Jalen Hurts zeigt es allen Kritikern
Jalen Hurts ist die grosse Figur im 59. Super Bowl. Der 26-jährige Quarterback der Philadelphia Eagles belehrt seine Kritiker eines Besseren.
Im Moment des grössten Sieges denkt man oft auch daran, wo man herkommt. "Ich habe alle Erfahrungen mitgenommen, die guten und die schlechten, und daraus gelernt", sagte Jalen Hurts nach dem dominanten 40:22-Sieg im Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs. Dass Philadelphias Spielmacher seine Mitspieler und insbesondere die Defensive als wichtigsten Erfolgsfaktor hervorhob, zeigt seinen starken Charakter.
Hurts musste in seiner Karriere einige Tiefschläge einstecken. Einer der härtesten im Januar vor sieben Jahren, als er im Final der College-Liga in der Halbzeitpause ausgewechselt wurde. Für ihn kam Tua Tagovailoa aufs Feld und führte Alabama vom 0:13 zum 26:23-Sieg. Im anschliessenden Interview zeigte Hurts aber keine Spur von Groll oder Enttäuschung. "Er ist zu einem wichtigen Zeitpunkt eingesprungen und hat sein Ding durchgezogen", sagte Hurts über Tagovailoa. "Ich freue mich für ihn und für das Team."
Im Draft 2020 wurde Tagovailoa als zweiter Quarterback an fünfter Stelle von den Miami Dolphins ausgewählt. Hurts hingegen schaffte es nicht einmal in die erste Runde. Er musste bis zur 53. Position warten, ehe sich die Philadelphia Eagles etwas überraschend für den Quarterback entschieden. Dort war er zunächst nur als zweiter Ersatz hinter Carson Wentz und Nate Sudfield vorgesehen.
Ein Jahr später wurde Nick Sirianni neuer Headcoach der Eagles und Hurts zum "Starting Quarterback" ernannt. Sofort fielen seine Laufqualitäten auf, immer wieder suchte Hurts selbst nach Wegen, um die nötigen Yards zu erzielen. Kritiker erkannten darin aber auch eine gewisse Unsicherheit. Vor allem nach der vergangenen Saison mit 15 vom Gegner abgefangenen Pässen (Interceptions) sahen sie sich bestätigt: Hurts kaschiere mit dem Laufspiel seine Schwächen im Passspiel. Ein Narrativ, das sich verselbständigt hat.
Entsprechend wenig Kredit genoss Hurts vor der Neuauflage des Super Bowl 2023. Damals hatte er eine gute Leistung gezeigt, die allerdings von einem kostspieligen Ballverlust (Fumble) überschattet wurde. Sein Gegenüber, Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs, hatte im Final vor zwei Jahren nicht unbedingt die besseren Statistiken, erlangte durch den Sieg aber den Ruf, im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein.
Diesmal war es ganz anders: Während Mahomes mit seiner Offensive bis kurz vor Schluss kaum vorankam, fand Hurts immer wieder Wege, sein Team aus schwierigen Situationen zu befreien. Auffällig: Nicht das Lauf-, sondern das Passspiel machte den Unterschied. Und so stand Jalen Hurts am Ende als MVP des Spiels auf dem Siegerpodest und hielt die Lombardi Trophy in den Händen. "Ich kann nicht kontrollieren, was die Leute denken", sagte Hurts auf die Kritik an ihm angesprochen. "Aber wenn mich der Hass zum Titel führt, dann nur zu."