Piranha Chur fordert im Cupfinal Titelverteidiger Kloten-Dietlikon
Den Unihockey-Frauen von Piranha Chur bietet sich am Samstag die Chance auf den ersten Titel seit fünf Jahren. Ex-Captain Seraina Hofbauer, früher Ulber, erklärt, was sich in Chur verändert hat.
Die Unihockey-Cupfinals 2025 stehen im Zeichen von Neuauflagen. Die Männer von Rychenberg Winterthur wollen sich am Samstag in Bern an Zug revanchieren, die Frauen von Kloten-Dietlikon bekommen es mit den langjährigen Rivalinnen von Piranha Chur zu tun, die nach goldenen Jahren nunmehr fünf Jahre auf einen Titel warten.
Das Duell zwischen Zug United und Rychenberg Winterthur ist die Reprise des Finals von 2024, den die Zuger mit 9:5 für sich entschieden haben. Und es ist ein Gipfeltreffen: Der Double-Sieger Zug, der nach wie vor von der Extraklasse seiner ausländischen Verstärkungsspieler lebt und mit Albin Sjögren, Sami Johansson und Miko Kailiala die besten drei Skorer der Liga in seinen Reihen hat, führt die Meisterschaft eine Runde vor den Playoffs an. Der seit dieser Saison vom Nationalspieler Manuel Maurer getragene HC Rychenberg Winterthur liegt nach dem Qualifikationssieg in der Vorsaison im 3. Rang.
Auch der Final der Frauen zwischen Piranha Chur und Kloten-Dietlikon ist eine Neuauflage, jedoch eine unter anderen Vorzeichen. Viermal machten die beiden Teams zwischen 2017 und 2020 den Cupsieger im Final untereinander aus. Doch während Kloten-Dietlikon 2022 und 2024 die Cup-Titel 10 und 11 sammelte und sich in der Meisterschaft seit 2019 auf dem Thron hielt, rutschte Piranha Chur ins Mittelmass ab.
Sieben Meistertitel sammelten die Bündnerinnen zwischen 2010 und 2018. Viermal standen sie seit 2011 zudem im Playoff- respektive Superfinal. Doch der Cupsieg 2020 war der letzte Titel, der Superfinal 2022 der letzte Final.
Was ist passiert in Chur? In der Blütezeit schienen Piranhas Erfolge fast wie ein Selbstläufer. Ausnahmekönnerinnen wie Sabrina Arpagaus und Mirca Anderegg führten das Team zu den ersten Meistertiteln seit jenem 1990 noch als BTV Chur. Flurina Marti, Seraina Ulber und Corin Rüttimann, drei Einheimische, die beim ersten Titel 2010 noch in den Anfängen ihrer erfolgreichen Laufbahnen waren, hielten den Klub in den Folgejahren an der Spitze.
Im Sog dieser Zugpferde entwickelte sich eine Eigendynamik. Weitere Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs wie Lara Heini, Sonja Putzi, Katrin Zwinggi und Chiara Gredig zogen auf hohem Niveau mit. Zudem lockten die Aussichten auf Erfolg auch Grössen wie Nathalie Stadelmann und internationale Topspielerinnen nach Chur sowie Anderegg zurück in die Heimat.
Im Zuge des letzten grossen Umbruchs und der Professionalisierung bei der Konkurrenz geriet der fliessende Prozess ins Stocken. Ulber trat 2020 zurück, Marti 2022. Rüttimann kehrte 2021 noch einmal aus Schweden zu Piranha zurück, beendete die Karriere im Vorjahr aber bei Zug, Nationalgoalie Heini spielt seit 2018 in Schweden.
Mit Luana Rensch und Nicole Capatt, beide 24-jährig, gibt es im aktuellen Team zwei Eigengewächse von gehobenem Format. Doch der Drive von damals ist nicht mehr der gleiche. Es fehlen Leaderinnen mit der Leistungs- und Opferbereitschaft der Vorgängerinnen. Auch weil mit Marcia Wick und Laila Ediz zwei der hoffnungsvollsten Talente früh Richtung Zürich zogen und sich Kloten-Dietlikon anschlossen.
Die Goldene Generation habe viele Türen geöffnet und viel ermöglicht, sagt Seraina Ulber respektive Hofbauer, die vor dem Rücktritt 2020 auch im Nationalteam viel Verantwortung trug. Aus jedem Jahrgang stiessen über Jahre neue Talente zum Team, und für Weltklasse-Spielerinnen aus dem Ausland war Piranha Chur eine Top-Adresse. Heute sei aber auch der Geist nicht mehr der gleiche, meint die 105-fache Schweizer Internationale, die mit dem ehemaligen Nationalspieler Christoph Hofbauer verheiratet ist und zwei Kinder hat. "Der Wille, dem Unihockey alles unterzuordnen, ist nicht mehr in dem Masse da wie zu unserer Zeit."
Von den Führungsspielerinnen der letzten Final-Equipe, jener, die 2022 im Superfinal stand, ist im Februar 2025 keine mehr da. Rensch und Capatt, die vor drei Jahren nebst anderen Akteurinnen mit Jahrgang 2000 oder jünger schon dabei waren, vermochten die Lücken nicht restlos zu schliessen. In der letzten Saison vor der Fusion mit den Männern zu Floorball Chur United liegt Piranha in der Meisterschaft kurz vor den Playoffs im 7. Rang. Der Einzug in den Cupfinal dank Siegen gegen die favorisierten Ligakonkurrenten Zug und Emmental Zollbrück ist bereits ein Erfolg für das junge Team.
Zwar ist der Klub nach wie vor solide aufgestellt, sind die Unterschiede zwischen dem Tabellensiebten und dem Ersten nicht mehr so gross wie früher und steht mit der Fusion eine durchaus vielversprechende neue Zeitrechnung an. Aber bleibt die grosse Überraschung am Samstag in der Berner Wankdorfhalle gegen den Titelverteidiger und neuen Serienmeister Kloten-Dietlikon aus, wird das 0:9 im Superfinal 2022 als Zäsur stehen bleiben.