In seiner Sky Kolumne betont Hamann, dass die Trainerfrage nicht das grösste Problem von Borussia Dortmund sei. Hamann deutet darüber hinaus an, dass BVB-Boss Lars Ricken womöglich bald vor einer schweren Wahl stehen könnte.
TOP 1: Ein Interimstrainer ist für mich die beste und einzige Lösung
Die Trennung von Nuri Sahin kommt aus meiner Sicht vier Spiele zu spät. Den Schritt hätte man schon zur Winterpause machen können oder machen müssen.
Solch ein Negativlauf, wie ihn Dortmund hat, macht auch etwas mit der Mannschaft. Deswegen wäre mir das Risiko zu gross, jetzt einen festen Trainer zu holen. U19-Trainer Mike Tullberg wird nicht bis zum Saisonende dableiben, ein Interimstrainer ist für mich die beste und einzige Lösung.
TOP 2: Mein Favorit wäre Kovac bis zum Saisonende
Ich würde Niko Kovac fragen, ob er es bis zum Saisonende macht, dann abwarten, was in den nächsten Wochen passiert und im Frühjahr eine Entscheidung treffen.
Ich würde gerne Kovac beim BVB sehen, weil ich glaube, dass die Mannschaft eine starke Hand braucht. Man hat sie viel zu lange mit einigen Sachen davonkommen lassen. Es gab grosse Strömungen gegen Edin Terzic, den erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre, der letzte Saison das Champions-League-Finale erreicht hat. Die Spieler brauchen einen Trainer, der durchgreift, der bedingungslos Entscheidungen trifft, und ich glaube, dass Kovac das machen würde.
Aktuell würde ich keinen Trainer fest für die nächsten zweieinhalb oder dreieinhalb Jahre holen. Manchester United sollte dem BVB ein warnendes Beispiel sein. In Manchester ist nicht sicher, ob Ruben Amorim, einer der interessanten Trainer Europas, überhaupt diese Saison übersteht.
Wer auch immer den Trainerposten in Dortmund übernehmen wird, er muss sich zwei, drei Spieler aussuchen und sie stärken. Das hat Sahin nicht gemacht. Er hat vor zwei, drei Wochen gesagt, Julian Brandt sei sein wichtigster Spieler, und hat er ihn in Bologna draussen gelassen. Genau wie Emre Can, der zuletzt Kapitän war. Marcel Sabitzer, der vergangene Saison der herausragende Spieler in der Champions League war, hat zuletzt gar keine Rolle mehr gespielt.
Spieler wie Sabitzer, Can, Nico Schlotterbeck und Serhou Guirassy verfügen über herausragende Qualitäten. Du musst ihnen Verantwortung geben und die anderen müssen ihnen folgen.
TOP 3: Kehl oder Ricken? Dann muss sich Ricken für einen entscheiden
Die Trainerfrage ist allerdings im Moment nicht das grösste Problem des BVB. Es scheint grosse Spannungen zwischen Sebastian Kehl und Sven Mislintat zu geben. Mit beiden geht es wahrscheinlich nicht, dann muss sich Lars Ricken für einen entscheiden.
Die unsägliche Saga bei Kehls Vertragsverlängerung, die sich über acht, neun Monate hinzieht, sieht nach aussen nicht gut aus und ist kein Zeichen von Einheit. Es war immer eine der grossen Stärken von Borussia Dortmund, dass ein Aki Watzke und ein Michael Zorc nach aussen mit einer Stimme gesprochen haben, auch wenn intern kontrovers diskutiert wurde. Das ist seit einiger Zeit beim BVB nicht mehr der Fall.