NHL-Vorschau: Es liegt was in der Luft
Hischier, Meier & Co. haben vorgelegt, nun ist es an den übrigen NHL-Schweizern zum Start in die beste Eishockeyliga der Welt nachzuziehen. Seite der Nacht auf heute flitzt der Puck auch in den nordamerikanischen Stadien wieder – mit guten Perspektiven für unsere Cracks.
Der Transfersieger
In Music City wollen sie’s wissen. Nach einer überraschend starken Vorsaison haben die Predators sieben Jahre nach dem Vorstoss in den Stanley-Cup-Final erneut Blut geleckt. Entsprechend wurde den Sommer über geklotzt statt gekleckert und das Team um Captain Roman Josi (34) mit Hochkarätern wie Steven Stamkos (Tampa Bay) und Jonathan Marchessault (von Las Vegas) verstärkt. Auf einen Schlag bereichern somit drei Stanley-Cup-Triumphe sowie zuletzt 150 Skorerpunkte den Kader der Preds, die zudem weiterhin auf die offensiven Waffen Filip Forsberg (letzte Saison mit 96 Punkten Topskorer), Gustav Nyquist (75 Punkte) und Ryan O’Reilly (69 Punkte) zählen können. In der Defensive bekommt Roman Josi mit Brad Skjei (Carolina) einen ebenso erfahrenen wie produktiven Partner (zuletzt 47 Punkte) zur Seite, der die Defensive mit dem bewährten Keeper Juuse Saros weiter stabilisieren soll. Knüpfen die Predators zudem in der neuen Spielzeit an ihre Form aus dem letzten Saisonviertel an, wird mit Nashville definitiv zu rechnen sein.
Der Hockey-Wüste entflohen
Viel besser hätte die Offseason für Janis Moser nicht verlaufen können. Der Seeländer, der sich in den letzten drei Jahren zu einem überdurchschnittlichen NHL-Defender entwickelt hat, konnte erst die sprichwörtliche Hockey-Wüste Arizona verlassen und wurde dann am neuen Standort Utah fast umgehend nach Tampa getradet. Dort in Florida sind die Steuern nicht nur niedrig und der Sommer dauerhaft, sondern auch die sportliche Ausgangslage überdurchschnittlich. Schliesslich stösst Moser zu einem Team, dass zwischen 2019 und 2022 während fast drei Jahren die NHL dominierte. Mittlerweile sitzen die Lightning zwar nicht mehr im allerobersten Regal der Liga, mit Spielern wie Nikita Kucherov (im letzten Jahr 144 Skorerpunkte), Brayden Point (zuletzt 46 Tore) Verteidiger Victor Hedman (76 Skorerpunkte) und Torhüter Andrei Vasilevskiy (30) ist das Team von Erfolgscoach John Cooper aber nach wie vor für die Playoffs gut. Insbesondere dann, wenn sich der Ex-Bieler an der Seite von Hedman als wertvolle Ergänzung im ersten Verteidigerpaar der «Bolts» bewähren kann. Spielt er stark, kann sich Moser in Tampa in völlig neue Sphären katapultieren.
Auf in die 14. Saison
13 Jahre. Bereits so lange ist Nino Niederreiter (32) Teil der besten Eishockeyliga der Welt. In dieser Zeit hat der Bündner so einiges erlebt, wurde früh gedraftet (Nr. 5), rasch abgeschoben (nach Minnesota), ein erstes Mal getradet (nach Carolina), ein zweites Mal getradet (nach Winnipeg) und ist nun in der kanadischen Prärie zumindest temporär sesshaft geworden. Das Leben in der kältesten NHL-Stadt mag kein Zuckerschlecken sein, sportlich hat sich der Abstecher in die Provinz Manitoba allerdings gelohnt. Bei den Jets steht «El Nino» für ein Team im Einsatz, dass im vergangenen Jahr über die zweitbeste Regular-Season-Bilanz der Western Conference verfügt, ehe das Team in den Playoffs direkt zum Auftakt an Colorado scheitertet. Auch deshalb kam es in der Offseason zu einem Wechsel an der Bande, wo der neue Head Coach Scott Arniel seinen ehemaligen Chef Rick Bowness (Rücktritt) beeerbt. Das Team selbst zählt auch in diesem Winter wieder auf Spitzengoalie Connor Hellebuyck und ein breites Kader an zuverlässigen, aber nicht herausragenden Skorern wie Mark Scheifele, Kyle Connor oder Nikolaj Ehlers. In der vergangenen Spielzeiten verfügten die Jets über nicht weniger als zwölf Spieler mit mehr als 30 Skorerpunkten, zu denen auch Nino Niederreiter (18 Tore, 16 Assists) gehörte. Der Bündner wird nicht zuletzt für seine defensive Verlässlichkeit geschätzt und dürfte die Saison abermals in der dritten Sturmreihe an der Seite von Adam Lowry und Cole Perfetti beginnen. Erstes Ziel ist das Erreichen der Playoffs.
Im Vertragsjahr
Mit Rang 3 in der Western Conference (82 Spiele / 109 Punkte) waren Pius Suter (28) und die Vancouver Canucks so etwas wie die Überraschung der vergangenen NHL-Saison. Das lag auch an Suter (14 Tore / 16 Assists), aber vor allem an starken Spielzeiten von JT Miller (103 Skorerpunkte), Verteidigungsminister Quinn Hughes (92 Skorerpunkte), Elias Petersson (89 Skorerpunkte) und Thatcher Demko im Tor. Letzterer verfügte letzte Saison über die fünftbeste Fangquote aller Keeper (mit über 20 Einsätzen), verletzte sich dann aber zu Beginn der Playoffs so schwer am Unterkörper, dass er den Canucks auch zum Start in die neue Kampagne fehlen wird. Die Torhüterposition ist somit ein Fragezeichen im Team von Head Coach Rick Tocchett, das andere, ob es der Franchise aus der Pazifik-Metropole gelingen wird, sich zum ersten Mal seit zwölf Jahren wieder zweimal in Folge für die Playoffs zu qualifizieren. Eine erneute gute Saison dürfte auch im Sinn von Pius Suter sein, der in der dritten oder vierten Linie als Center zum Einsatz kommen dürfte. Der Zürcher kann sich mit starken Leistungen für einen neuen Vertrag empfehlen. Erster Gegner der Canucks sind in der Nacht auf Donnerstag die Calgary Flames.
Nur nicht wieder Edmonton
In der kalifornischen Filmmetropole steigt Jungvater Kevin Fiala (28) in seine dritte Spielzeit mit den Los Angeles Kings. Die ersten beiden verliefen insofern positiv, als dass sich der Ostschweizer auch in LA rasch als konstanter Skorer auf hohem Niveau etablieren konnte (zuletzt 73 Punkte). Weniger zufriedenstellend war bislang die Tatsache, dass die Kings auch mit Fiala seit mittlerweile zehn Jahren und ihrem letzten Stanley-Cup-Triumph auf eine gewonnene Playoff-Serie warten. Zuletzt scheiterte Los Angeles im dritten Jahr in Folge an den Edmonton Oilers, dem Rivalen aus der Pacific Division, mit dem auch in diesem Jahr zu rechnen sein dürfte. Soll es in dieser Saison anders kommen, werden die Kings also auf starke Spielzeiten ihrer offensiven Stars Fiala, Adrian Kempe (zuletzt 75 Skorerpunkte) und Anze Kopitar (70 Skorerpunkte) angewiesen sein. Daneben gelten Head Coach Jim Hiller (seit Februar im Amt), das neue Torhüter-Gespann aus Rückkehrer Darcy Kuemper und David Rittich sowie der junge Quinton Byfield (22), der in seiner ersten kompletten NHL-Saison 55 Punkte sammelte, als Hoffnungsträger. Gemäss NHL.com besteht sogar die Möglichkeit, dass Byfield und Fiala die Saison als Partner in der dritten Sturmreihe der Kings in Angriff nehmen werden.
Jahr der Bestätigung
Als wohl einziges «Schweizer» Team ohne realistische Playoff-Chance steigen die Chicago Blackhawks um Philipp Kurashev in die neue Saison. Dennoch ist die anstehende Spielzeit für den bald 25-Jährigen gleich in doppelter Hinsicht von grosser Bedeutung: Einerseits, weil es für den Berner Center darum geht, seine letzte Saison mit dem Karrierebestwert von 54 Skorerpunkten zu bestätigen. Andererseits, weil sich Kurashev mit erneut starken Leistungen für einen neuen Vertrag empfehlen kann. Zum Saisonauftakt in der Nacht auf heute gelang dies nicht – die Blackhawks mit «Franchise Player» Connor Bedard unterlagen dem Utah Hockey Club mit 2:5. Trotzdem sind die Erwartungen an das zweitschwächste Team der vergangenen Saison (52 Punkte in 82 Spielen) höher als zuletzt. Fraglich ist jedoch, ob die schwächste Offensive des Vorjahres (Bedard und Kurashev waren mit 61 und 54 Punkten die beiden besten Skorer) nach den Zuzügen von Tyler Bertuzzi (zuletzt 43 Punkte) und Teuvo Teravainen (53 Punkte) bereits über genügend «Firepower» verfügt, um diese zu rechtfertigen. Immerhin kehren mit Taylor Hall und Andreas Athanasiou zwei potentielle Skorer nach langwierigen Verletzungen ins Team zurück. Trotzdem gilt: Eine abermals produktive Spielzeit von Philipp Kurashev wäre definitiv im Sinne aller Beteiligten.
In den Minors
Vier weitere junge Schweizer versuchten sich in den vergangenen Wochen in den Vorbereitungscamps ihrer Teams, überstanden jedoch den letzten Cut nicht. Für Akira Schmid (Las Vegas / Henderson Silver Knights), Lian Bichsel (Dallas Stars / Texas Stars), Connor Hughes (Montreal Canadiens / Laval Rocket) und Rodwin Dionicio (Anaheim / San Diego Gulls) geht die Saison vorderhand in der American Hockey League (AHL) weiter.