Loïc Meillard und Camille Rast: Sorgen sie für die Krönung?
Heute wird der alpine Weltcup-Winter mit den Slaloms der Frauen und Männer in Sun Valley beendet. Schnappt sich die Schweiz nach einer sensationellen Saison auch noch die beiden letzten Kristallkugeln?
Es ist schlicht brillant, was die Schweizerinnen und Schweizer in dieser Saison in den Schnee gezaubert haben. 36 Weltcuprennen haben bei den Männern in diesem Winter bislang stattgefunden, 17 Mal kam der Sieger aus der Schweiz. Achtmal triumphierte Marco Odermatt, je dreimal Loïc Meillard und Franjo von Allmen sowie zusätzlich Justin Murisier, Thomas Tumler und Alexis Monney. Insgesamt sorgten die Schweizer für 44 Podestplätze. Gigantisch!
Bei den Frauen eroberten die Schweizerinnen dank Lara Gut-Behrami (3) und Camille Rast (2) immerhin fünf Siege, dazu kamen 20 Podestplätze. Zur besten Nation reichte es Gut-Behrami, Rast, Holdener und Co. allerdings nicht, ein Rennen vor Schluss beträgt der Rückstand auf die Italienerinnen 232 Punkte. Entscheidend dafür ist Federica Brignone, die Skikönigin dieses Winters, die gleich zehn Siege feierte.
Vier Kugeln für Odermatt
Die Dominanz der Schweizer und der Italienerinnen widerspiegelt sich auch bei den Kristallkugeln, die an die Besten des Winters verteilt werden. Odermatt und Brignone gewannen die Gesamtwertung, der Schweizer triumphierte zusätzlich in der Abfahrt, im Super-G und im Riesenslalom und die Italienerin gewann die Disziplinenkugeln in der Abfahrt und im Riesenslalom, während Lara Gut-Behrami den Super-G für sich entschied.
Heute werden nun noch die Besten des Winters im Slalom gekürt – und auch da mischt die Schweiz mit. Bei den Frauen liegt Camille Rast vor dem finalen Slalom 41 Punkte hinter der Kroatin Zrinka Ljutic, zumindest theoretische Chancen haben auch noch Katharina Liensberger (51 Punkte Rückstand) und Wendy Holdener (96). Bei den Männern geht der Norweger Henrik Kristoffersen von der Pole-Position in den Kugelkampf. Er hat einen Vorsprung von 47 Punkten auf Loïc Meillard und 86 auf den Franzosen Clément Noël.
Meillard in Traumform
Loïc Meillard ist aktuell alles zuzutrauen. Der Westschweizer befindet sich in der Form seines Lebens, hat nicht nur den WM-Slalom gewonnen, sondern zuletzt auch den Slalom in Hafjell und die Riesenslaloms in Hafjell und Sun Valley. Dies alles mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Nervenstärke – was für grossen Druck bei Leader Kristoffersen sorgt, der mindestens Fünfter werden muss, um die Kugel definitiv mit nach Hause nehmen zu können. «Ich werde Gas geben und mein Bestes geben», sagt nun Meillard. «Es wird ein Kampf. Wir beide werden 120 Prozent motiviert am Start stehen.»
Einige Fragezeichen bestehen dagegen bei Camille Rast. Seit ihrem üblen Sturz beim Slalom in Sestriere, bei dem sie im ersten Lauf nach starker Fahrt am drittletzten Tor einfädelte, kämpft die Unterwalliserin mit Hüftproblemen. Sie quälte sich zwar noch durch die Rennen in Are, musste sich aber einem chirurgischen Eingriff unterziehen, um angesammelte Flüssigkeit abzulassen, und mit dem Training aussetzen.
Schmerzen, aber weniger Druck?
«Ich bin immer noch nicht bei 100 Prozent, aber es geht mir schon besser als noch in Are. Damals dachte ich noch, dass ich dann zwei Wochen später für das Weltcupfinale wieder topfit sein werde, was leider nicht der Fall ist.» Sie verspüre zwar Schmerzen, hoffe aber, dass während des Rennens das Adrenalin hilft. Aber ich bin sicherlich nicht auf dem gleichen Niveau wie vor meinem Sturz in Sestriere.» Die ungünstigen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Weltmeisterin nicht auf den Kugelkampf fixiert ist, was vielleicht die Erwartungen und den Druck etwas dämpft. So sagt Rast: «Falls es klappen sollte, wäre das natürlich mega gut. Falls nicht, wäre es aber auf keinen Fall eine Enttäuschung. Meine Saison war nämlich derart gut. Wenn es passt, dann super und wenn nicht, ist die Saison bereits jetzt unglaublich.»
Aber klar, wenn Loïc Meillard und Camille Rast heute die aus Schweizer Sicht so erfolgreiche Saison krönen würden, hätte ausser den Konkurrentinen und Konkurrenten kaum jemand etwas dagegen.