Monaco: Der Ort der Träume und Hoffnungen, das Rennen des Jahres
Enge Strassenschluchten, schnelle Autos, teure Yachten, viel Glamour und Prominenz: Der Grosse Preis von Monaco ist in der Formel 1 das Rennen des Jahres – und ein Mythos.
Jahr für Jahr freut man sich auf das Wochenende, an dem der Formel 1-Zirkus an der noblen Côte d’Azur gastiert. Dort, wo die Fans hautnah an der Strecke dabei sind und das Tempo der Boliden fast spüren. Auf die 3337 Meter lange Strecke, gespickt mit Kurven und Schlüsselstellen, die klangvolle Namen tragen wie Sainte Dévote (benannt nach der Schutzheiligen von Monaco, einer Märtyrerin), Beau Rivage («schönes Ufer»), Casino (wo schon unzählige Millionen verzockt wurden), Hafenschikane, Tunnel oder auch das Schwimmbad, das an heissen Rennsonntagen ebenso wie das azurblaue Meer zum Traum von einer Erfrischung einlädt.
Träumen – und zwar vom Sieg – das tun jedes Jahr auch die Piloten, die in den Strassenschluchten Präzisionsarbeit leisten müssen, um nicht in den Leitplanken zu landen. Am meisten triumphierte im Fürstentum bislang der legendäre Ayrton Senna (sechs Siege), von den aktuellen Piloten haben den GP von Monaco schon gewonnen: Lewis Hamilton (dreimal), Fernando Alonso und Vorjahressieger Max Verstappen (je zweimal) sowie Daniel Ricciardo und Sergio Perez je einmal.
Leclerc auf seinem Schulweg
Zahlreiche Fahrer, die aus steuertechnischen Gründen ihren Wohnsitz in Monaco haben, bekamen die prestigeträchtige Siegertrophäe schon vom Fürsten überreicht. Aber noch nie seit der Formel 1-Premiere 1950 ein einheimischer Fahrer, auch nicht Ferrari-Pilot Charles Leclerc, der sein ganzes Leben in der kleinen, aber mondänen 38’000-Stadt mit geschätzten mehr als 12'000 Millionären wohnt. Er sagt: «Monaco ist für jeden Fahrer besonders. Und natürlich möchte ich in Monaco gewinnen.» Das Rennen finde auf denselben Strassen statt, auf denen er als Kind im Schulbus gefahren sei. «Und jetzt sitze ich hier im Formel 1-Auto, und das macht es ganz besonders für mich.»
Zweimal raste Leclerc in der Qualifikation schon auf die Pole-Position (2021 und 2022), doch auf dem Podest stand er im Rennen noch nicht. 2021 konnte er wegen technischer Probleme nicht starten, im Jahr darauf verpasste er nach einem Boxenstopp-Fehler seiner Crew den möglichen Sieg und 2023 landete er auf dem sechsten Platz. «Er hat mit der Strecke noch eine Rechnung offen. Wir wollen ihm helfen, dass das endet», sagt nun Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur.
Zwölf Sauber-Nuller
Auf ein Ende einer schwarzen Serie hofft auch das Hinwiler Sauber-Team. Zwölf Nuller in Serie gab es zuletzt, doch bekanntlich stirbt auch in der Königsklasse des Rennsportes die Hoffnung zuletzt. Klar ist, dass Valtteri Bottas und Gunyu Zhou über sich hinauswachsen müssen, um es in die Top Ten zu schaffen. Und das bereits im Qualifying. Denn nirgendwo sonst sind die schnellen Runden in der Qualifikation am Samstag und damit verbunden eine gute Startposition so wichtig wie im Fürstentum, wo das Überholen meistens fast unmöglich ist. Dies wird auch durch die Statistik unterstrichen. Wie Ferrari in einer Pressemitteilung kommunizierte, gab es bei den vergangenen sechs GP von Monaco total nur 30 Überholmanöver – und im Rennen vor fünf Jahren sei gerade zweimal überholt worden.
Wer auch immer am Sonntag triumphiert, er schreibt Geschichte. Denn der Stellenwert des Rennens an der Côte d’Azur ist unter den Fahrern gewaltig. «Es tut mir wirklich leid für die anderen Strecken, aber ich glaube, nichts schlägt Monaco und das wird auch in Zukunft nicht passieren», erklärt etwa Carlos Sainz. Ähnlich sieht es Lewis Hamilton: «Monaco ist einfach Monaco, da hat sich nicht viel geändert. Ich erinnere mich, wie ich es als Kind im TV geschaut habe, davon träumend durch diesen Tunnel zu rasen, so wie Ayrton Senna. Und es ist sehr surreal, dass wir das heute tun, dass ich einer von den 20 bin, die das dürfen.» Monaco werde immer herausstechen und wahrscheinlich auch immer über diesen anderen Spektakeln wie Las Vegas oder Miami stehen, so Hamilton. «Es wird immer dastehen, mit den Silverstones und Monzas, einfach weil das die Kronjuwelen unseres Sports sind.»