Kwadwo Duah: Spätberufener, Lückenbüsser - und Mann der Stunde?
Kwadwo Duah fährt mit der Schweiz an die EM in Deutschland. Noch vor neun Monaten wäre man für diese Prognose womöglich ausgelacht worden. Mittlerweile schmunzelt nur noch der in London geborene Berner. Sorgt der Mittelstürmer bald im ganzen Land für Freude?
52 Tore in vier Jahren
Eigentlich ist es logisch. Dass Kwadwo Duah ab Samstag mit der Schweiz die EM-Endrunde in Deutschland bestreitet, beruht in erster Linie auf einer einfachen Tatsache: Kaum ein anderer Schweizer Angreifer trifft das Tor so regelmässig wie der Legionär von Ludogorets Razgrad. Satte 52 Mal netzte Duah in den vergangenen vier Spielzeiten für St. Gallen, Nürnberg und seinen aktuellen Arbeitgeber ein, obwohl er alleine in der abgelaufenen Saison 14 Spiele mit einer Verletzung verpasste. Insgesamt traf der ghanaisch-schweizerische Doppelbürger in jedem dritten Spiel und lieferte zudem 17 Assists. Werte, die ihn im Kreis der aktuellen Nationalmannschaft zum Topscorer machen, auch wenn dieser Quervergleich natürlich ein wenig hinkt. Aber Duah kann für das Spiel der Nati nicht nur deshalb wertvoll sein, weil er das Tor regelmässig trifft.
Speed, Athletik, Wucht
Denn der Mann, von dem zu seinen Super-League-Zeiten gesagt wurde, er sei der athletischste Stürmer der Liga, bringt jene Körperlichkeit in die Nati, die insbesondere bei einem Ausfall von Breel Embolo schmerzlichst vermisst wird. Duah ist schnell, hat Wucht und mittlerweile auch gelernt, Bälle zu verarbeiten und im Sturm festzumachen. Zudem geht er gerne in den Abschluss und sucht den direkten Weg zum Tor – auch wenn ihm dabei ab und zu die Effizienz abgeht. Aber: Der 1,85 Meter grosse Angreifer kommt regelmässig in aussichtsreiche Abschlusspositionen, ein Aspekt, der für einen klassischen Mittelstürmer unabdingbar ist. Insbesondere, wenn ein Team wie die Schweiz mit Vargas, Ndoye oder Shaqiri über Spieler verfügt, die ihre Stärken gerne über die Flügel ausspielen.
Ein Gewinner der Vorbereitung
Gewiss: In der Super League, in der 2. Bundesliga oder in der bulgarischen efbet Liga zu reüssieren, ist etwas anderes, als sich auf höchstem internationalen Niveau zu behaupten. Diesem fussballerischen Lackmustest muss sich Duah erst noch unterziehen und es ist nicht gesichert, dass der mit 27 Jahren Spätberufene in Deutschland eine Chance erhalten wird, um sich zu profilieren. Dass Trainer Murat Yakin den ehemaligen YB-Junior jedoch zu den Gewinnern der Vorbereitung zählt und die Tatsache, dass die Schweiz zumindest aktuell nicht über einen Stürmer verfügt, der «heiss» ist, lässt durchaus die Vermutung zu, dass Duah in der kommenden Woche seine Chance ehrhalten wird. Möglicherweise bereits am Samstag gegen Ungarn, spätestens im Duell mit den Schotten am Mittwoch, wenn die Schweiz wird Tore erzielen müssen.