Langnaus beharrlicher Weg in die Playoffs
Mit der Vergangenheit will sich im Emmental aber derzeit niemand beschäftigen. "Ich hörte, dass sie in Langnau früher jeweils schnell zufrieden waren", erzählt Trainer Thierry Paterlini. "Das Erreichen der Playoffs genügte vielleicht 2011 und 2019. Aber wir wollen jetzt mehr."
Dennoch gehört sich ein Blick in die Vergangenheit, um richtig einschätzen zu können, welch ein Erfolg das Erreichen der Viertelfinalserie gegen Qualifikationssieger Lausanne für die SCL Tigers darstellt. "Wir waren vor vier Jahren ganz unten am Boden, wir waren abgeschlagen Letzter", so Verteidiger Samuel Erni. Nach der Covid-Pandemie agierten die Langnauer vorsichtiger als die Konkurrenz. Jeder Franken wurde zweimal gedreht, bevor die Crew um Präsident Peter Jakob ihn ausgab. Die SCL Tigers taten das, wovon die Konkurrenz sprach. Die Langnauer spielten in der ersten Saison nach Covid mit bloss zwei Ausländern. Sie wären abgestiegen, wenn die Liga nicht während zwei Saisons den Abstieg ausgesetzt hätte.
Beharrlichkeit zeichnete die Langnauer auch in anderen Bereichen aus. Mitten in einer Niederlagenserie und nach einem 0:7 im Derby gegen den SC Bern verlängerten sie im September 2023 den Vertrag mit Trainer Thierry Paterlini. Ein Medium kommentierte, dass diese "Trainerliebe" den SCL in eine tiefe Krise stürzen kann. Keine zwei Jahre später zählt Thierry Paterlini, der Trainer, zu den grössten Übungsleitern in der Chronik des SCL - und wird in einem Atemzug genannt mit Jean Cusson (Trainer beim einzigen Meistertitel von 1976), John Fust (schaffte 2011 zum ersten Mal die Playoffs mit Langnau) und Heinz Ehlers (wiederholte das Kunststück 2019).
"Es ist fantastisch", sagt Paterlini. "Schon vor einem Jahr waren wir nahe dran (am Play-In). Wir sagten uns damals: Es hätte auch reichen können - und zwar mit den genau gleichen Leistungen. Diese Saison lief es für uns viel besser. Wir haben immer wieder im richtigen Moment die richtigen Spiele gewonnen. Ich bin stolz auf das Team, das immer wieder Wege fand - auch in Momenten, in denen es uns weniger gut lief."
Der 49-jährige Zürcher Paterlini kriegt von seinen Spielern den Löwenanteil am Aufstieg der Tigers zugesprochen. Seit drei Jahren wirken Paterlini und Sportchef Pascal Müller in Langnau. "Mit Thierry (Paterlini) und Päscu (Müller) wurde klar, dass der Klub eine Vorwärtsstrategie fahren will", erzählt Pascal Berger. "Wir orientierten uns kontinuierlich nach vorne. Und auch die Infrastruktur (dank des Herzensprojekt "Zweites Eisfeld" von Präsident Jakob) wurde immer besser."
Natürlich sind sie in Langnau mit der Saison schon jetzt hochzufrieden. Aber auch die Langnauer Spieler wollen mittlerweile mehr. Samuel Erni: "Bei den Spitzenteams sagen sich die Spieler: Jetzt geht es erst richtig los! Wir sagen das auch. Wir sind noch nicht zufrieden und noch nicht am Ziel. Wir haben noch mehr vor."
Eine Kampfansage macht Julian Schmutz: "Gegen Kloten haben wir in der Qualifikation nie gewonnen, alle vier Spiele verloren. Im Play-In haben wir sie aber geschlagen. Gegen Lausanne haben wir in der Qualifikation auch alle Spiele verloren. Das ist doch ein gutes Omen..."
Die grösste offene Frage rankt sich derzeit um Goalie Stéphane Charlin, den wertvollsten Spieler (MVP) der Regular Season. Am 2. Februar verletzte sich Charlin in Lugano am Knie. Zwei Monate lang falle Charlin aus, kommunizierten die SCL Tigers. Seither sind erst ein (kurzer) Monat und eine Woche vergangen. Dennoch scheint ein Comeback des Goalies möglich. Wer sah, wie Charlin im letzten Heimspiel in Langnau die steile Treppe zur Medientribüne hoch rannte, der kann sich nicht vorstellen, dass Charlin noch lange nur zusehen mag. Für den 24-Jährigen, der im Sommer zurück zu Servette (oder nach Nordamerika) wechselt, ist klar: Er will nochmals für die Tigers spielen. Charlin weilte im Februar für zwei Wochen im Tessin, wo er von Emanuele Sarcinella behandelt wurde. Sarcinella sorgte vor zwei Jahren dafür, dass Damien Brunner dank einer "Wunderheilung" mit Biel noch den Playoff-Final gegen Servette bestreiten konnte.
Und wenn es für Charlin doch nicht mehr reicht, erachtet das im Emmental niemand mehr als ein Problem. Luca Boltshauser schaffte im Play-In gegen Kloten eine Fangquote von gut 96 Prozent. Wenn der Goalie derartige Leistungen abliefert, dann kann Langnau jeden Gegner schlagen - selbst den Qualifikationssieger.