Nach einem schweren Start beim VfB Stuttgart nach seinem Sommer-Wechsel von Werder Bremen wird Nick Woltemade im Ländle immer wichtiger. In Abwesenheit von Deniz Undav & Co. entwickelt sich der 22-Jährige zum Unterschiedsspieler und bekommt nicht nur vom Coach ein Sonderlob.
Man kann nicht behaupten, dass die Karriere von Nick Woltemade bisher konstant bergauf ging. Sein Bundesligadebüt feierte der Mittelstürmer, der wahlweise auch im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze agieren kann, bereits im Alter von 17 Jahren für seinen Heimatklub Werder Bremen. Bei der 1:2-Niederlage beim FC Augsburg im Februar 2020 stand er überraschend in der Startformation.
39 Spiele für ein Tor
Doch der Durchbruch liess auf sich warten, die Spielzeit 2022/23 verbrachte er komplett bei der Zweitvertretung der Hanseaten. In der 3. Liga konnte er aber mit zehn Toren und neun Vorlagen Eigenwerbung betreiben und war vergangene Saison dann fester Bestandteil des Bundesliga-Kaders. Auf sein erstes Tor in der höchsten deutschen Spielklasse musste er aber lange warten. Am 32. Spieltag schnürte er gegen Borussia Mönchengladbach beim 2:2 einen Doppelpack und sicherte den Norddeutschen ein Remis.
Sein ablösefreier Wechsel zum VfB Stuttgart war zu diesem Zeitpunkt bereits fix. Die Schwaben störte nicht, dass der gebürtige Bremer 39 Partien benötigte, um als Offensivspieler erstmals zu jubeln. Vielmehr sahen Sebastian Hoeness & Co. einen bulligen Angreifer mit feiner Technik, der noch Entwicklungspotenzial hat.
Nicht für Champions League gemeldet
Doch auch beim Vizemeister lief es für Woltemade nicht nach Plan. Zu Saisonbeginn wurde ihm mitgeteilt, dass er nicht für die Champions League gemeldet wird. Auch in der Bundesliga kam er an den ersten zehn Spieltagen nur auf 60 Minuten Einsatzzeit.
Doch Woltemade liess sich nicht hängen: "Jeder möchte natürlich so viel spielen wie möglich. Ich bin aber zum Vizemeister mit einem sehr guten Kader gewechselt. Dass ich mich als junger Spieler zunächst hinten anstellen muss, war mir klar", sagte er im Gespräch mit der Bild. Und weiter: "Mit mir wurde von Anfang an viel kommuniziert und an die Hand gegeben, was ich besser machen kann, um auf mehr Spielzeit zu kommen. Ich bin sehr glücklich beim VfB."
Dies gilt aktuell mehr denn je, denn durch die Ausfälle von Deniz Undav und El Bilal Toure war Woltemade plötzlich gefragt - und lieferte ab. In seinen letzten drei Pflichtspielen kommt der Stürmer auf beachtliche vier Tore und zwei Assists. Bei den Siegen gegen Union Berlin und beim 1. FC Heidenheim war er jeweils Matchwinner. Kapitän Atakan Karazor lobte die "brutale Physis und Präsenz" des Youngsters und ergänzte: "So brauchen wir Nick".
Hamann outet sich als Fan
Didi Hamann schwärmt schon länger von Woltemades Fähigkeiten: "Er hat eine herausragende Technik und ist 1,98 Meter gross. Als Stürmer ist ein grosser Teil des Spiels, den Ball abzudecken und die Mitspieler ins Spiel zu bringen. Du musst den Hintern rausstrecken und den Ball soweit wie möglich vom Körper weghalten, damit der Gegenspieler nicht hinkommt", so der Sky Experte: "Und das kann er mit seinen langen Beinen, was bedeutet, dass es fast unmöglich ist, ihm den Ball zu klauen." Hamanns Fazit: "Toller Spieler, bin grosser Fan!".
Auch sein Trainer ist begeistert und vergab nach dem Sieg in Heidenheim ein Sonderlob: "Ganz klar Man of the match, er war an allen drei Toren beteiligt. Auch sonst hat er viele Situationen gehabt, die uns geholfen haben. Er hat auch mal Druck rausgenommen, wenn er Bälle festmacht oder gefoult wurde. Das tut uns - insbesondere in so einem Spiel - gut", so Hoeness.
Sonderlob von Hoeness
Der VfB-Coach weiter: "Nick ist in einer sehr guten Form, hat eine Topquote und war heute für uns der Spielentscheider. Das freut mich für ihn, weil er einfach ein Junge ist, mit dem es Spass macht zusammenzuarbeiten, weil er offen und lernwillig ist, Charakter hat, auch Dinge einfordert und eine Meinung hat zu den Dingen. Das ist eine gute Basis für Entwicklung. Und er hat genau das jetzt gezeigt und ist voll dabei."
Es scheint also, dass Woltemades Karriere endlich an dem Punkt angekommen ist, wo es konstant bergauf geht...