skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Meinungen Fussball

Riskiert GC mit Bruno Berner den Abstieg? Zwei Meinungen!

Der Grasshopper Club Zürich steckt wieder einmal in der Krise. Nach dem Besitzerwechsel im Januar spielen die Hoppers die aktuell schwächste Rückrunde der Liga und halten trotzdem an Trainer Bruno Berner fest. Riskieren sie so den Abstieg? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind unterschiedlicher Meinung.

Berner
Ist Bruno Berner noch der richtige Trainer für die Grasshopers? © KEYSTONE/Michael Buholzer

Andy Maschek sagt: Ja

Es ist ein trauriges Bild, das der Grasshopper Club Zürich aktuell abgibt. Der Rekordmeister ist am Boden. Für Freude sorgen nur noch Erinnerungen an die ruhmreiche Vergangenheit mit Titeln und magischen internationalen Nächten. Der Blick in die Zukunft dagegen macht vor allem: Angst und Sorgen.

Trotz der neuen Besitzer seuchen die Hoppers am Tabellenende herum. Aktuell beträgt der Rückstand auf den FC Basel und Rang 10, der den direkten Ligaerhalt bedeutet, sechs Punkte. Aber auch Lausanne und Yverdon sind mit sieben Punkten Abstand noch in Sichtweite. Das Polster auf Stade-Lausanne-Ouchy und den direkten Abstieg beträgt ebenfalls sieben Punkte. Vor der Ranglistenteilung in die Championship Group (Top 6 und Bottom 6) spielen die Hoppers noch gegen Lugano und Servette, danach folgen fünf Matches gegen die anderen fünf Klubs aus der unteren Tabellenhälfte.

Das heisst: Ab sofort ist jedes Spiel wegweisend. Der einfachste Weg zum Ligaerhalt führt über die reguläre Meisterschaft. Die Barrage gegen Sion oder Thun – sie würde zu einer Nervenschlacht. Und noch ist es für die Zürcher nicht zu spät, einen der vor ihnen liegenden Klubs zu überholen. Aber: Dafür braucht es frischen Wind. Neuen Mut. Feuer. Leidenschaft. Eigenschaften, die unter Bruno Berner nicht mehr spürbar sind. Das zeigt auch ein Blick auf die Bilanz im Jahr 2024: 13 Spiele, acht Niederlagen, drei Unentschieden und gerade mal zwei Siege (immerhin gegen den FCZ und den FCB). Alles klar?

Nach der jüngsten Niederlage gegen Yverdon wurde von grosser Moral gesprochen, von einer Mannschaft, deren Mentalität Anerkennung verdient. Diese Worte sind ein Hohn für den einst so renommierten Klub. Der Wechsel auf der Position des Sportchefs und die Verpflichtung eines zusätzlichen Assistenz- oder Co-Trainers sind Pflästerli-Politik. Der Mut zum rigorosen Schnitt fehlt. Dabei reicht ein Blick auf die Statistik, um die Dringlichkeit aufzuzeigen. 0,97 Punkte hat Bruno Berner im Schnitt in dieser Saison pro Meisterschaftsspiel gewonnen. Damit ist er zwar besser als der als grosses Missverständnis in die Klubgeschichte eingegangene Tomislav Stipic (0,60), Thorsten Fink (0,78) oder Uli Forte (0,50) in der Abstiegssaison 2018/19. Mehr aber nicht.

Es ist fünf vor Zwölf in Niederhasli. Halten die Hoppers an Bruno Berner und seinem Defensivfussball fest, nimmt man sehenden Auges das volle Risiko in Kauf und hofft, dass der Turnaround auf wundersame Art und Weise doch noch gelingt. Dies, obwohl es keine handfesten Anzeichen einer bevorstehenden Besserung gibt. Deshalb ist für mich klar: GC braucht den radikalen Schnitt, frisches Blut an der Linie – und zwar sofort und nicht erst dann, wenn die anderen Klubs noch weiter enteilt sind und der Gang in die unberechenbare Barrage Tatsache ist. 

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Rang 11 nach 31 Spieltagen. Seit sieben Spielen ohne Sieg und anstatt der Teilnahme an der Championship Group droht die vorzeitige Verbannung in die Barrage gegen den FC Thun oder den FC Sion. Zu sagen, dass sich der Rekordmeister in einer gefährlichen Situation befindet, ist eine glatte Untertreibung. Und dennoch halten die Zürcher weiterhin an Bruno Berner als Hauptübungsleiter fest. Warum?

Nun, zum einen wird der Los Angeles FC in der Person von Europa-Chef Harald Gärtner seit der Übernahme der Hoppers im Januar nicht müde zu betonen, wie wichtig es ihm beim Engagement in Zürich ist, keine vorschnellen Entscheide zu fällen. Erst will man den Klub und seine Mitarbeiter kennenlernen, ihn grundlegend durchleuchten und erst dann Entscheide für die Zukunft ab Sommer treffen. Nun ist den neuen Besitzern die sportliche Realität in die Quere gekommen und man hat ein erstes Mal reagiert. Nur hat sich die neue Klubführung dabei dafür entschieden, Bruno Berner weiterhin ihr Vertrauen zu schenken und stattdessen im direkten Umfeld der Mannschaft etwas zu verändern. Sportchef Bernt Haas wurde durch Stephan Schwarz ersetzt und gestern engagierte GC mit Michael Lindemann einen zusätzlichen Assistenztrainer.

Offensichtlich sind Gärtner und Co. noch immer davon überzeugt, mit Berner die besten Chancen auf den Turnaround zu haben. Mit Schwarz und Lindemann sollen jedoch frische Impulse an eine Mannschaft herangetragen werden, welche diese mehr denn je gebrauchen kann. Denn es ist kein Geheimnis, dass die aktuelle GC-Mannschaft qualitativ kaum besser besetzt ist als die direkte Konkurrenz aus Yverdon oder Lausanne, ja sogar aus Sion oder Thun. Also sollen Aspekte wie mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfkraft und Teamspirit in den kommenden Wochen die Wende herbeiführen. Und zumindest Letzterer scheint auch dank Berner nach wie vor intakt zu sein.

Und was, wenn auch dieser Versuch scheitert und GC seinen Platz in der Super League Ende Mai in der Barrage verteidigen muss? Spätestens dann dürfte der Zeitpunkt gekommen sein, an dem GC diese letzte Chance mit einem neuen Mann an der Seitenlinie in Angriff nehmen wird. Mit einem Feuerwehrmann, noch unverbraucht und voller positiver Energie, um sie in den entscheidenden beiden Spielen auf die Mannschaft zu übertragen. Eine riskante Strategie. Aber eine sichere Nummer wäre die sofortige Entlassung Berners genauso wenig.

Bewerte den Artikel
1 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss