NL-Playouts: Die Handbremse ist gelöst - findet Lugano jetzt das Gaspedal?
Spiel 4 im Playout-Duell zwischen Lugano und Ajoie heute Abend in Pruntrut. Noch immer haben die Jurassier in der Serie die Nase mit 2:1 Siegen vorn, nach dem Last-Minute-Sieg vom Mittwoch reisen die Tessiner jedoch mit frischem Elan an. Doch der alleine wird’s nicht richten, wenn der HCL die Serie noch drehen will.
Von dicken Kartoffeln und dummen Bauern
Nein, mit landwirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten hatte der 2:1-Erfolg des HC Lugano in Spiel 3 nicht wirklich viel zu tun. Allerdings mussten auch die subjektivsten Anhänger der Bianconeri im Anschluss an die Partie vom Mittwoch zugeben, dass es manchmal ganz einfach besser ist, Dusel zu haben, als wirklich gut zu sein. Denn eigentlich waren die Bianconeri bereits weit vor Anbeginn jener unwirklichen 60. Spielminute am Ende ihres Lateins angekommen. Es drohte die dritte Playout-Niederlage in Serie, ein möglicherweise vorentscheidender 0:3-Rückstand im Abstiegskampf, als Radim Zohorna ganz knapp vor Beginn der letzten Spielminute noch einmal einen Anlauf nahm. Entlang der rechten Bande tankte sich der 1,98m-Koloss zur verlängerten Torlinie vor, spielte die Scheibe in die Mitte, wo sie ein im Duell mit Lugano Stürmer Giovanni Morini fallender Kevin Fey auf absolut unwahrscheinliche Art und Weise irgendwie ins eigene Tor bugsierte. Ajoie-Keeper Conz war darob so überrascht, dass er sich 27 Sekunden später gleich nochmal von Morini (1. Saisontor) düpieren liess. Lugano zwei, Ajoie eins, eine Erklärung für die 30-Sekunden-Wende auf den letzten Drücker ebenso unmöglich wie nutzlos. Aber sind die Luganesi damit wirklich wieder in der Serie angekommen?
Das Glück ist kein verlässlicher Partner
Sollte «Lady Luck» Lugano auch im weiteren Verlauf der Serie treu die Stange halten, sieht es für die Tessiner in der Tat nicht schlecht aus. Nur: Verlässlich war sie noch nie und der HCL ist mit Sicherheit gut beraten, sich vom späten Comeback nicht blenden zu lassen – ganz egal, wie gut sich der erlösende Moment am Mittwoch angefühlt haben mag. Denn nach wie vor sind es die Bianconeri, die sich in Rücklage befinden und noch nicht wirklich ein Rezept gefunden haben, um die Kontrolle über diese Serie zu erlangen. Noch immer torpedieren sie sich mit einer Mischung aus Ineffizienz (103 zu 73 Torschüsse, Erfolgsquote von nur 5,83%) und viel zu vielen kleinen Strafen (15:8 im Vergleich mit Ajoie) selbst, brechen den eigenen Rhythmus und geben den Ajoulots so immer wieder die Möglichkeit, im Überzahlspiel zu reüssieren (bislang fünf Tore). So verpuffen denn auch jegliche spielerischen Vorteile, welche den Luganesi auf dem Papier eigentlich zugestanden werden müssten.
Ein Auswärtssieg muss her
Und so kommt es, dass die Tessiner auch vor Spiel 4 mit dem Rücken zur Wand stehen. Umso wichtiger wäre heute Abend ein guter Start mit Führungstor, um die Jurassier nach dem vergebenen Sieg in Spiel 3 ins Grübeln zu bringen. Spielsequenzen wie jene am Mittwochabend haben eine Serie schon oft gedreht, Voraussetzung dafür war aber stets, dass das besagte Team nachlegen kann. Ajoie hat dies in vertauschten Rollen auch schon erlebt, als man in der Ligaqualifikation 2023 gegen La-Chaux-de-Fonds mit 0:2 im Hintertreffen lag, sich auch in Spiel 3 zwei rasche Gegentore fing und schliesslich die Serie mit einem Sieg in der Overtime doch noch drehen konnte. Droht den Jurassiern nun also ein ähnliches Schicksal? Nur, wenn es Lugano gelingt den kleinen Boost vom Mittwoch dafür zu nutzen, um mit einer gewissen Lockerheit und einer zusätzlichen Portion Selbstvertrauen Ajoie die Limiten aufzuzeigen und die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen.