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Machen die Nati-Tests Sinn? Zwei Meinungen!

Am Freitag in Belfast, am Dienstag in St. Gallen: Mit zwei Freundschaftsspielen gegen Gegner aus der europäischen Fussball-Unterschicht beendet die Schweizer Nati ihren ersten Zusammenzug des Jahres. Machen solche Spiele Sinn? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind unterschiedlicher Meinung.

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Murat Yakin nutzt die Tage in Portugal, um seine Ideen weiterzugeben. © KEYSTONE/Anthony Anex

Andy Maschek sagt: Ja

Die Fussballsaison geht in die heisse Phase. In den europäischen Top-Ligen fallen in den nächsten Wochen die Entscheidungen im Titelkampf. Auch in der Champions League steht die Crunchtime an. Selbstverständlich haben da die besten Kicker ihren Fokus auf ihrem Klub. Es ist ihre Pflicht, zumal sie von ihren Arbeitgebern fürstlich entlöhnt werden. Da ist es unvermeidlich, solche Länderspiele und Zusammenzüge auf den ersten Blick als unnötig zu bezeichnen. Vor allem auch, wenn mit Captain Granit Xhaka der Spiritus Rector der Mannschaft fehlt. Und doch machen diese Spiele für mich Sinn.

Murat Yakin hat Gelegenheit, in nicht allzu ernsten Ernstkämpfen neue Spieler zu testen oder zuletzt übergangenen Akteuren eine neue Chance zu geben, Cédric Zesiger oder Djibril Sow etwa. In Abwesenheit der Alphatiere Granit Xhaka und Manuel Akanji müssen andere Spieler Verantwortung übernehmen und ihre Führungsqualitäten beweisen. Und dies auf und neben dem Platz. Auch der teilweise neu zusammengesetzte Staff bekommt so die Gelegenheit, erste Duftmarken zu setzen.

Eine willkommene Luftveränderung ist die Nati ganz sicher auch für Spieler, die bei ihren Arbeitgebern aktuell einen schweren Stand haben. So wie Fabian Rieder, der nach einem wunderbaren EM-Sommer mittlerweile in Stuttgart in die brutale Realität zurückgeholt wurde und für die Zukunft wohl erneut einen neuen Klub braucht. Oder Breel Embolo, der für die AS Monaco in diesem Jahr erst ein Tor erzielt hat und dessen Tage an der Côte d’Azur trotz Vertrags bis 2026 gezählt sein könnten. Auch für Goalie Gregor Kobel könnten diese Tage mit der Nati mentale Wellness sein, nachdem Borussia Dortmund in der Krise steckt und Kobel selbst seine Stärken und seine Ausstrahlung abhanden gekommen sind.

Deshalb ist für mich klar: Diese Tage mit der Nati sind keine Verschwendung, sondern für einen Grossteil der Spieler sowie für Coach Murat Yakin eine Bereicherung. In den gemeinsamen Trainings kann an der Basis für die Zukunft gearbeitet werden. In einem Interview mit CH Media hatte Nationalcoach Yakin kürzlich auf die Frage, ob er sich wegen der fehlenden Spielpraxis und internationalen Erfahrung von Nati-Kandidaten Sorgen mache, so geantwortet: «Wir haben nicht mehr die gleiche Breite im Kader. Es wird in Zukunft nicht einfacher.» Nur schon deshalb sind solche Zusammenzüge, auch mit Testspielen gegen wenig attraktive Gegner wie Nordirland und Luxemburg, wichtig – und gleichzeitig ist zu hoffen, dass auch das Resultat stimmt.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Zugegeben, die Aufgabe war auch schon einfacher. Aufgrund der in sechs Gruppen beginnenden Qualifikationsphase zur WM 2026 sowie dem Abschluss der UEFA Nations League ist gefühlt ganz Fussball-Europa dieser Tage in Ernstkämpfen engagiert. Eine Ausgangslage, die die Suche nach passen Testspielgegnern von vorneherein zur Herausforderung machte. Geworden sind es schlussendlich Nordirland (away) und Luxemburg (home), zwei Gegner, die in Kombination mit der aktuellen Schweizer Trainingsbasis in Faro (POR) zumindest ein abwechslungsreiches Reiseprogramm garantieren. Aber fussballerisch? Machen diese Freundschaftsspiele wenig Sinn.

Wobei ich sogleich ergänze: Von der sportlichen Wertigkeit her, machen Nati-Freundschaftsspiele in den seltensten Fällen Sinn. Denn wo es um nichts geht, kann auch nichts gewonnen werden. Weder Momentum, welches die Schweiz durchaus gebrauchen könnte, noch nachhaltige Erkenntnisse über die Wettkampfhärte oder den Team-Fit von Mittelfeldalternative A oder Ersatzstürmer B. Weil – ganz anders als in einem Ernstkampf wie der bevorstehenden WM-Quali – am Ende der Druck und somit der Reiz fehlen. Quasi wie im Elfmeterschiessen im Training.

Noch weniger aussagkräftig wird das Ganze wenn, wie im Fall der Schweiz, die zwei wichtigsten Feldspieler und Teamleader nicht mit von der Partie sind. Kommt hinzu: Zum aktuellen Zeitpunkt der Saison, kurz vor den entscheidenden Wochen in wirklich jedem Wettbewerb, sind einige Spieler vielleicht ganz froh, noch einmal kurz aus dem Kluballtag auszubrechen. Lust auf eine Verletzung in einem schlussendlich unbedeutenden Freundschaftsspiel haben sie jedoch mit Sicherheit nicht.

Warum also nicht einfach nur ein Trainingscamp organisieren, an einem angenehmen Ort wie der Algarve, und dort während knapp einer Woche im Training neue Spieler integrieren, taktische Detailarbeit betreiben und den Teamspirit fördern? Klar, für die kommerzielle Abteilung des Verbandes, dessen Sponsoren und TV-Partner ist das nicht wirklich eine Option, für mich klingt sie aber deutlich besser, als zwei Testspiele gegen Nordirland und Luxemburg zu bestreiten und dafür zusätzlich durch halb Europa zu fliegen.

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