Janis Moser: NHL-Spätzünder auf der Überholspur
Dreimal wurde Janis Jérôme (J.J.) Moser im NHL-Draft übergangen, ehe er 2021 in der 2. Runde doch noch gedraftet wurde – ausgerechnet von den notorischen Tieffliegern aus Arizona. Doch die ursprünglich nur am Rande beachtete Paarung hat es in sich. In ihrer dritten gemeinsamen Saison gehören Moser und die Arizona Coyotes bislang zu den positiven Überraschungen.
Ein Klub von zweifelhafter Reputation
Seit 27 Jahren wird in der Umgebung von Phoenix NHL-Eishockey gespielt, zu mehr als neun Playoff-Teilnahmen hat es in dieser Zeit trotz eines mehrjährigen Engagements von Wayne Gretzky (2001 – 2009) jedoch nicht gereicht. Doch die sportliche Erfolglosigkeit ist nur der offensichtlichste Fleck im Reinheft der einst in Winnipeg beheimateten Franchise, genauso stark drückten in den letzten Jahren die fehlende Fanbasis, eine unbefriedigende Stadionsituation sowie ein extremer Sparkurs auf den Schuh. Nach einem Zwist mit der Stadt Glendale, der Eigentümerin der grössten Arena der Region, bestreiten die Coyotes ihre Heimspiele mittlerweile in der nur 5'000 Plätze fassenden Mullett Arena, was mit zusätzlichen Einbussen verbunden ist. Entsprechend verfügten die Coyotes in den letzten beiden Spielzeiten auch über enorm kostengünstige Teams, deren effektive Gehaltssumme (dank strategischen Kniffen) sogar noch unter der eigentlich erlaubten Mindestlohngrenze – dem «Salary Cap Floor» - zu liegen kam. Kein Wunder blieb der sportliche Erfolg auf der Strecke. Doch für den NHL-Spätzünder Moser waren möglicherweise genau diese Rahmenbedingungen entscheidend. Mangels teurer Alternativen erhielt der 23-jährige in Phoenix rasch die Möglichkeit, sich in der besten Eishockeyliga der Welt zu beweisen.
Viel verloren und noch mehr gelernt
Gewiss, der Einstieg in Mosers NHL-Karriere war kein Zuckerschlecken. Der Seeländer Rookie musste quasi im kalten Wasser schwimmen lernen. 35 Niederlagen – wovon 10 am Stück - in 55 Spielen im ersten, noch einmal 54 in 82 Spielen im zweiten Jahr. Aber diese Erfahrungen formten den ehemaligen Bieler Junior, machten aus einem Fragzeichen, dass erst im vergleichsweise fortgeschrittenen Alter überhaupt auf dem Radar der NHL-Scouts erschien, den Überraschungscoup des Drafts 2021, wie ihn Steven Ellis vom «Daily Faceoff» ein Jahr später beschrieb. Heute überzeugt Moser als kompletter, defensiv enorm zuverlässiger Verteidiger, der sich weniger mit seiner Physis als mit seinen läuferischen Fähigkeiten behauptet und nicht zuletzt deswegen auch im Boxplay zu den Schlüsselfiguren zählt. Bei fünf gegen fünf bildet er zusammen mit Sean Durzi (25) zudem das erste Verteidigungspaar und sorgt in der Paradelinie der Coyotes dafür, dass defensiv nur wenig anbrennt. Der Lohn für seine Arbeit: Erst zweimal in 24 Spielen musste der Schweizer Nationalspieler bislang mit einer negativen Plus-Minus-Bilanz vom Eis und mit einer Bilanz von +11 führt er diese Kategorie teamintern aktuell sogar an.
Ohne Grossverdiener, aber mit überzeugendem Kollektiv
Natürlich ist Janis Moser nicht alleine für den starken Saisonstart der Arizona Coyotes (24 Spiele / 28 Punkte) verantwortlich. Vielmehr überzeugen die Kojoten, deren teuerster Spieler in dieser Saison mit einem «Salary Cap Hit» von USD 7,15 Mio. zu Buche schlägt, mit einem überragenden Kollektiv, was sich auch aus der besagten Plus-Minus-Statistik entnehmen lässt. Nicht weniger als 13 Akteure stehen aktuell mit einer positiven Bilanz da, was umso beeindruckender ist, als dass gleichzeitig kein einziger Spieler unter den Top 30 der NHL-Scorerliste zu finden ist. Dafür haben sich neu verpflichtete Spieler wie der erwähnte Durzi (+10), Center Nick Bjugstad (16 Punkte, +7) oder Center Alex Kerfoot (15 Punkte, +4) hervorragend ins Team integriert und tragen mit ihren Leistungen zur gesteigerten Substanz der Mannschaft bei. Aktuell sind die Coyotes nach fünf Siegen in Folge mit Rang 7 in der Western Conference sogar fast schon zu gut unterwegs, denn der Plan von GM Bill Armstrong (53) und Head Coach André Tourigny (49) sieht vor, in rund drei Jahren über ein Team zu verfügen, dass an der Ligaspitze mitreden kann. Dann soll auch die neue Heimspielstätte der Organisation bezugsbereit sein, auch wenn deren Umrisse aktuell noch nicht einmal am Horizont zu erkennen sind. Dass Janis Moser dann zum Kern jenes Teams gehören wird, dass die Geschichte der Franchise aus Arizona umschreiben soll, scheint aktuell trotz auslaufendem Entry-Level-Vertrag offensichtlich. Es ist davon auszugehen, dass der Berner spätestens am Ende dieser Spielzeit einen gut dotierten neuen Kontrakt unterschreiben wird.