"Mit einem Etappensieg wäre ich super zufrieden"
Der grosse Star der Tour de Romandie ist Remco Evenepoel. Vor dem Start am Dienstag spricht der Doppel-Olympiasieger über seine Ambitionen. Er will das Rennen Tag für Tag nehmen.
Remco Evenepoel ist das Aushängeschild der Tour de Romandie 2025, und als solches bereits vor dem Start ein gefragter Mann. Allzu hohe Erwartungen wehrt der Belgier vor dem Prolog am Dienstag in St-Imier allerdings ab. Aus verständlichen Gründen: Er ist erst gerade am Anfang seines Comebacks.
Für Evenepoel geht es deshalb in den kommenden sechs Tagen in erster Linie darum, seine Form zu finden. "Ich wäre mit einem Etappensieg und vor allem mit einer Woche ohne einen schwachen Tag sehr zufrieden", erklärte der Doppel-Olympiasieger von Paris am Montag bei einer Pressekonferenz im Berner Jura.
Am Tag nach seinem Einbruch beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich testete der Fahrer von Soudal Quick-Step sein Zeitfahr-Rad, das er beim Prolog und beim abschliessenden Zeitfahren in Genf einsetzen wird. "Der Sonntag wird der wichtigste Tag sein, um meine Schulter zu testen und das richtige Gefühl zu finden", fügte der 25-jährige Belgier hinzu. Er hatte mehrere Brüche erlitten, als er im Dezember während eines Trainings gegen die Tür eines Postfahrzeugs geprallt war.
Der Weltmeister im Zeitfahren, der bei seiner Rückkehr in den Wettkampf am 18. April mit dem Pfeil von Brabant gleich sein erstes Rennen gewann, bestritt anschliessend die drei Ardennenklassiker, ehe er nun bei dieser 78. Tour de Romandie sein erstes Mehretappenrennen in Angriff nimmt.
"Üblicherweise fahre ich solche Rennen mit grossen Ambitionen", betont der Dritte der letztjährigen Tour de France. "Aber hier wird es etwas anders sein. Ich setze mich diese Woche nicht zu sehr unter Druck. Ich möchte auf den wichtigen Etappen gut abschneiden, aber ich bin vor allem hier, um einen Renntag nach dem anderen zu absolvieren", erklärt Evenepoel, dessen Hauptziel in dieser Saison die Frankreich-Rundfahrt bleibt.
Er weiss, dass er gegen den Dominatoren Tadej Pogacar nur in absoluter Topform eine Chance hat, doch die Flinte ins Korn zu werfen liegt ihm fern. "Ich fahre immer für den Sieg. Ich gebe lieber alles und explodiere wie bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, als im Leerlauf zu fahren, um einen vierten Platz zu holen", macht er klar.
Der Kraftakt beim ersten Ardennenklassiker wurde zwar nicht mit einem Sieg gekrönt - der Däne Matthias Skjelmose gewann schliesslich im Sprint vor Pogacar und Evenepoel -, aber er gab dem Belgier, der nach seinem schweren Unfall sogar an ein mögliches Karrierenende gedacht hatte, neues Selbstvertrauen. "Es hat meine Moral wirklich gestärkt, zu sehen, dass ich mit ihm mithalten kann", sagt er über das Amstel Gold Race.
"Ich habe oft das Gefühl, dass das Peloton anhält, wenn Pogacar zum Angriff übergeht. Am Sonntag haben mich viele Fahrer angeschaut, damit ich die Arbeit mache", erklärt Evenepoel. "Es ist ein bisschen schade, dass einige mit dieser Mentalität fahren."