Blick zurück: Drei Storylines zum Schweizer Winter-Transferfenster
Seit Montagabend ist es auch in der Schweiz geschlossen, das Winter-Transferfenster 2025. Wechsel gab es einige, von bekannten und weniger bekannten Namen aus dem In- und Ausland. Drei Beobachtungen nach fast sieben Wochen Wechselfieber.
Zurück in die Zukunft
Sie waren schon einmal da und erfolgreich. Dann wechselten sie ins Ausland und mussten feststellen, dass die Bäume dort erst Recht nicht in den Himmel wachsen. Sie, das sind Jean-Pierre Nsame (31), u.a. dreifacher Super-League-Torschützenkönig und sechsfacher Meister sowie Chris Bedia, mit Servette zwischen Juli 2022 und Anfang 2024 einer der besten Stürmer der Liga (22 Tore). Dann folgte der Ivorer dem Lockruf von Union Berlin und verschwand in der Bundesliga ebenso rasch von der Bildfläche, wie er gekommen war (sieben Teileinsätze, ein Tor). Im Sommer ging es deshalb weiter zu Hull City in die englische Championship, wo er sich nach ordentlichem Beginn (drei Toren bis zum 10. Spieltag) ebenfalls nicht durchsetzen konnte. Was nun? Zurück in die Super League, wo sich die Berner Young Boys gerne seiner bemühten. Bis jetzt zu Recht, hat der 28-jährige in seinen ersten drei Spielen doch bereits dreimal getroffen. Und auch Nsame, der 111-fache SL-Torschütze, fand nach drei missratenen Auslandsengagements in Italien und Polen (ein Tor in total 25 Einsätzen) in St. Gallen noch einmal einen heimischen Abnehmer, für dessen Vertrauen er sich sogleich mit einem spielentscheidenden Doppelpack bedankte. Irgendwie kein gutes Zeichen für unsere Liga, die sich derzeit offensichtlich schwer damit tut, Stürmer von internationalem Format zu „produzieren“. Aktuell gilt deshalb bei Klubs und Spielern: Lieber den erfahrenen Spatz in der Hand, als die junge Taube auf dem Dach.
Grosse Namen, überschaubare Wirkung?
Mit Steven Zuber (33), Christian Fassnacht (31) und Pajtim Kasami (32) fanden diesen Winter auch drei renommierte, ehemalige Nationalspieler nach z.T. über zehn im Ausland den Weg zurück in die Super League. Vor allem bei den beiden Erstgenannten ist die Erwartungshaltung dabei klar: Sie sollen in ihren neuen Klubs (Zürich bei Zuber, abermals die Young Boys bei Fassnacht) eine Führungsrolle übernehmen und dem FCZ sowie YB nach durchzogenen Vorrunden neuen Spirit und Stabilität vermitteln. Bislang jedoch mit bescheidenem Erfolg, hinken doch beide Klubs den Erwartungen weiterhin hinterher. Das liegt in der Tendenz eher nicht an Zuber und Fassnacht, die bislang allerdings auch nicht dazu in der Lage waren, ihren Teams wirklich ihren Stempel aufzudrücken. Einerseits, weil sie diese Rolle im Laufe ihrer Karrieren ohnehin noch nie innehatten, andererseits aber auch, weil sie bei ihren letzten Stationen im Ausland (AEK Athen und Norwich City) über einen längeren Zeitraum nicht mehr zum Einsatz kamen. Zuber absolvierte in der Vorrunde noch 60 Spielminuten, bei Fassnacht waren es deren 81. Natürlich spielten dabei auch Verletzungen eine Rolle, und dennoch kann die überschaubare sportliche Wirkung dieser beiden Wintertransfers bei einem Blick auf die Statistiken der letzten zwölf Monate nicht wirklich überraschen.
Nicht unbedingt absehbar war eine Rückkehr in die Schweiz vor zwölf Monaten wohl auch bei Pajtim Kasami. Schliesslich war der ehemalige U17-Weltmeister im Laufe seiner mittlerweile sechzehnjährigen Karriere immer wieder im Ausland engagiert, spielte für Klubs wie Lazio Rom, Fulham, Nottingham Forest oder Olympiakos Piräus. Richtig durchsetzen konnte sich der zentrale Mittelfeldspieler aber nur beim griechischen Rekordmeister, bei dem er im Laufe der Jahre gleich dreimal unter Vertrag stand. Zuletzt fiel er nach eineinhalb Spielzeiten bei Sampdoria Genua in der Serie B aus den Traktanden und kehrt nun zum FC Sion zurück, für den er zwischen 2017 und 2020 bereits einmal unter Vertrag stand. Was der ehemalige Liverpool-Junior im Mittelfeld für die Walliser noch bewegen kann, ist schwierig vorherzusagen, zumal der 12-fache Internationale Trainer Tholot bislang noch nicht zur Verfügung stand. Kasami bringt zwar Vieles mit, um das Spiel eines Superligisten zu prägen, wie schnell (und ob) er sein Potential wieder abrufen kann, bleibt abzuwarten.
Vertrag ist Vertrag
Wenn ein Team im Abstiegskampf auf seine in der Vorrunde beste Offensivkraft verzichtet, stimmt etwas nicht. Möglicherweise ist der Spieler verletzt, ein Transfer steht an oder es gibt vertragstechnische Probleme. Nach Ablauf der Winter-Transferfrist ist somit zwischen GC und Topskorer Giotto Morandi zumindest klar: Zu einem Wechsel wird es vorderhand nicht kommen. Deutlich verzwickter scheint da die Frage, ob der gebürtige Tessiner, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, überhaupt noch einmal im Trikot der Hoppers auflaufen wird? Denn Morandi fehlt dem Rekordmeister seit dem zweiten Spieltag der Rückrunde mit einer Schambeinentzündung, einer Verletzung, die augenscheinlich ebenso plötzlich auftreten kann, wie sie eine Vorhersage über die Dauer des Ausfalls („bis auf Weiteres“) erschwert. Auch regelmässige Updates zur erwarteten Rückkehr des Spielers sind da schwierig, insbesondere, wenn vertragstechnische Details die Sache verkomplizieren. Medienberichten zu Folge soll Morandis GC-Kontrakt nämlich eine Klausel enthalten, die den 26-Jährigen, der in dieser Spielzeit bislang 18 Mal für die Zürcher auflief, für ein weiteres Jahr an den Klub bindet, sobald er 22 Mal für sie im Einsatz stand. Da gilt es natürlich genauer hinzuschauen, Abstiegskampf hin, Abstiegskampf her.