Nati-Casting: Wer drängt sich Murat Yakin auf?
Den Superstar sucht die Nati nicht gerade und auch die Jury ist nicht so redselig wie im deutschen Privatfernsehen. Aber um eine erfolgreiche Nati-Zukunft oder zumindest die Basis dafür geht es für einige Spieler in den kommenden Tagen dennoch.
Nach den Rücktritten von den langjährigen Teamstützen und Leistungsträgern Yann Sommer, Fabian Schär und Xherdan Shaqiri waren in der Nati für die nächste Kampagne schon mal drei Plätze zu vergeben. Aufgrund der unheimlich vielen Verletzungen in diesem Herbst – von A wie Akanji bis Z wie Zakaria – wurde das Casting dann aber ausgeweitet. So können Coach Murat Yakin und seine Entourage in diesen Tagen und in den Spielen in Zürich gegen Serbien (am Freitag) und auf Teneriffa gegen Europameister Spanien (am Montag) einige Spieler genauer unter die Lupe nehmen und testen.
Im Tor ist eigentlich Gregor Kobel als neue Nummer 1 gesetzt. Doch der Keeper von Borussia Dortmund war in den vergangenen Monaten relativ oft angeschlagen oder verletzt, so dass ein starker Backup unabdingbar ist. Namen gibt es da einige, auch wenn Gladbach-Keeper Jonas Omlin seit über einem Jahr mit Verletzungen zu kämpfen hat und auch bei Gladbach nicht mehr unumstrittene Nummer 1 ist, sondern zumindest temporär hinter Moritz Nicolas anstehen muss. Yvon Mvogo ist ein sicherer Wert und steht bereit, dahinter drücken Talente wie Pascal Loretz (Luzern) und Marvin Keller (YB) nach.
Elvedi unter Druck
In der Innenverteidigung ist mit dem Rücktritt von Fabian Schär ein Platz frei geworden. Erster Anwärter wäre eigentlich Gladbachs Nico Elvedi, der vor nicht allzu langer Zeit dem Ostschweizer im Nationalteam vor der Sonne gestanden war. Doch dann fehlte dem einstigen «Eisvogel» plötzlich die Souveränität, und nun kamen auch noch muskuläre Probleme hinzu, was in der Summe dazu führt, dass der Kampf um einen Platz in der Defensivzentrale neben dem gesetzten, aber in den kommenden zwei Spielen ausfallenden Manuel Akanji tobt. Hoffnungen können sich mehrere Spieler machen: Eray Cömert, der bei Valladolid aber oftmals im defensiven Mittelfeld eingesetzt wird. Albian Hajdari (Lugano), der schon am EM-Aufgebot schnupperte, doch wegen des Cupfinals am Ende doch nicht ins Camp einrückte. Aurèle Amenda, der von YB zu Frankfurt gewechselt und seine ersten Teileinsätze in der Bundesliga hinter sich hat. Dazu momentan verletzte Spieler wie Loris Benito (YB), Becir Omeragic (Montpellier), Leonidas Stergiou (Stuttgart) oder Gregory Wüthrich (Graz). Und natürlich Wolfsburgs Cédric Zesiger, der aber trotz der vielen Verletzten aktuell kein Aufgebot erhielt.
Auch auf den Aussenbahnen ist frisches Blut gefragt, zumal Ricardo Rodriguez bei Betis Sevilla zuletzt einen Stammplatz auf der Ersatzbank hatte und Silvan Widmer als Captain beim Bundesligisten Mainz aktuell nur Teilzeimitarbeiter ist und vor allem zu Kurzeinsätzen kommt. Neuling Miro Muheim vom Hambruger SV ist mit seinem Offensivdrang ein inreressanter Mann für die linke Seite, wo Ricardo Rodriguez irgendwann abgelöst werden muss. Andere Kandidaten sind Dominik Schmid, der beim FCB überzeugt, Ulisses Garcia, der sich in Marseille festgebissen hat. Auch auf der rechten Seite ist die zweite Garde im Anmarsch: Rückkehrer Kevin Mbabu steht nach einer schöpferischen Pause und dem Wechsel nach Dänemark bereit, der aktuell verletzte Leonodas Stergiou kann in der Zentrale und im Couloir spielen. Jordan Lotomba will bei Feyenoord neuen Schwung aufnehmen, ist aber aktuell verletzt. Auch Edimilson Fernandes (Brest) wurde schon in der rechten Defensive eingesetzt.
Im Mittelfeld und im Sturm sind viele Leistungsträger weiterhin dabei und werden fixe Grössen bleiben, unter anderem von Captain Granit Xhaka über Remo Freuler bis zu Fabian Rieder, Breel Embolo, Zeki Amdouni oder den aktuell verletzten Dan Ndoye, Ruben Vargas, Michel Aebischer und Denis Zakaria. Weitere talentierte und ambitionierte Spieler drängen zudem nach: Simon Sohm, der bei Parma ein Leistungsträger ist. Servettes Dereck Kutesa, der aktuell beste Torschütze der Super League. Joël Monteiro (YB), den man schon im EM-Kader erwartet hatte. Ardon Jashari, der sich beim Champions League-Teilnehmer Brügge zum Stammspieler gemausert hat. Andi Zeqiri, der bei Standard Lüttich wieder Selbstvertrauen tankt. Aber auch Christian Witzig (St. Gallen) oder Lars Villiger (Luzern), wobei sich diese Liste noch mit diversen Namen ergänzen liesse.
Klar ist: Der Kampf um die Plätze ist eröffnet, jedes Casting ist eine Möglichkeit, die es zu packen gilt. Aktuell ist da besonders Noah Okafor gefordert, der nach seiner temporären Ausbootung eine neue Chance bekommt, um sich Murat Yakin aufzudrängen. Das fussballerische Talent dazu ist zweifellos vorhanden.