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Kann sich Patrick Rahmen eine weitere Niederlage leisten? Zwei Meinungen!

Am Sonntag empfängt der FC Basel die Young Boys. Es ist kein Spitzenspiel wie früher, sondern eher der Kampf der taumelnden Titanen. Speziell YB-Trainer Patrick Rahmen steht unter Druck. Kann er sich einen neuerlichen Rückschlag überhaupt leisten? Unsere Redaktoren sind sich uneinig.

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Die Resultate bleiben aus – sind die Tage von Patrick Rahmen als YB-Trainer gezählt? © KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Andy Maschek sagt: Ja

Acht Spiele, sechs Pünktchen, Rang 11 in der Super League, zuletzt eine 0:1-Heimniederlage gegen die biederen Grasshoppers und ein 0:5 in der Champions League auswärts gegen den FC Barcelona. Die bisherige Bilanz von Titelverteidiger YB ist alles andere als meisterlich, Anspruch und Wirklichkeit klaffen meilenweit auseinander. Das Erreichen der Ligaphase in der Champions League dank den Siegen gegen Galatasaray blieb das einsame Highlight in dieser Saison.

Was nun? Bestreitet Trainer Patrick Rahmen am Sonntag gegen Basel sein erstes Playoff-Spiel um seinen Job? Muss er bei einer weiteren Niederlage seinen Platz räumen, damit sich der nächste Coach versuchen kann? Die Gefahr besteht, vor allem auch, weil eine Nati-Pause ansteht, die sich für einen Trainerwechsel geradezu anbietet. Doch ich hoffe nicht, dass die Berner die Nerven verlieren und die Reissleine ziehen.

Ganz klar, die nüchternen Zahlen sprechen gegen Rahmen. Er hat in seinen ersten 95 Tagen und wettbewerbsübergreifend 14 Spielen im Amt im Schnitt nur 1,29 Punkte geholt. Es ist ein äusserst bescheidener Wert, der letztmals vor über elf Jahren unter Bernard Challandes schlechter gewesen war (1,10 Punkte). Nimmt man nur die Meisterschaftsspiele, liegt die Statistik irgendwo zwischen verheerend und vernichtend: 0,75 Punkte pro Spiel, es in etwa gleich schlecht wie in der letzten Saison bei Absteiger Stade-Lausanne-Ouchy.

Argumente für einen Trainerwechsel sind genügend zu finden. Dennoch macht es Sinn, an Patrick Rahmen festzuhalten. Denn Fehler wurden vor allem auch auf anderen Stufen begangen. Das Kader ist definitiv nicht so gut, wie die sportliche Führung dachte, vermeintliche Schlüssel- oder Unterschiedsspieler sind nur Mittelmass – sonst wären sie längst nicht mehr in Bern. Nach den Titeln en masse in den letzten Jahren ist der Appetit längst nicht mehr so gross wie früher, besteht eine gewisse Genügsamkeit. Es wurde verpasst, mit neuen, passenden Spielern die Spannung hochzuhalten. Die Transfers schlagen längst nicht mehr so ein wie in der Vergangenheit, Verluste wie jener von Jean-Pierre Nsame können sportlich und menschlich nicht wettgemacht werden. Es fehlt der Mut, Ausnahmespieler zu holen, wie es einst bei Guillaume Hoarau oder Miralem Sulejmani der Fall war, obwohl die finanziellen Mittel vorhanden wären.

Umso besser wäre es, jetzt wenigstens in der Trainerfrage mutig zu sein, an Rahmen feszuhalten, ihm die Chance zur Korrektur zu geben. Ich bin überzeugt, dass der Basler das schlingernde Berner Schiff mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art zurück in ruhige Gefässer navigieren kann.  

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Gewiss, an Patrick Rahmen alleine wird es nicht liegen, sollte YB am Wochenende die bereits fünfte Niederlage der laufenden Meisterschaft beziehen. Schliesslich wurde der Basler im Sommer nur mit den besten Absichten in die Bundesstadt geholt, sollte dem amtierenden Meister wieder zur Rückkehr zu dynamischem, offensiven und natürlich auch weiterhin erfolgreichen Fussball verhelfen. Dumm nur, dass dies in den ersten acht Saisonspielen nicht einmal im Ansatz gelungen ist.

Denn YB spielt nicht nur schlecht, sondern auch erfolglos. Rang 11 nach zweieinhalb Monaten Super League hätten sich vor Saisonbeginn nicht einmal die grössten Pessimisten vorstellen können. Einziger Lichtblick: Zwei starke CL-Qualifikationsspiele gegen ein überhebliches Galatasaray Istanbul, dass wohl heute noch nicht nachvollziehen kann, wie es gegen ein YB in der aktuellen Verfassung ausscheiden konnte. Doch kaum waren die beiden Highlight-Spiele vorbei, fielen die Berner wieder in den mittlerweile gewohnt uninspirierten Trott zurück.

Woran kann das liegen? Vermutlich zu einem grossem Anteil an der Mannschaft selber, die bereits unter Rahmen-Vorgänger Raphael Wicky meist Beamtenfussball nach bester Prägung zeigte. Doch: Unter dem Walliser gewann man wenigstens noch regelmässig, auch wenn es der Mannschaft bereits da an echten Leaderfiguren mangelte. Nun hat der Kader durch den Rücktritt Fabian Lustenbergers und den Ausfall Loris Benitos noch einmal einen an starken Charakteren verloren, was in Zeiten, in denen es nicht läuft, noch mehr ins Gewicht fällt.

Wer oder was könnte YB also retten? Theoretisch der Trainer, aber ich bezweifle, dass Patrick Rahmen in der aktuellen Situation die grosse Figur sein kann, die Kraft ihres Wesens, den Spielern den Glauben an sich selbst zurückgeben kann. Dafür fehlen dem  Basler das Palmarès und natürlich vor allem die Resultate mit seiner neuen Mannschaft. Rückschläge wie das jüngste 0:1 gegen GC fallen da doppelt ins Gewicht, weil sie aufkommende Hoffnung, neuen Glauben und Vertrauen direkt wieder zerstören. Ein Teufelskreis, aus dem es nur ein Entrinnen gibt: Den Sieg, gefolgt von einem weiteren Erfolgserlebnis. Auch deshalb glaube ich, dass Rahmen am Sonntag in Basel ein positives Ergebnis liefern muss, um Trainer der Young Boys bleiben zu können. Gelingt ihm das nicht, ist er zwar bei weitem nicht das einzige Berner Problem, aber halt auch nicht die Lösung, die YB im Moment akut benötigt.

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