Klein, aber bei den Grossen angekommen
Mischa Ramel ist einer der Gründe, warum der EHC Kloten eines der Überraschungsteams dieser Saison ist. Als Lohn gehört der 21-jährige 1,68 m kleine Stürmer erstmals zum Nationalteam.
Mit seiner Körpergrösse ist sich Mischa Ramel im Hockey-Business Widerstände gewohnt. Zu klein für eine Profikarriere, das hörte der Solothurner in (noch) jüngeren Jahren oft. Diese Zeiten sind vorbei. Nach einer starken Saison mit Kloten debütierte der Stürmer am Freitag in Herisau beim 5:3-Sieg gegen die Slowakei im Nationalteam - mit einem brillanten Assist bei Fabian Ritzmanns erstem Länderspieltor zum 3:2.
Völlig überraschend kam das Aufgebot für diese erste Phase der WM-Vorbereitung, wenn die Spieler der Playoff-Halbfinalisten und aus Übersee noch fehlen, keineswegs - und dies nicht, weil diese in der Flughafenstadt stattfindet. Ramel war ein wesentlicher Faktor, dass Kloten erstmals seit neun Jahren wieder die Playoffs erreichte. Hinter den Finnen Miro Aaltonen und Niko Ojamäki war der 21-jährige Center mit elf Goals drittbester Torschütze der Klotener.
Wo andere mit physischen Attributen brillieren, wirbelt Ramel mit viel Tempo und Wendigkeit über das Eis. Damit überzeugte er auch Nationalcoach Patrick Fischer, der nach den beiden Siegen gegen die Slowakei explizit die jungen und neuen Spieler lobte. "Das Team hat es mir recht einfach gemacht, ins Spiel zu kommen", stellte Ramel nach seinem Debüt fest. "Zu Beginn war ich recht nervös. Das Aufgebot für die A-Nationalmannschaft war ein Kindheitstraum." Er habe mit dem Anruf von Fischer nicht gerechnet, die anderen Spieler seien aber sehr nett gewesen und gleich auf ihn zugekommen.
Sein Erfolgsgeheimnis: "Ich versuche, mein Spiel recht einfach zu halten. Dann kommt es gut." Ramel hat früh gelernt, sich trotz körperlichen Nachteilen durchzusetzen. In der National League ist er mit seinen 1,68 m zusammen mit Zugs Captain Lino Martschini der kleinste Spieler. Er ist natürlich auch auf das Vertrauen der Trainer angewiesen. In Kloten hat er dieses gefunden.
Bereits in der letzten Saison war der ehemalige Junior des EHC Olten auf gutem Weg (sieben Tore aus 25 Spielen), ehe er sich verletzte. Nun konnte er sein Potenzial ausschöpfen und wurde mit dem ersten Nationalmannschaftsaufgebot belohnt. Ramel lobt seine Trainer in Kloten. "Ich glaube, wenn man das Selbstvertrauen der Coaches bekommt, ist es sehr einfach, ins Spiel zu kommen", findet er. "Das war ein sehr grosser Faktor."
Natürlich hat Ramel noch nicht genug. Er will sich nun für ein WM-Aufgebot aufdrängen. Am Wochenende geht die Vorbereitung mit zwei Spielen in Marseille gegen Frankreich weiter. "Ja, klar, das wäre der grosse Traum", bestätigt er. Wenn es dieses Jahr nicht klappen sollte, wird er weitere Chancen erhalten. Klein ist bei Mischa Ramel nur die Körperstatur, umso grösser dafür der Wille, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Ambitionen.