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McLaren nach Seuchenjahren zurück an der Spitze

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Mit dem Gewinn der Konstrukteurs-WM kehrt McLaren zurück an die Spitze der Formel 1. Nach schwierigen Jahren gelingt dem englischen Traditionsrennstall mit einem jungen Fahrerduo die Renaissance.

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Lando Norris und McLarens CEO Zak Brown mit den Siegertrophäen © KEYSTONE/EPA/ALI HAIDER

Heulend vor Glück, Freude und Stolz fällt Lando Norris nach seinem Sieg im Grand Prix von Abu Dhabi in die Arme seiner Crew. Die Stimmung im Lager von McLaren ist ausgelassen. Die grosse Papaya-Party kann endlich beginnen, nachdem Norris nach dem frühen unverschuldeten Rückfall seines Teamkollegen Oscar Piastri die Kohle alleine aus dem Feuer geholt und Ferrari zur Machtlosigkeit degradiert hat.

Bei der Scuderia hatten sie für die letzten 58 Runden der Saison 2024 auf ein Wunder gehofft, um in der Teamwertung die 21 Punkte Rückstand auf McLaren noch wettzumachen. Die Plätze 2 und 3 durch Carlos Sainz und Charles Leclerc waren letztlich zu wenig, damit sich Ferrari erstmals seit 2008 über einen WM-Titel freuen konnte. Derweil zog McLaren mit dem neunten Titel in der Team-WM in der ewigen Bestenliste als Nummer 2 hinter Ferrari (16) mit dem britischen Rennstall Williams gleich.

Mit dem Triumph in der Konstrukteurs-WM ging für McLaren eine schier endlose Durststrecke zu Ende. Der britische Rennstall sammelte zuletzt im Jahr 2007 die meisten Punkte in einer Formel-1-Saison. Doch gefeiert wurde das nicht, ganz im Gegenteil. Der Grund war die "Spionage-Affäre". McLaren war ein unerlaubter Transfer umfangreicher Daten aus dem Hause Ferrari zum Verhängnis geworden. Das zog eine drakonische Strafe nach sich: 100 Millionen Dollar Busse und der Entzug aller Punkte in der Konstrukteurs-Wertung. Ferrari erbte den WM-Titel.

Tatsächlich gewann McLaren seit 1998 die Team-Wertung nicht mehr. Die Fahrer hiessen damals Mika Häkkinen und David Coulthard. Die erfolgreichste Epoche erlebte der Traditionsrennstall von Mitte der Achtzigerjahre bis zur Jahrtausendwende. Aus dieser Zeit stammen neun der bisher zwölf WM-Titel bei den Fahrern und sieben von nunmehr neun WM-Titel bei den Teams.

Lewis Hamilton war 2008 der letzte Fahrer, der in einem McLaren Weltmeister wurde. Während das für den heute siebenmaligen Champion erst der Anfang war, setzte bei der Equipe aus Woking in der englischen Grafschaft Surrey der schleichende Abstieg in der Hierarchie der Formel 1 ein. Es folgte der mit Abstand längste sieglose Abschnitt in der mittlerweile 60-jährigen Geschichte des Teams.

Die Corona-Pandemie stellte McLaren 2020 vor existenzielle finanzielle Probleme. Die sportliche Talfahrt war jedoch überwunden. 2021 wurde mit dem Australier Daniel Ricciardo im Grand Prix von Italien erstmals seit neun Jahren wieder ein Fahrer in einem McLaren als Erster abgewinkt.

Seither arbeitete sich das Team unter der Leitung von Geschäftsführer Zak Brown und Teamchef Andrea Stella Schritt für Schritt nach vorne. Die Ingenieure verstanden es, die orangefarbenen Autos wieder auf Vordermann zu bringen. Die Ausbeute mit neun Podestplätzen (ohne Sieg) aus dem letzten Jahr wurde in dieser Saison mit 21 Top-3-Platzierungen nochmals deutlich gesteigert.

Mit Lando Norris und Oscar Piastri setzt McLaren auf ein junges Fahrerduo. Der 25-jährige Engländer und der noch zwei Jahre jüngere Australier haben in dieser Saison je drei Grands Prix gewonnen - ihre jeweils ersten in der Königsklasse. Einzig Titelverteidiger Max Verstappen (9 Saisonsiege) war ausser Reichweite und verhinderte den ersten Fahrer-Titel für McLaren seit 16 Jahren.

Der Sieg in der Teamwertung ist so etwas wie die vorläufige Krönung vom Aufstieg aus den Niederungen der Ranglisten. Doch McLaren will mehr. Kann das Team das hohe Niveau der zweiten Saisonhälfte 2025 über das ganze Jahr halten, dürfte es für Verstappen und Red Bull kein Leichtes sein, noch einen fünften WM-Titel in der Fahrerwertung anzuhängen.

Dass es in diesem Jahr gleich sieben Fahrern aus vier unterschiedlichen Teams gelungen ist, mindestens zwei Grands Prix zu gewinnen ist nicht nur historisch. Es zeigt auch, dass die Spannung in der Formel 1 nach vielen Jahren der Eintönigkeit zurückgekehrt ist. 2025 könnte es im gleichen Stil weitergehen. In 98 Tagen fällt in Melbourne der Startschuss zur nächsten Saison.

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