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Nimmt Bayer den Bayern wieder zweimal die Butter vom Brot? Zwei Meinungen

Mit der ersten Pokal-Runde beginnt die Fussballsaison 2024/25 am Wochenende für Doublegewinner Bayer Leverkusen und den FC Bayern München. Spuckt die Werkself dem Rekordmeister erneut kräftig in die Suppe? Unsere Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek sind unterschiedlicher Meinung.

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Bayer Leverkusen und Granit Xhaka wollen erneut den Bayern und Jamal Musiala vor der Sonne stehen. © IMAGO / Jan Hübner

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

40 Spiele, 34 Siege, 6 Unentschieden und keine einzige Niederlage. So lautete die beeindruckende nationale Bilanz von Double-Gewinner Bayer Leverkusen in der vergangenen Spielzeit. Eine Saison, wie sie in dieser Form gar nicht wiederholt werden kann. Muss sie auch nicht. Nach 18 Punkten Vorsprung auf die Bayern im Vorjahr, gibt es auch vor der anstehenden Spielzeit genügend Gründe, weshalb Bayer den Bayern abermals die Lederhose ausziehen wird.

Xabi Alonso? Trotz kurzzeitigen Wechselgerüchten noch immer da. Granit Xhaka, Florian Wirtz, Alejandro Grimaldo oder Victor Boniface? Ebenso. Ja, sogar der von Bayern umschwärmte Jonathan Tah wurde an der Säbener Strasse bislang noch nicht gesichtet. Natürlich, noch ist das Transfer-Fenster geöffnet, aber grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der meisterliche Kern der Bayer-Elf auch in der kommenden Spielzeit noch einmal angreifen wird. Das sind schlechte News für den bajuwarischen Herausforderer und allen anderen Vereine, die selbst mit dem Gewinn von mindestens einem Titel liebäugeln. 

Aber was, wenn die Werkself ob all der Erfolge und Lobhudeleien den Sommer über etwas bequemer geworden ist? Wenn die zweifelsohne geschichtsträchtige Saison mental so schwer zu verdauen ist, dass schlussendlich die letzten Prozentpunkte fehlen? Ganz auszuschliessen ist dieses Szenario nicht, aber wer sich die taktgebenden Persönlichkeiten wie Cheftrainer Alonso, Anführer Xhaka oder Geschäftsführer Fernando Carro vor Augen führt, kann sich nur schwer vorstellen, dass Leverkusen nach nur einem Jahr am Buffettisch bereits satt sein soll. Im Gegenteil: Mindestens genauso gross ist die Möglichkeit, dass die beiden Triumphe sowie der Vorstoss ins Europa-League-Finale den Appetit erst so richtig geweckt haben. Denn kann der Klub nachdoppeln, kann er nicht nur Geschichte schreiben, sondern sich auch mittelfristig als legitimer Herausforderer der Bayern etablieren.  

Und schliesslich gehören zu einer solchen Geschichten immer Zwei dazu. Dass Leverkusen in der Vorsaison zum ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ansetzen konnte, lag auch an einem FC Bayern, der viel mit sich selbst zu tun hatte und zum zweiten Mal in Folge nicht sein gewohntes Rendement erreichte. Und auch vor dieser Spielzeit gibt es kaum Anzeichen, warum sich das nachhaltig ändern sollte. Starke, aber in die Jahre gekommene Führungspersönlichkeiten wie Thomas Müller und Manuel Neuer sind noch immer da, legitime Nachfolger sind keine in Sicht und die Neuzugänge aus dem mittleren Premier-League-Regal müssen erst noch beweisen, dass sie im speziellen Münchner Umfeld bestehen können. Gleiches gilt für den 38-jährigen Vincent Kompany bei seiner erst dritten Trainerstation. Aber eventuell haben die Bayern den entscheidenden Schachzug trotzdem bereits getätigt und Josip Stanisic bringt nicht nur sich selbst, sondern auch das Leverkusener Meister-Gen mit nach München zurück…

Andy Maschek sagt: Nein

Heute Abend trifft der FC Bayern München auswärts auf den SSV Ulm, den Aufsteiger in die 2. Bundesliga – und die Heimat von Bayern-Zampano Uli Hoeness. Natürlich sind die Bayern die grossen Favoriten in diesem ersten Pflichtspiel von Trainer Vincent Kompany, das gleichzeitig der Startschuss für die «Mission Wiedergutmachung» ist. Aber sie tun gut daran, die Vorgabe des Belgiers zu befolgen und den Gegner nicht zu unterschätzen. Oder wie er sagt: «Wir gehen mit grösstem Respekt in die Partie und wollen das bestmögliche Niveau erreichen.»

Ein Blick in die jüngere Cup-Vergangenheit zeigt, wie fatal es enden kann, wenn das Star-Ensemble im Pokal nicht an die Leistungsgrenze geht oder den Gegner auf die leichte Schulter nimmt. 2020/21 kam das Aus im Elfmeterschiessen bei Holstein Kiel, 2021/22 kassierten die Bayern gegen Gladbach eine schallende 0:5-Ohrfeige. Ein Jahr später endete der Pokal-Wettbewerb mit einer Heimniederlage gegen Freiburg und letzte Saison gab es die Blamage beim Drittligisten Saarbrücken. Bayern hat viel gutzumachen im DFB-Pokal, in dem sie letztmals 2020 unter Hansi Flick triumphierten. Es war die historische Triple-Saison – und im Final gab es einen 4:2-Sieg gegen Leverkusen.

Bayer ist auch jetzt wieder der erste und grösste Konkurrent der Bayern, die gerade in Ulm zum Siegen verdammt sind, damit nicht schon der Baum brennt. Aufgrund der letzten Saison geht das Team von Granit Xhaka zwar als Favorit und aus der Pole-Position in die Saison. Aber noch einmal werden sie den Bayern nicht vor der Sonne stehen und in Deutschland alles abgrasen.

Nach einem irren Transfersommer mit vielen Gerüchten und Absagen hat Bayerns Sportvorstand Max Eberl zuletzt gesagt, dass man über ein herausragendes Kader und herausragende Spieler verfüge und die Transfers abgeschlossen seien, wenn nichts Aussergewöhnliches mehr passiere. Betreffend Qualität steht er mit seiner Meinung nicht alleine da. Die Bayern haben eine Mannschaft, mit der sie in Deutschland keinen Gegner fürchten müssen. Auch nicht Leverkusen, das in der vergangenen Saison einen Lauf und in engen Spielen mit Last-Minute-Toren oftmals auch die nötige Portion Glück hatte. 

Entscheidend ist, ob Trainer Vincent Kompany den Draht zu den Spielern findet. Etwas, das bei Thomas Tuchel, mit dem die Spieler am Ende eine Zweckgemeinschaft bildeten, gefehlt hatte. Und da stimmen die ersten Anzeichen positiv. In den Testspielen setzte das Team die Philosophie des Belgiers, der die Spieler hoch pressen, einen dominanten und auf Ballbesitz ausgerichteten Fussball spielen lässt, gut um. Und auch die Führungsspieler wie Thomas Müller, Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Harry Kane zeigten sich vom neuen Mann an der Linie beeindruckt. Es wirke so, als hätte alles Hand und Fuss, sagte Thomas Müller. Und Harry Kane erklärte: «Wir werden viel den Ball haben, viele Chancen bekommen. Das ist für mich die perfekte Art zu spielen. Ich hoffe, dass ich viele Chancen bekomme und ein paar davon reinmache...»

Kane wird sich zerreissen, um endlich seinen ersten Titel als Profi zu gewinnen. Die ganze, zuvor so erfolgsverwöhnte Mannschaft wurde durch die erste titellose Saison seit der Saison 2011/12 an der Ehre gepackt und will unbedingt zurückschlagen. Auch deshalb setze ich auf die Bayern. Ich bin überzeugt, dass sie in Deutschland wieder dominieren werden und dem Double näher sind als Bayer. 
 

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