötig. Schon im Februar - und damit fast neun Monate vor dem Wahltermin - meldete Ruth Metzler-Arnold ihre Ambitionen auf den höchsten Posten im Dachverband des Schweizer Sports an. Die ehemalige Bundesrätin, vorgeschlagen von Swiss Athletics, war nach ihrem frühen Einstieg lange alleine auf weiter Flur bei ihrer Tour zu den Sportverbänden und Anspruchsgruppen.
Metzler-Arnold, gestählt aus acht Jahren Erfahrung in der Politik und drei Jahrzehnten in der Wirtschaft, ist eine kommunikativ starke Persönlichkeit. Die 60-Jährige will ihre strategische und operative Führungserfahrung bei Swiss Olympic einbringen und den Dachverband des Schweizer Sports als Organisation weiterentwickeln. Metzler-Arnold hat bislang noch in keinem nationalen Sportverband eine Funktion ausgeübt, von 2005 bis 2008 war sie Präsidentin der Stiftung Schweizer Sporthilfe. Sie sieht sich als Brückenbauerin zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft und will ihr grosses Netzwerk künftig auch gewinnbringend für den Sport einsetzen.
Erst Ende Mai erhielt die Innerrhoderin Konkurrenz. Swiss-Ski schickte mit Markus Wolf seinen ehemaligen CEO ins Rennen um die Swiss-Olympic-Präsidentschaft. Der 51-Jährige, in der Wirtschaft ebenfalls gut vernetzt, ist der sportliche Gegenentwurf zur ehemaligen Magistratin. Der ehemalige Spitzensportler sowie Meister- und Nationaltrainer im Unihockey hat fast das ganze Berufsleben im Sport verbracht.
Er kennt das Schweizer Sportsystem aus dem Effeff. Er komme aus dem Sport und lebe für den Sport, so Wolf, der seit 2021 auch eines von fünf Mitgliedern des Stiftungsrats der Stiftung Sportförderung Schweiz ist. Diese öffentlich-rechtliche Stiftung stellt die unabhängige Mittelvergabe im nationalen Sport sicher. Seine "umfassenden Kenntnisse aus 30 Jahren im Schweizer Sport" will er künftig im Amt des Swiss-Olympic-Präsidenten zusammenfliessen lassen.
Anfang Juni folgte zwar mit dem früheren Judoka Sergei Aschwanden ein ehemaliger Olympia-Medaillengewinner als dritter Kandidat. Doch der Waadtländer zog seine Kandidatur im Oktober mangels Unterstützung wieder zurück. Die Nachfolge des 56-jährigen Stahls, der aufgrund der Amtszeitbeschränkung aufhören muss, reduzierte sich damit auf das Duell Metzler-Arnold gegen Wolf.
Vor acht Jahren gewichtete die Findungskommission die politische und wirtschaftliche Komponente stark. Der (Verteil-)Kampf ums Geld - vor allem auch um dasjenige des Bundes, bei dem die Vorzeichen für die nahe Zukunft eher auf Sparen deuten -, wird auch in den kommenden vier oder acht Jahren unter Präsidentin Metzler-Arnold oder unter Präsident Wolf eine zentrale Herausforderung darstellen. Wem die Sportverbände und Partnerorganisationen in diesem Bereich mehr zutrauen, der wird wohl gewählt.
Zählt man die Stimmen derjenigen zusammen, die sich öffentlich für die eine Kandidatin oder den anderen Kandidaten ausgesprochen haben, so steht Metzler-Arnold auf der Pole-Position. Sie kann mit Swiss Athletics, dem Fussball- und Turnverband auf die Unterstützung der drei grössten Verbände von Swiss Olympic zählen. Ebenso auf diejenige von Swiss Aquatics, Swiss Golf, Swiss Volley, Handballverband und mehreren weiteren Verbänden und Organisationen. Halten sich deren Delegierte in der geheimen Wahl an ihre öffentliche Zusage, so kann die ehemalige Politikerin mit mehr als 120 Stimmen rechnen.
Wolfs wichtigste Fürsprecher sind Swiss-Ski, der Eishockey- und Unihockeyverband sowie Swiss Cycling. Der Bündner steigt mit der vorab bekanntgegebenen Unterstützung von rund 50 Stimmen in die Ausmarchung. Diese findet am Freitag im Rahmen des Sportparlaments in Ittigen statt. Erscheinen alle 83 nationalen Sportverbände, 30 Partnerorganisationen und auch die sieben stimmberechtigten natürlichen Personen, so sind im Sportparlament maximal 516 Stimmen zu vergeben.
Neben der Wahl eines neuen Präsidenten von Swiss Olympic stehen anlässlich der 28. Versammlung des Sportparlaments am Freitag in Ittigen auch Wahlen in den Exekutivrat von Swiss Olympic auf der Traktandenliste.
Mit Sergei Aschwanden, Daniel Bareiss, Pascal Jenny, Barbara Moosmann, Nora Willi und Ruth Wipfli Steinegger stellen sich sechs bisherige Exekutivratsmitglieder zur Wiederwahl. Zu besetzen sind insgesamt neun reguläre Sitze in diesem Gremium.
Eingegangen bei Swiss Olympic sind hierfür zwölf Kandidaturen - neben den sechs Bisherigen stellen sich mit Norman Gobbi (Schweizer Schiesssportverband), Mario Gyr (Schweizerischer Ruderverband), Ophélia Jeanneret (Swiss University Sports), Kathrin Lehmann (Swiss Ice Hockey Federation), Christian Lohr (PluSport Behindertensport Schweiz) und Regula Meier (Schweizer Alpen-Club SAC) sechs neue Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl.
Innerhalb von Swiss Olympic ist der Exekutivrat das leitende Organ. Er bereitet die Beschlüsse des Sportparlaments vor, sorgt für deren Vollzug und vertritt den Dachverband des Schweizer Sports nach aussen.
Der Exekutivrat, der sich aus der Präsidentin oder dem Präsidenten (neu entweder Ruth Metzler-Arnold oder Markus Wolf), zwei Athletenvertretern (derzeit Jeannine Gmelin und Matthias Kyburz), den Schweizer IOC-Mitgliedern (Gianni Infantino und Denis Oswald) und den neun am Freitag zu wählenden Mitgliedern zusammensetzt, legt die Organisationsstruktur, die Arbeitsbereiche und die mittel- und langfristigen Planungsziele von Swiss Olympic fest. Er ernennt überdies das Führungsteam für die Schweizer Delegationen an Olympischen Spielen.