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Lara Gut-Behrami ist trotz verpasster Medaille zufrieden

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Lara Gut-Behrami wird in ihrem letzten WM-Rennen Fünfte. Trotz der verpassten Medaille im Riesenslalom spricht die Tessinerin von Zufriedenheit und Erleichterung.

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Der Druck des Grossanlasses fällt von den Schultern Gut-Behramis © KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Lara Gut-Behrami, Sie haben heute Ihr letztes WM-Rennen absolviert. Welche Emotionen waren im Spiel?

"Ich habe es heute genossen. Es war wunderschön, dass mein Vater den ersten Lauf stecken konnte. Es hat sich fast so angefühlt, wie in meiner Kindheit. Es war eine unglaubliche Reise. Am Ende bleiben solche Emotionen mehr haften als nur die, wenn man gewinnt. Ich bin dankbar, dass ich das alles erleben durfte."

Am Ende fehlen sechs Hundertstel zu Ihrer zehnten WM-Medaille. Es wäre der perfekte Abschluss Ihrer WM-Geschichte gewesen.

"Die Frage ist, was eine perfekte Geschichte ist. Warum soll es eine perfekte Geschichte sein, wenn man gewinnt? Man kann auch gewinnen und trotzdem nicht zufrieden oder nicht gesund sein. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, aber oben habe ich im zweiten Lauf einen Fehler gemacht und viel Zeit liegen lassen. Sechs Hundertstel schneller zu fahren, wäre sicher machbar gewesen. Klar hätte ich heute gerne eine Medaille geholt. Ich bin aber weit davon entfernt, von einer Enttäuschung zu reden. Im Moment bin ich einfach froh, dass diese Geschichte vorbei ist."

Wie müssen wir das verstehen?

"Ich habe in den letzten zwei Wochen gemerkt, wie schwierig es für uns Athletinnen ist. Wir gehen an den Start und wissen: Es gewinnen nur die ersten drei eine Medaille. Wir geben unser Bestes, ein Leben lang. Als Athletin widmet man das ganze Leben dem Sport. Der Grat, nur von Erfolg oder Enttäuschung zu reden, ist sehr schmal. Wenn es nicht klappt mit einer Medaille, wird immer von Enttäuschung gesprochen. Vieles wird negativ bewertet. Ich habe mich an dieser WM gefragt, ob das wirklich nötig ist."

Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

"Über die Jahre habe ich gelernt, dass es im Skisport um mehr als nur den Sieg geht. Ich würde nie die Karriere einer anderen Sportlerin als enttäuschend bezeichnen, wenn sie nie eine Medaille geholt hat, aber stets mit den Weltbesten mitgefahren ist. Das Wort enttäuschend ist so fehl am Platz."

Was hat es denn in all den Jahren gebraucht, um zu merken, dass es nicht nur die Medaillen und Erfolge sind, die eine Karriere ausmachen?

"Man wird erwachsener, erlebt viel. Manchmal denkt man: Es ist gar nicht so gut gelaufen. Und trotzdem ist nicht immer alles so schwarz und weiss, wie man am Anfang denkt."

2009 nahmen Sie an Ihrer ersten Weltmeisterschaft teil, jene in Saalbach war Ihre neunte WM. Werden Sie melancholisch, wenn Sie das alles nochmals Revue passieren lassen?

"Im Moment bin ich einfach erleichtert, dass es vorbei ist. Jetzt erst merke ich, wie viel Druck auf mir lastete. Stet wurden Medaillen erwartet. Aber viele vergessen: Nichts ist selbstverständlich. Es ist schade, wie viele Athletinnen irgendwann hinschmeissen, weil ihnen ins Gesicht geworfen wird: Du hast wieder einmal enttäuscht. Ich freue mich, dass es nun im Weltcup weitergeht, wo man nur noch gewinnen kann. Der Druck ist weg. Ich will nichts mehr von Enttäuschungen hören."

Waren die Grossanlässe von der Erwartungshaltung und vom Druck her zermürbend?

"Mir wurde einfach immer bewusster, was wichtig ist im Leben. Gesundheit etwa. Am Ende werden in meinem Kopf andere Sachen hängen bleiben als nur die Medaillen. Wer sich Bilder im Sport anschaut, sieht nicht nur Emotionen bei denen, die gewinnen."

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